Parklücken besetzen

 

Es läuft etwas verkehrt mit dem Verkehr. Beziehungsweise mit den Autos, die ihn verursachen. Mit dem Raum, auf dem er stattfindet. Beziehungsweise ruht.
Wer beispielsweise einen Parkplatz sucht, muss sich darauf verlassen können, dass andere Autos zu diesem Zeitpunkt auf den Fahrbahnen unterwegs sind. Sonst wird das nix. Parkplatz-Bingo eben.

Insofern war der Zeitpunkt – Freitagnachmittag, Zeit des heimwärts rollenden Berufsverkehrs – für den „Parkplatz-Day“ gut gewählt. An diesem Aktionstag, der diesmal im Rahmen der von Berlin mitgetragenen „Europäischen Woche der Mobilität“ stattfand, besetzen Menschen einen freien Parkplatz um ihn… tja… – zweckzuentfremden.

Zum Beispiel zum Kaffeetrinken und Kuchenessen. Oder um mal nachzuschauen, wie es aussehen könnte, wenn der Verkehr aus der Straße, in der man nun eingekeilt zwischen parkenden PKW sitzt, so gut wie verschwunden wäre.

Einige Anwohner der Gneiststraße taten in der glücklich gefundenen Lücke genau das.

Denn ihre kleine, mit Kopfsteinen gepflasterte Straße, durch die immer mehr und immer mehr größere von und zur Schönhauser Allee Autos rollen, wäre – im Falle eines Falles – Teil eines „Kiezblocks“, in dem der fließende Verkehr weitgehend draußen bleiben würde.

Am Tag zuvor hatte darüber der Verkehrsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung beraten – und sich erst einmal vertagt. Aber man wird ja mal träumen dürfen.

In der Hagenauer Straße, konnten sich die Parkplatzbesetzer etwas mehr Platz verschaffen.

Auch hier wollen die Anwohner, dass ihre Straße etwas mehr wird, als nur eine Transitstrecke für Stadtreisende und der Untergrund für rollende Blechkisten.

Eine „Klimastraße“ soll die Hagenauer werden, mit reichlich Bäumen am Straßenrand, möglichst gar keinen Durchgangsverkehr mehr, dafür ausreichend Platz für spielende Kinder, Platz auch für Begegnungen im Kiez, weniger Abgase und mehr Ruhe.

Da aber die Initiatoren nicht genau wussten, ob das alle – oder doch zumindest die Mehrheit – der Anwohner das auch will starteten sie im Frühjahr eine Umfrage. Der Rücklauf war mit 20 Prozent beachtlich und das Votum eindeutig.

Nun sollen die Senatsverwaltung für Umwelt und verkehr und das Bezirksamt Pankow mit ins Boot kommen, denn ohne eine willige Verwaltung wird es weder Grün noch Ruhe geben.

In der Fehrbelliner Straße am Teutoburger Platz war noch mehr Platz. Hier herrschte am Freitag fast Volksfeststimmung, Musik, Trommeln und Infotische von Pankower Fahrradaktivisten zeigten, dass hier Leute zusammengefunden haben, die den Verkehr im Bezirk umkrempeln wollen.
 

Heute: empfohlené Autofreiheit und angeordnete Spielstraßen

Am heutigen Dienstag soll nun der ganz große Wurf der „Mobilitätswoche“ folgen. Nicht mehr Parkplätze, sondern Fahrbahnen sollen zweckentfremdet werden. Durch „temporäre Spielplätze zum Beispiel. Jene kinderfreundliche Einrichtung, für die deren Realisierung die Pankower Verwaltung regelmäßig Jahre braucht, wurden vom Senat für den heutigen Tag stadtweit angeordnet. Sechs davon werden von 14 bis 18 Uhr in unserem Bezirk zu finden sein. Und zwar in der

