Geht’s dem Eisenbahndenkmal an den Kragen?

 

Die Tage des vom Eigentümer Kurt Krieger vorsätzlich dem Verfall preisgegebenen Denkmalensembles am S-Bahnhof Heinersdorf sind offensichtlich gezählt.

Auf der nächsten Tagung der Bezirksverordnetenversammlung werden die die Fraktionen der Zählgemeinschaft von Linken Grünen und SPD einen Antrag einbringen, in dem das Bezirksamt aufgefordert wird, „
Für die dringend benötigte Gemeinschaftsschule wird die in der Grundsatzvereinbarung mit der Firma Krieger Handel SE vom 25. April 2018 im § 3 mit ‚F‘ bezeichnete Fläche östlich der Prenzlauer Promenade als Standort vorgesehen. Im bezeichneten Bereich sind im B-Plan ebenfalls die Straßenbahntrasse Pankow-Heinersdorf-Weißensee, der Panke-Trail sowie eine auf die Mindestbreite begrenzte Erschließungsstraße für das Gelände des Pankower Tors und ausreichend Fläche für den Fußverkehr vorzusehen.“
 

Rundlokschuppen als überdachte Straßenbahn-Wartehalle?

Die Fläche „F“ („Ostfläche“, siehe Karte) ist der Standort der historischen Eisenbahnbauten. Sie umfasst insgesamt (mit dem schmalen „Flaschenhals“) nach Norden eine Fläche von rund sechseinhalb Hektar.
Die vorgesehene Gemeinschaftsschule mit einer dreizügigen Grundstufe, einer vierzügigen Sekundarstufe I und einer zweizügige Sekundarstufe II sowie einer eine Sechs-Feld-Sporthalle hat laut Pankower Stadtentwicklungsabteilung allein schon einen Platzbedarf von drei Hektar. Rechnet man dann noch den im Antrag geforderten Panke-Trail (Radwanderweg), die Straßenbahntrasse und die geforderte „ausreichende Fläche für den Fußverkehr“ dazu, dürfte für die Denkmalsbauten nichts mehr übrig bleiben. Es sei denn, man funktioniert den Rundlokschuppen zur überdachten Straßenbahnhaltestelle um.

 


 

Langwieriges Klötzchenschieben

Ursprünglich sollten einmal zwei Schulen auf dem Gelände des ehemaligen Güter- und rangierbahnhofs enstehem – eine am S-Bahnhof Pankow (dort wo der überdimensionierte rote Kiosk steht und eine zweite am S-Bahnhof Heinersdorf.
Eine Untersuchung hatte jedoch ergeben, dass der Platz auf Pankower Seite einerseits nicht ausreichend groß ist und dazu die unmittelbar benachbarte Bahntrasse gegen einen Schulbau spricht. Auch auf Heinersdorfer Seite fehlte der entsprechende Platz – eben weil dort die denkmalgeschützten Bauten stehen.

Schließlich ließ man die Idee, zwei Schulen zu bauen, fallen und fixierte sich auf eine Gesamtschule in der Mitte des Geländes. Doch der einzige Platz, den Eigentümer Krieger dort zur Verfügung stellen wollte, barg ein unterirdisch verlaufenden Bahn-Elektrokabel, das nicht überbaut werden darf. So fiel der Blick wieder auf das Grundstücksteil am Heinersdorfer S-Bahnhof.

Für Eigentümer Krieger wäre das ein Millionengeschäft. Denn obwohl grundsätzlich zum Erhalt der Denkmalbauten verpflichtet, ließ er das Ensemble ein Jahrzehnt lang verfallen. Im Januar verurteilte ihn das Berliner Verwaltungsgericht zur baulichen Sicherung des Rundlokschuppen auf den 1890er Jahren und des dort ebenfalls befindlichen ehemaligen Sozialgebäude aus dem Jahr 1960.
 

