Enthusiasten, Menschenfreunde, Idealisten


 

In der deutschen Sprache werden zuweilen seltsame Begriffe gebildet. „Ehrenamt“ zum Beispiel ist so einer.
Das Grundwort „Amt“ hat gleich mehrere Bedeutungen: So ist es zum Beispiel für eine kirchliche Hauptmesse an Sonn- und Feiertagen, einen kommunalen Gemeindeverbund, eine staatliche Dienststelle oder aberb(vor allem in Norddeutschland) eine Gilde oder Zunft.

Am nächsten käme das Grundwort „Amt“ bei „Ehrenamt“ wohl die Status-Version: Eine von einem – da sagts der Name schon – Amtsträger bekleidete Stellung. Das wäre dann also ein Beamter, der vom Staatbesoldet wird. Ein Ehrenamtler wäre demzufolge eine Beamter ehrenhalber – möglicherweise mit einem opulenten Ehrensold…

Der Leser merkt: Irgendwie kann Sprache auch verwirren. Denn in der Realität ist das Ehrenamt eine Tätigkeit, die zwar notwendig ist, aber außer mit (kostenlosen) Ehren nicht vergütet wird. So könnte man die Ehrenamtler auch Gotteslohnarbeiter oder Null-Euro-Malocher nennen, was aber irgendwie despektierlich klingt.

Denn tatsächlich sind diejenigen, die ein Ehrenamt ausüben Enthusiasten, Menschenfreude, Idealisten.

 

Oft übernehmen Ehrenamtler Aufgaben, die eigentlich vom Staat zu leic´sten wären

Sie tun etwas, weil es getan werden muss – und das fast immer auch noch mit Freude. In einer Welt, in der alles ökonomisiert und monetarisiert ist und mehr oder weniger bizarre Abrechnungssysteme darüber wachen, dass selbst persönliche Zuwendung minutengenau abgerechnet wird, mag ein solches Handeln verwunderlich erscheinen. Tatsächlich aber würde die Gesellschaft ohne die unzähligen unentgeltlich Tätigen nicht nur um vieles Ärmer sein – sie würde schlicht nicht funktionieren.
Schon deshalb nicht, weil vieles von dem, was eigentlich eine öffentliche, also staatliche Aufgabe ist, heute von Freiwilligen unentgeltlich übernommen wird.

Es gibt wohl keinen Verein, der ohne Freiweilige existieren könnte. Unzählige Beratungsangebote werden ehrenamtlich unterbreitet; Grünanlagen von Anwohnern gepflegt, eine schon aufgegebene Bibliothek unentgeltlich von Bürgern der Umgegend weitergeführt, und die Berliner Feuerwehr wäre ohne die Unterstützung durch die freiwilligen Wehren aufgeschmissen.
Nein, ohne ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger liefe fast nichts in dieser Stadt.

Besonders deutliche wurde das, als eine von verantwortungslos agierenden Politikern kaputt gesparte Verwaltung im Zuge der sogenannte Flüchtlingskrise vollends zusammenbrach und es vor allen den Zehntausenden spontanen ehrenamtliche Helfern zu danken war, dass zu keiner Katastrophe kam.

Ein Teil der Strukturen, die sich damals gebildet haben, arbeiten bis heute. Zwei ehrenamtliche Helferinnen, die sich um die Intergration von Flüchtlingen kümmern, zählen zu den Preiträgern des diesjährigen Ehrenamtspreises der Bezirksverordnetenversammlung von Pankow – die eine wurde in Deutschland geboren, die andere in Syrien.

Insgesamt wurden sechs Preise verliehen – ausgewählt aus 34 Nominierungen. Die Preisträger erhielten eine Urkunde, eine kleine Prämie und durften sich ins „Goldene Buch“ des Bezirks Pankow eintragen.

