Anwohner-Initiative Thälmannpark: Keine Wohn- und Schulneubauten auf verseuchtem Boden!

 

In einem „Offenen Brief“ an Bezirksbürgermeister Sören Benn (Die Linke) fordert die Anwohnerinitiative (AI) Thälmannpark, die Zählgemeinschaftsvereinbarung von Linkspartei Grünen und SPD in Sachen Randbebauung des Wohnviertels zu ändern und auf eine Wohnbebauung rund um das ehemalige Gaswerksgelände zu verzichten.

Die Linkspartei war mit einer solchen Forderung in den Wahlkampf gezogen, konnte sich jedoch damit bei den Verhandlungen zur Zählgemeinschaft gegen die Baubefürworter Bündnis90/Die Grünen und SPD nicht durchsetzen. Der Formelkompromiss in der bezirklichen Kooperationsvereinbarung der drei Parteien lautet daher: „Am Ziel der Errichtung von Wohnungen wird festgehalten. Die Herstellung eines Grünzugs von der Prenzlauer Allee bis zum Anton-Saefkow-Park wird in die Planungen integriert. Über Wege und Verfahren wird im weiteren entschieden.“

 

Hinterlassenschaften des Gaswerkes verteuern Bauen um Millionen

Die Verfasser des Offenen Briefes verweisen unter anderem auf die hohen Kosten und gesundheitlichen Risiken, die eine Wohnbebauung auf dem durch den hundertjährigen Betrieb des früher auf dem Gelände des Wohnparks befindlichen Gaswerkes mit sich bringen.

Unter dem Parkplatz Gift und krebserregende Stoffe

So hatte Stadtentwicklungsstadrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) während der Märztagung der Pankower Bezirksverordnetenversammlung auf eine entsprechende Anfrage des Bezirksverordneten Matthias Böttcher (SPD) mitgeteilt, dass bei Bodenuntersuchungen sowohl auf dem vom Bezirk für Wohnbebauung favorisierten Gelände an der Lily-Henoch-Straße, als auch auf den potenziellen Erweiterungsflächen der Schule am Planetarium „Überschreitungen des Prüfwertes für den Pfad Boden-Mensch durch die Parameter PAK und Cyanid“ festgestellt wurden.
Um gesundheitliche Schäden sowohl beim Bau, als auch bei der Nutzung von Wohnungen und Schuleinrichtungen zu vermeiden, so der Stadtrat im März vor der BVV, werde „der Einsatz von Bohrpfahlgründungen empfohlen.“ Die voraussichtlichen Mehrkosten veranschlagte Kuhn auf rund 1,6 Millionen Euro.

Kontaminierter Spielplatz: Geplante Sanierungskosten versiebenfacht

Die AI Thälmannpark hält diese Kostenschätzung für zu niedrig und verweist auf die Sanierung eines kontaminationsgefährdeten Spielplatzes im Thälmannpark: War das Bezirksamt von 60.000 Euro Sanierungskosten ausgegangen, so belief sich die Summe nach Abschluss der Sanierung auf knapp 400.000 Euro – also mehr als das Siebenfache.

Die Anwohnerintiative plädiert daher, auf die Wohnbebauung in der Lily-Henoch-Straße ganz zu verzichten und für die Erweiterung der Schule anstelle des ehemaligen Gaswerksgeländes die Immobilie des geschlossenen Vivates-Krankenhauses zu nutzen.

 

Denkmalschutz auch für die westliche Hälfte des Parks

Die eingesparten Kosten sollten nach Vorstellung der Anwohner zum Ankauf des ehemaligen Güterbahnhofs Greifswalder Straße genutzt werden, auf dem ein privater Eigentümer mehrheitlich hochpreisige Wohnungen bauen lassen will.

Desweiteren fordern die Anwohner, der Bezirks möge sich dafür einsetzen, dass auch der westliche teil des Wohnparks bis hin zur Prenzlauer Allee einschließlich des Planetarieums unter Denkmalschutz gestellt wird.
Um dem vom Bezirk lange vernachlässigten Park wieder aufzuhelfen, sei ein Parkpflegewerk zu erarbeiten und zeitnah zu realisieren. Darin eingeschlossen sein müsse die technische Realisierung der Versorgung des Parkteichs mit Stadtwasser und die die Beregnung der Grünflächen.
Der Teich wird seit Jahren von den Anwohnern gepflegt und gewartet – das dafür benötigt Frischwasser wird ebenfalls von den Anrainern privat finanziert.

 

Die BI Thälmannpark hatte bereits im Januar einen mit über 1.700 Unterschriften gestützten Einwohnerantrag in die BVV eingebracht, in dem unter anderem die Nutzung des Gürterbahnhofareals für die Errichtung dringend benötigter kommunaler und sozialer Infrastruktur wie Kitas, Sport- und Spielplätze etc. gefordert wird. Der Antrag wurde seinerzeit zur Beratung in den BVV-Ausschuss für Stadtentwicklung überwiesen und soll dort im Sommer noch einmal auf der Tagesordnung stehen

 

Links zu den Dokumenten:

Offener Brief
Stellungnahme von Stadtrat Kuhn zum verseuchten Untergrund
Einwohnerantrag „Grünzug“

 

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9 Kommentare zu “Anwohner-Initiative Thälmannpark: Keine Wohn- und Schulneubauten auf verseuchtem Boden!”

  1. Der Einwohnerantrag stand in der letzten Ausschusssitzung auf der Tagesordnung, musste allerdings vertagt werden, da kein*e Vertreter*in der Anwohnerinitiative anwesend war.

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  2. Für die Einladungen bin ich nicht zuständig, allerdings sind alle Sitzungstermine bis einschließlich März 2018 veröffentlicht und die konkrete Tagesordnung ist auch jeweils 7 Tage vorher online einsehbar.

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  3. Vergessen einzuladen ist falsch. Die Vertreter sahen sich vielmehr allesamt nicht in der Lage teilzunehmen und haben abgesagt.?

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  4. Torsten

    Jun 05. 2017

    Die Anwohner handeln nach dem St. Florians Prinzip. Hilfe unser Parkplatz soll bebaut werden. Obwohl im Thälmannpark Platz ohne ende ist, gibt man sich hier Mimosenhaft, wenn mal eine Ecke für zB einen Schulbau oder Wohnbau genutzt werden soll, anstatt man froh ist, das dann auch die Schadstoffe entfernt werden.

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    • von ODK

      Jun 05. 2017

      Die Schadstoffe sollen laut Senat und Bezirksamt nicht entfernt werden. Deshalb werden ja Pfahlbauten in Betracht gezogen, die einen Aushub des Bodens überflüssig machen.

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