Das letzte Wort haben die Denkmalschutzbehörden

Den auch noch auf dem Gelände angesiedelten Ringlokschuppen nahm das Gericht aus, weil unmittelbar an seiner Außenwand Die Fernbahntrasse ihre Gleise hat, was nach Ansicht des Richters eine unzumutbare Gefahr für einen Bautrupp darstellt.Der Gerichtsentscheid ist zwar noch nicht rechtskräftig, aber da sich das Gericht ausdrücklich darauf bezog, dass Krieger das Gebäudeensemble vorsätzlich verfallen ließ, liegt es nahe, dass er in einem weiteren verfahren auch zur Wiederherstellung der denkmalgeschützten Bauten verpflichtet werden könnte – was für ihn durch aus Kosten im zweistelligen Millionenbereich bedeuten könnte.
Gibt er das Grundstück mit den drei Ruinen an den Bezirk ab, ist er zugleich auch alle Verpflichtungen bezüglich des Denkmalerhalts los.

Eine Hürde müsste allerdings erst noch überwunden werden: Die Entwidmung der Denkmäler. Das aber können weder BVV noch Bezirksamt oder Senat beschließen, das ist Sache der Denkmalschutzbehörden. Und die sind in Berlin von politischen Entscheidungen unabhängig und nicht weisungsgebunden.

 



16 Kommentare zu “Geht’s dem Eisenbahndenkmal an den Kragen?”

  1. Oder eine Kombi…Markthalle mit Gemälde…Cafe-Bar und Marktständen…wäre sehr schade

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  2. Alle Jahre wieder… oder kann man hier schon sagen, neuer Monat, altes Leid? Traurig ist es allemal, da in dieser Zeit, woanders ganze Städte gebaut werden ….
    Und das schlimmste daran ist, dass da auch noch alles funktioniert …

    BERLIN, ick liebe dir?

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  3. Naaaja, hab mir das auch mal etwas intensiver angesehen, wie lange geht das Geraufe um das Pankower Tor jetzt schon?
    20 Jahre???
    Selbst die Bahn hat das Gelände über Jahre verrotten lassen, nuja, wenn sich denn schon ein Investor findet, der da was halbwegs vernüntiges draus machen will, sollte auch ein Mindestmaß von Kompromiss möglich sein!
    Ansonsten knickt ja unsere Politik derzeit auch vor jeder „Heuschrecke“ ein!
    Und als reines „Hundeauslaufgebiet“ is das Gelände echt zu groß und „etwas zu gut“ erschlossen mit der S-Bahn nebenan!

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  4. Kai Lau??

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  5. Krieger besitzt das Gelände „erst“ seit 2009. Verfallen war es vorher schon und da gehörte es noch anderen aber die tragen natürlich keine Verantwortung. Ich hätte eine Idee für das Teil: Eine schöne Markthalle für Pankow. Durch die direkte Anbindung könnten viele Erzeuger aus Brandenburg mit ihren Waren kommen und müssen nicht durch die halbe Stadt.

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  6. Ideal für Kinder, ein super Platz für einen Indoor Spielplatz.

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  7. Es wäre schade, den Lokschuppen abzureißen, eine Markthalle währe doch erwägenswert.

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  8. Schande fuer alle Beteiligten !!!!! ???☹️?

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  9. Ying Yang via Facebook

    Nov 30. 2019

    Den Lockschuppen auf jeden Fall erhalten,es wurden schon genug alte Bauten im Ostteil abgerissen.Das Grundstück hätte nur verkauft werden dürfen wenn der Eigentümer sich verpflichtet hätte den Lockschuppen zu erhalten. Wofür gibt es den Denkmalschutz sonst ?Kauft eine Privat Person ein Fachwerkhaus oder ein anderes was unter Denkmalschutz steht,gibt es so viele Auflagen ,so das man am besten jeden raus gezogenen Nagel wieder verwenden muss.Aber hier geht es wahrscheinlich wieder um Profit macherei und Macht kämpfe unter den Parteien. Im übrigen die Idee Gewerbe anzusiedeln wäre sehr gut,bei den Borsighallen hat es auch funktioniert Alt und neu vereint.

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  10. wurde der nicht verpflichtet das Ding zu erhalten?

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  11. Warum setzt sich der Bezirk nicht endlich für eine zügige Bebauung ein?
    Seit 25 Jahren verhindert der Bezirk die Bebauung und kommt ständig mit neuen Wünschen

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  12. Hätte man den Lokschuppen vor 12 Jahren schon mal wenigstens grob gesichert, wäre er jetzt nicht in so einem desolaten Zustand.

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