„Ich kann nicht alles wissen“

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Nein, das da auf dem Foto ist keine landwirtschaftliche Nutzfläche. Und der Mann, der da etwas verloren auf dem wie ein Acker aussehenden Platz steht, ist auch nicht Bauer Lindemann nach erfolgreicher Kartoffelernte.

Zu sehen ist der Rasenplatz des Pankower Kissingenstadions mit einem etwas irritiert wirkenden Vorsitzenden des FSV Fortuna Pankow. Irritiert über die für den Platz zuständige Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD)

engerVor ungefähr zwei Jahren, erzählt Fortuna-Chef Ralf Schikowski, wurde der Platz unbespielbar. Der Grund: In Krähenkreisen hatte es sich herumgesprochen, dass unmittelbar unter der Grasnarbe ein reichhaltigen Angebot von Engerlingen bereitlag.
Also strömte das Federvieh in Scharen auf den Platz und wühlte sich mit kräftigen Schnäbeln durch den Boden. Bald schon war der Rasen umgepflügt und für den Fußballsport nicht mehr zu gebrauchen.
Eine Sanierung scheiterte erst einmal am Geld. Also an dem, das nicht da war.
Doch nicht nur der Verein, auch der Berliner Fußballverband (BFV) drängte darauf, dass etwas passiert, denn Sportplätze sind rar und irgendwo müssen die Punkt-, Pokal- und sonstigen Spiele ja ausgetragen werden.
Anfang dieses Jahres kam aus dem Bezirksamt endlich die freudige Nachricht: Es stehen Mittel aus dem Berliner Schul- und Sportstättensanierungsprogramm bereit. Innerhalb von vier Woche, so die Botschaft, wäre die Sache erledigt.

Aber wir leben ja in der Stadt des Flughafens BER beziehungsweise der Staatsoper beziehungsweise der Berliner S-Bahn etc. pp.

bulldozerEigentlich sollten die Arbeiten im Mai beginnen.
Doch zu diesem Zeitpunkt, berichtet Ralf Schikowski, wurde erst einmal die Ausschreibung für das Projekt in die Wege geleitet.
Nach Gesprächen mit dem Bezirksamt kam man schließlich überein, dass der Platz zum Saisonbeginn, spätestens aber zum 70. Vereinsjubiläum am 3. September wieder bespielbar sein soll.
Die Wochen vor dem Fest befand sich Ralf Schikowski auf einer Kur. Als er am 2 September zurückkehrte, sah der einstige Rasenplatz wie ein Acker aus: Die Grasschicht war abgetragen, am Rand des ehemaligen Spielfeldes stand eine Baumaschine. Schikowskis Vereinsfreunde erzählten ihm, dass der Bulldozer da schon eine ganze Weile steht ohne dass er bewegt worden wäre, denn die Arbeiten würden schon seit Tagen ruhen. Warum, wusste niemand zu sagen.
 

Peinlich berührt

Am Tag des Jubiläums kam natürlich auch Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz auf den Kissingensportplatz, um die Glückwünsche des Bezirksamtes zum siebzigjährigen Bestehen des FSV Fortuna zu überbringen.

„Sie war völlig erstaunt, dass der Platz noch immer nicht fertig war – trotz ihrer eigenen Zusage“, berichtet Fortuna-Chef Ralf Schikowski. Sie sei offenbar mit der Überzeugung erschienen, dass der Platz fertig saniert und wieder bespielbar ist. Und so wusste sie auch nicht zu sagen, warum die Arbeiten ruhen. Die Anwesenden – darunter Vertreter des Berliner Fußballverbandes – sollen, je nach Temperament, peinlich berührt zu Boden geschaut oder sich mühsam das Lachen verkniffen haben.

Erstaunt: Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD)

Erstaunt: Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD)

Im Gespräch mit der Prenzlberger Stimme bestätigte Lioba Zürn-Kasztantowicz ihre Unkenntnis am Jubiläumstag. Und sie nannte dafür eine bemerkenswerte Begründung: „Ich kann nicht alles wissen, was in meiner Abteilung passiert.“

Immerhin konnte sie zwischenzeitlich in Erfahrung bringen, warum es auf dem Kissingensportplatz nicht weitergeht: Im Erdreich wurden erneut Engerlinge gefunden. Würde nun ein neuer Rasen aufgebracht, besteht die Gefahr, dass die Krähen den Platz binnen kurzem wieder zerwühlt hätten. Derzeit überlege man noch, wie man sich des Gewürms dauerhaft entledigen könne. Wann der Platz tatsächlich fertiggestellt wird, sei derzeit nicht auszumachen.

Warum der Verein über die Sachlage nicht informiert wurde, wusste die Stadträtin nicht zu sagen. Sie prüfe derzeit, so Lioba Zürn-Kasztantowicz zur Prenzlberger Stimme, ob es tatsächlich eine Kommunikationspanne gegeben habe.

 

Kennen Sie den?

Kommt ein Regierender Bürgermeister mit Sack und Pack zum Flughafen BER und will in den Urlaub fliegen. „Aber Herr Bürgermeister, der Flughafen ist doch noch gar nicht fertig!“ – „Nicht?“ – „Nein.“- „Wirklich nicht?“ – „Na hörnse mal, das Projekt liegt doch in Ihrem Verantwortungsbereich!“ – „Ja, schon. Aber ich kann doch nicht alles wissen…“

 

krähe

 



4 Kommentare zu “„Ich kann nicht alles wissen“”

  1. Herbert

    Sep 07. 2016

    Ja klar, da ist die Stadträtin bestimmt ganz persönlich verantwortlich, dass sie nicht informiert wurde. RIIIIEEESEN Skandal.

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    • von ODK

      Sep 07. 2016

      Nö. Kein Riesenskandal. Es zeigt nur, dass die Organisation in ihrer Abteilung nicht so funktioniert, dass die entsprechenden infos bei ihr auch ankommen. Und verantwortlich für die Organisation ist nun mal die Stadträtin

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  2. Sven K.

    Sep 08. 2016

    In diesem Amt funktioniert nie etwas.
    Der Bereich Schule ist eine noch größere Katastrophe.
    Frau Zürn-K. weiß viel mehr als sie sagt. Sie kann sie jedoch gut dumm stellen und hat auch kein Problem vor Journalisten die Wahrheit zu verdrehen. Ständige Taktik, die leider funktioniert hat.
    Bye Bye Fr. ZK. Es kann nun eigentlich nur besser werden.
    Oder vielleicht doch nicht? Das kommt auf die Wähler an.

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  3. Nachbar

    Sep 08. 2016

    diese stadträtin ist der in inbegriff für überforderung, versagen, inkompetenz, katastrophe ….schade um jeden cent der rund 7.000 euro monatlich, die sie verdient

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