Mit dem Wohlstand in Prenzlauer Berg scheint es auch rapide bergab zu gehen.
Sah man früher ganze, durchaus noch brauchbar erscheinende Wohnungseinrichtungen mit dem meist handschriftlich verfassten Zettel „zu verschenken“ auf den Bürgersteigen herumstehen, ist in letzter Zeit nur noch Sperrmüll zu entdecken.
Der neueste Renner: Matratzen.
Doppel-oder einsamliegig, mit und ohne einschlägige Flecken, ausgebreitet oder zusammengerollt – der Stadtteil verkommt ein wenig zum Matratzenlager. Nur selten sind dagegen noch Möbelrudimente zu entdecken, dafür zuweilen schon stink-normale Müllhaufen.
Der Bezirksverordneten Manja Schreiner von der CDU-Fraktion in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) stinken diese Haufen offensichtlich sehr. Also reichte sie eine Kleine Anfrage an das Bezirksamt ein.
Das wäre jetzt nicht weiter bemerkenswert, wenn sie nicht eine tiefere Ordnung in der Unordnung, eine Systematik hinter den anarchischen Ablagerungen voraussetzen würde. Doch das Bezirksamt musste verneinen:
„Wiederkehrende Müllplätze können im Bezirk, abgesehen von Bereichen rund um die im Bezirk aufgestellten Wertstofftonnen, nicht definiert werden. Vielmehr findet die illegale Müllentsorgung im gesamten Bezirk auf allen Straßen und in Grünanlagen statt.“
Wo Anarchie in der Geographie herrscht, sind logischerweise auch Größenordnungen schwer zu bestimmen. Da konnte das Bezirksamt bei der Frage nach dem Umfang einer gemeinen illegalen Müllhalde nur die Hände heben:
„Die Größe der Ablagerungen variiert generell. Es können eine Couch aber auch mehrere Elektrogeräte, Möbelstücke etc. an einem Ort abgestellt sein. In der Regel umfasst die Müllmenge 1 – 3 Kubikmeter.“
„In der Regel“ meint wohl „im Durchschnitt“, denn Anarchie kennt keine Regeln. Und es sind ihr auch keine beizubringen. Nicht einmal durch das Aufstellen von Verbotstafeln, nach denen Manja Schreiner fragt.
„Aktuell werden keine Verbotsschilder aufgestellt, da (…) Schwerpunkte für illegale Müllablagerungen nicht erkennbar sind.“
Aber so, wie es keine Regel ohne Ausnahme gibt, hat auch jede Anarchie ein Kontinuum:
„Im Übrigen finden illegale Müllablagerungen in den Nachtstunden und damit außerhalb der Dienstzeiten des Ordnungsamtes statt.“
Ullrich Shweitzer via Facebook
Nov 01. 2017
es wird einfach das sein, was nicht mehr in den Robben gepasst hat