Ausgesperrte JuLis


 

Die Anekdote ist bekannt: Im seinen Zeiten als Vorsitzender der Jungsozialisten (Jusos) kam Gerhard Schröder nach einem wohl heftig ausgefallenen Umtrunk am Bonner Kanzleramt vorbei. Plötzlich überkam es ihn. Er lief auf das verschlossene Eingangstor zu, ergriff die Gitterstäbe, rüttelte heftig am Tor zur Macht und rief: „Ich will hier rein!:“ Der Rest ist Geschichte.

Ob einer von den heutigen Berliner Jungliberalen (JuLis) mal Pankower Bürgermeister werden will – und wird – ist noch nicht ausgemacht.
Zumindest rüttelten am vergangenen Sonnabend auch einige von ihnen an den Gitterstäben eines verschlossenen Tores – jenes des Bezirksamtsgeländes zwischen Prenzlauer Allee und Fröbelstraße. Sie wollten da rein.

Denn der Landesverband der FDP-Nachwuchsorganisation hatte den Saal der Bezirksverordnetenversammlung für seine Landeskonferenz gemietet. Zwei Tage sollte die Veranstaltung dauern – und am Freitag lief auch alles glatt.

Doch als die Jung-FDPler am Samstag ihr Treffen fortsetzen wollten, war das Tor fest verschlossen. Wie die JuLis berichten, hatte das Bezirksamt „nach Auskunft der zuständigen Sicherheitsfirma, welche den Saal hätte aufschließen müssen, versäumt, diese darüber zu informieren. Die Sicherheitsfirma verweigerte sodann den Zugang zu den Räumlichkeiten.“

Das pikante daran: Für die Vermietung von bezirklichen Räumlichkeiten ist die „Serviceeinheit Facility Management“ zuständig – und die untersteht direkt Bezirksbürgermeister Sören Benn.

Entsprechend barsch reagierten die JuLis nun einer Pressemitteilung. Darin erklärt deren Landesvorsitzender David Jahn in etwas verquastem Deutsch:

„Ich bin gänzlichst entsetzt über dieses Totalversagen des Pankower Bezirksamtes.(…) Offenbar ist die Pankower Verwaltung nicht einmal mehr zu den einfachsten Dingen, wie das Umsetzen eines Mietvertrages, in der Lage. Man muss sich große Sorgen über die Geschicke des Bezirks Pankow machen, wenn schon grundlegenden Pflichten nicht mehr nachgekommen werden kann.“

Wenn das mal keine gänzlichst verklausulierte und grundlegende Ankündigung zur Übernahme des Pankower Bürgermeisteramtes ist…

Dennoch: Man sperrt keine JuLis aus. Und schon gar nicht im Juli.

 

Foto: Jungen Liberale Berlin

 



Kommentar zu “Ausgesperrte JuLis”

  1. Hans J. Seppel

    Jul 16. 2018

    Tatsächlich liegt das Facility Management in der Zuständigkeit des CDU-Stadtrates Kühne, ein Blick auf die BA-Seite genügt: https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/bezirksamt/dr-torsten-kuehne/

    Aber vielleicht hatte ja der zuständige AfD-Stadtrat keine Lust auf die JuLis und hat das Ordnungsamt angewiesen, immer artig das Tor zu schließen. Am Wochenede springt da ja normalerweise niemand rum.

    Die Liegenschaft wiederum gehört der Berliner Immobilienverwaltung, die für die Umsetzung von Aufträgen zuständig ist. Auch für die Öffnung von Zugängen und das Sicherheitspersonal. Vielleicht hat auch der Senat seine Finger im Speil.

    Soviele Möglichkeiten. Glatte Überforderung der JuLis.

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