 

Montaha Saloom

 


 

…ist Leiterin der Selbsthilfegruppe arabisch sprechender geflüchteter Frauen „Bittula“ („Rosen“) im Frauenzentrum Paula Panke e.V.
Sie kam im Jahr 2015 aus Syrien nach Deutschland, lernte nicht nur sehr schnell deutsch, sondern fand sich auch schnell in den für sie neuen Strukturen zurecht. Um auch anderen arabisch sprechenden Frauen das Zurechtfinden in ihrer neuen Umgebung zu erleichtern, bietet sie Beratungen zu persönlichen und familiären Problemen an und organisiert Informationsveranstaltungen zu Themen wie Sprachförderung, Orientierung im Ausbildungs- und Schulsystem oder Fragen zum Gesundheitssystem an.
 


 

 

Corina Heinsmann

 


 
…ist, seit das „Refugium Buch“ im Jahr 2015 eröffnet wurde, engagierte ehrenamtliche Helferin in dieser Gemeinschaftsunterkunft.
Anfangs bei Sammeln von Sachspenden, dann bei der Organisation von Ausflügen, bei der Kinderbetreuung und bei vielerlei Hilfen im Alltag – vom Internetanschluss bis hin zu Ämtergängen mit Bewohnern des „Refugiums“ und Wohnungsbeschaffung. Sie hat es geschafft, bisher acht Wohnungen bei verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften an Menschen aus der Bucher Unterkunft zu vermitteln.
 

 

 

Susanne Ott

 


 
…steht dem Verein im SHIA e.V. seit 19 Jahren ehrennamtlich als Beraterin in familienrechtlichen Fragen in zur Verfügung.
 

 

 

Savira Pervaiz

 


 
…wurde für ihr ehrenamtliche Engagement im Bereich der Antidiskriminierungsarbeit besonders in Bezug auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Jugendnetzwerk Lambda BB e.V. geehrt.
Sie ist dort seit vier Jahren engagiert, schnell Gruppenleiterin und sitzt heute im Vorstand des Vereins.
 


 

 

Freunde des Mauerparks e.V.

 


 
…erhielt den Preis für die Gestaltung des Mauerparks als einen völkerverbindenden, friedlichen Ort des gemeinschaftlichen Zusammenlebens.
Seit vielen Jahren kümmern sich die Freunde des Mauerparks um die Gestaltung des Parks, versuchen Probleme, die mit Anwohnern auftreten, zu lösen und sind in den Sommermonaten Sonntag für Sonnatg mit einem Infostand präsent.
Großen Anteil hat der Verein auch an der Wandlung der jährlichen Walpurgisnacht von einem mehr oder weniger gewalttätigen Krawalltermin zu einer friedvollen Familienveranstaltung.
 

 

 

Helferinnen und Helfer sowie Jugendhelferinnen und Jugendhelfer des Technischen Hilfswerkes Ortsverband Pankow

 


 
…erhielten den Preis für ihr ehrenamtliche Engagement und ihre Einsatzbereitschaft in besonderen Notlagen.
Das Technische Hilfswerk(THW) ist für die Behebung fast aller Katastrophelagen zuständig. So gibt es verschiedene Bergungsgruppen, eine Fachgruppe Brückenbau, eine Fachgruppe Trinkwasserversorgung, eine Fachgruppe Notinstandsetzung, eine Fachgruppe Ölschäden…
Aber auch leichtere Aufgaben, wie das Aufstellen eines größeren Weihnachtsbaumes vor dem Bundeskanzleramt werden von ihnen geleistet.
Das THW besteht nur aus einem Teil von hauptamtlichen Mitarbeitern. Die 75 Männer und Frauen sowie 24 Helfer der Jugendgruppe des Ortsverbandes Pankow haben in ihrer Freiezeit eine Grundausbildung absolviert und sich für eine der vielen Fachgruppen spezialisiert. Um helfen zu können, wo es nötig ist. So zum Beispiel in diesem Jahr beim großen Stromausfall in Köpenick.

 


 

 

Max Freude

 
 

 
Der elfjährige Pianist von der Pamkower Musikhochschule Bela Bartok erhielt zwar (noch) keinen Ehrenamtspreis – aber für die musikalische Umrahmung der Feierstunde spendierte ihm die BVV zwei Kinokarten

 

Impressionen von der Veranstaltung


 



No comments.

Kommentar schreiben

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu. Danke!

Datenschutzerklärung
Social Media Auto Publish Powered By : XYZScripts.com