Bötzowstraße, zwischen John-Schehr- und Danziger Straße

Gneiststraße, zwischen Greifenhagener Straße und Schönhauser Allee

Göhrener Ei

Jacobsohnstraße, von Nr. 1 bis Nr. 17

Tassostraße, zwischen Pistorius- und Charlottenstraße

Templiner Straße, zwischen Zionskirch- und Schwedter Straße
 
Ach ja, ein autofreier Tag wurde seitens des Senats auch verkündet. Nicht als Anordnung, sondern als Empfehlung. Aber eine solche Empfehlung hatte der Senat im vergangenen Jahr auch ausgesprochen…

 

 



27 Kommentare zu “Parklücken besetzen”

  1. Fritz Bocks

    Sep 22. 2020

    Wenn es keine Auto gäbe, gäbe es jede Menge Platz auf der Straße und auch jede Menge Platz im Steuersäckl der Stadt und des Bezirks. Hat man sich mal überlegt, wie die Steuerausfälle ausgeglichen werden sollen? Vielelicht durch Besteuerung der Radfahrer oder Fußgänger? Wie hoch waren noch mal die Einnahmen allein durch Parkraumbewirschaftung? Kampmann rechercieren Sie!

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    • von ODK

      Sep 22. 2020

      Ach ja…
      Haben Sie mal versucht nachzurechnen, wie hoch die Kosten des Autoverkehrs sind? Für die Erneuerung der Fahrbahnen zum Beispiel, für die Beseitigung der Unfallschäden, die Kosten dfür die Genesung der Unfallverletzten. Die Verkehrstoten, die regelmäßig durch Autofahrer – und nicht durch Fußgänger oder Radfahrer verursacht werden? Oder die Kosten für die Umweltschäden, die Verbrenungsmotoren nun einmal verursachen? Und nein, das ist längst noch nicht alles.

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      • Fritz Bocks

        Sep 24. 2020

        Wäre mal eine interessante Kalkulation. Dazu zu rechnen wären dann die Steuereinnahmen durch die Autoindustrie, die gebundenen Arbeitskräfte (was sollen diese Menschen sonst machen?), der Beitrag an der Handelsbilanz und ja, man kann als Politker befreundeten Baufirmen den einen oder anderen lukrativen Auftrag für den Autobahnbau zuschanzen.
        Die Gesetze der Ökonomie gelten auch für Autohasser ;-).

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  2. Krankenwagen, Feuerwehr, Handwerker usw. brauchen die Anwohner hoffentlich nie!!!

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    • von ODK

      Sep 22. 2020

      Ist Ihnen schon mal der Gedanken gekommen, dass Krankenwagen, Feuerwehr, Handwerker usw vielk schneller zum Ziel kämen, wenn der private Autoverkehr drastisch reduziert würde?

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      • Olaf Kampmann Es wird in der Verkehrslenkung so gut wie nie unterschieden. In der Regel wird der Verkehr für ALLE Fahrzeuge teurer oder schwieriger. Ich kann inzwischen innerstädtische Transporte nicht mehr unter 100 € anbieten

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  3. und natürlich wieder im Prenzlauerberg, wo auch sonst, is ja praktisch nüscht los hier und Parkplätze in hülle & fülle…Arsch-Nummer!

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  4. Huey Sky via Facebook

    Sep 22. 2020

    Angefangen von § 240 StGB Nötigung bis hin zu §315 StGB Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr ist alles drin, na dann viel Spaß beim Kaffee trinken ?

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  5. Ich frage mich grade warum die das nicht auf der Autobahn machen?? Immerhin ist auf dem Land spielen ab frischer Luft auch sehr gesund.?

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  6. Wer keine Autos will soll aufs Land ziehen…

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  7. Polizei holen und Anzeige erstatten.

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  8. Jetzt sind die komplett bekloppt geworden. Ein Glück bin ich bald weg aus Prenzlauer Berg, ab in einen Bezirk, wo es noch halbwegs normal läuft. Die haben doch den Schuss nicht gehört und müssen anscheinend auch nicht arbeiten, sondern können auf der Straße spielen wie es beliebt.

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  9. Bestimmt alles Ur-Berliner die auf so eine Idee kommen. ??

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