Bezirksamts-Umzug: „Schnell, schnell“ kann teuer werden

Prenzlauer Promenade 28: Das "neue Bezirksamt"

Wer sich selbst unter Zeitdruck setzt, ein Objekt anzumieten, der hat schlechte Karten. Ziemlich schlechte sogar. Vermieter wissen das zu schätzen. Und so konnte Herr Frank, Leiter des „Facility Management“ des Bezirksamtes, bei der Sitzung des BVV-Ausschusses für Finanzen, Personal und Immobilien über seine Erfahrungen mit den Offerten berichten, die dem Bezirksamt so gemacht wurden und stellte so seine Vergleiche an: „Wir haben uns mal die Mietverträge des Jobcenters zeigen lassen, die ja auch angemietet haben. Die waren um einiges besser, als jene, die uns angeboten wurden.“ Und damit nicht genug: Auch für den baulichen Unterhalt soll der Mieter – sprich: Das Bezirksamt – aufkommen.

Der Grund für die Eile des Bezirksamtes: Bereits zum 1. Juli soll der Liegenschaftsfonds das Verwaltungsareal in der Fröbelstraße übernehmen. Dann bleiben dem Bezirk nur noch zwölf Monate für den Auszug. Denn danach müsste neben den Betriebskosten die Hälfte der ortsüblichen Miete an den Liegenschaftsfonds gezahlt werden – nach Ablauf eines weiteren Jahres wäre der volle Satz fällig.

Fünf Umzugsvarianten hat das Bezirksamt entwickelt, zwei davon – mit „2“ und „2a“ bezeichnet (siehe Download unten) sind nun in engere Wahl gekommen.

„Mietvertrag muss Anfang Mai unterschrieben werden“

Renovierungen und Umbauten erforderlich

In jedem Fall wird der Gebäudekomplex Prenzlauer Promenade 28 der neue Hauptsitz der Verwaltung werden. Auch die Bezirksverordnetenversammlung wird dort künftig ihr Domizil haben. Rund 770 Mitarbeiter sollen dort ihren neuen Arbeitsplatz finden.
Um den Zeitplan einzuhalten, muss aber der Mietvertrag, so „Facility Management“-Chef Frank, bereits „Anfang Mai“ unterzeichnet werden. Wirksam werden soll der Vertrag dann zum 1. Januar 2013 mit einer Laufzeit von 20 Jahren.

Doch bevor der Umzug vonstatten gehen kann, sind laut Frank jedoch noch einige Umbauten und Renovierungen fällig. Umfängliche Malerarbeiten müssten ausgeführt; andere, behindertengerechte Brandschutztüren eingebaut und der gesamte Fußbodenbelag erneuert werden. Frank: „All das wird sich natürlich auf den Mietpreis auswirken.“ Nur seltsam: Nach den Bezirksamtsberechnungen (siehe Download „Kosten“ ) scheint der schon längst festzustehen – inclusive Nebenkosten sind dort 2,7 Millionen Euro veranschlagt.

Fröbelstraße: Haus 6 mit Bürger- und Ordnungsamt bleibt in Bezirksbesitz

Bleibt dem Bezirk erhalten: Fröbelstraße, Haus 6

In beiden favorisierten Varianten verbleiben die Bezirkskasse, das Ordnungsamt, der „Amtssitz“ von Stadtrat Torsten Kühne sowie ein Teil des Jugendamtes in der Fröbelstraße. Dazu soll das Haus 6 – bereits jetzt unter anderem Sitz von Bürgeramt und Bezirkskasse – grundlegend saniert und modernisiert werden.
Völlig geräumt wird das ehemalige Rathaus Weißensee in der Berliner Allee. Das dort befindliche Bürgeramt soll in der Bizetstraße ein Unterkommen finden. Erhalten bleibt der Standort Storkower Straße 97. Doch während nach Variante „2“ das Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt dort verbleibt, soll es nach „2a“ in die Darßer Straße 203, dem Sitz von Stadtrat Kirchner, umziehen und so die „Abmietung“ von drei Etagen in der Storkower Straße ermöglichen.

Ein Verlierer steht schon fest

Welche Kosten Mittel- und langfristig der Bezirk mit den Umzügen tatsächlich einspart, ist indes völlig unklar. Selbst wenn der Bezirk durch diese Hauruck-Aktion auf Dauer nicht in die Miesen geraten sollte – der Landeshaushalt wird wohl auf jeden Fall dadurch geschmälert werden. Denn bisher zahlte der Bezirk knapp 30 Millionen Euro sogenannte „strukturellen Kosten“ (einer Art virtueller Miete für selbst genutzte Grundstücke) an den Landeshaushalt. Dieser Betrag wird sich künftig erheblich verringern. Eigentlich ein gutes Geschäft – wenn es nicht ausgerechnet der Landeshaushalt wäre, aus mit dem auch der Bezirk seine Mittel bezieht.

 

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4 Kommentare zu “Bezirksamts-Umzug: „Schnell, schnell“ kann teuer werden”

  1. Boris Fink

    Apr 24. 2012

    Was, wenn die Prenzlberger Stimme für diese Konditionen mitverantwortlich ist? Schließlich war sie es, die zum Zeitpunkt der Vertraulichkeit diese aufhob und den neuen Standort öffentlich machte.

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  2. Alexander_S

    Apr 24. 2012

    @Boris: Ganz richtig. Der Bote ist schuld – hängt ihn!?
    Wenn hier einer Schuld ist, dann ja wohl die zuständigen Stadträte bzw. der Bezirksbürgermeister. Eine derartig einschneidende Entscheidung (20 Jahre Laufzeit) innerhalb weniger Monate übers Knie zu brechen grenzt schon an Unredlichkeit.

    Aber da es ja auf Bezirksebene passiert kümmert sich die Öffentlichkeit nicht darum bzw. es schlägt keine große Wellen. Kluges Verwaltungshandeln sieht anders aus.

    Wo ist denn der Stadtrat, der aufsteht und sagt: Nicht mit mir? Nichts hört man, nichts.

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  3. suffi

    Apr 24. 2012

    Wäre das schön, wenn die Politiker von Schlage Kirchners alles hintenrum „dealen“ könnten. Gewiß auch „einträglicher“ als unter Beobachtung der Presse und BVV-Fraktionen…

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  4. heiner funken

    Apr 24. 2012

    dieser umzug ist kompletter unfug!
    handwerklich schlecht gemachte politik auf kosten der bürger!
    das bezirksamt pankow und die verordneten der bvv pankow, unabhängig von der parteizugehörigkeit, haben eine wirklich schlechte entscheidung getroffen.

    sechs – setzen!

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