Knaack-Klub macht endgültig dicht


 

Neujahr ist alles vorbei. Dann ist der älteste Klub Berlins nur noch Geschichte. Die Betreiber des Knaack ziehen mit der Schließung die Konsequenz aus den in den vergangenen zweieinhalb Jahren erfolgten Auflagen zur Geräuschminimierung.
Auslöser der Auflagen waren Beschwerden von Anwohnern eines Neubaus in der Heinrich-Roller-Straße. Für jenes Gebäude, das quasi an die Rückwand des Klubs gebaut wurde, erteilte Bauamt das Pankow 2005 eine Baugeneh-
migung, ohne dem Bauherrn entsprechende Schallschutzmaßnahmen vorzuschreiben. Warum dies versäumt wurde, ist bis heute nicht öffentlich geworden.

An der Unkenntnis der Existenz des Klubs sollte es eigentlich es nicht gelegen haben: Der Knaack existiert seit 1952.

Dennoch sollen in den amtlichen Lageplänen angeblich die Knaack-Räume als Wohnbebauung ausgewiesen sein.
Das Bauamt teilte seinerzeit dazu schriftlich mit: „Für eine Überprüfung der tatsächlichen Nutzung gab es für uns keinen Handlungsbedarf, da unsere Entscheidungen nach Aktenlage erfolgen.“ Was wohl heißen soll: Die Realität geht uns nix an.

(Später sollte sich herausstellen, dass die zuständige Sachbearbeiterin sehr wohl von der – jahrzehntelangen – Existenz des Klubs wusste…).

Darüber hinaus hatte der Bauherr des Neubaus den potentiellen Käufern offenbar verschwiegen, dass sich die angepriesene Immobilie in umittelbarer Nachbarschaft eines geräuschintensiven Musiktempels befindet.
Ein Vorgehen, das so selten nicht zu sein scheint: Auch bei der ICON-Affäre wurden derartige Vorwürfe erhoben.

Der Knaack legte 2009 Widerspruch gegen die Baugenehmigung ein, der monatelang vom Bauamt nicht bearbeitet wurde. Stattdessen verfügte das Bezirksamt dem Knaack gegenüber Lärmschutzauflagen, die den Betrieb des Klubs an sich in Frage stellten. Dagegen klagte der Klub beim den Beschluss der ersten Instanz.

Verwaltungsgericht und gewann. Im April 2010 kassierte das Oberverwaltungsgericht Die Begründung des Oberverwaltungsrichter wurde danach von manchen als „lebensfern“, von anderen – um einiges deutlicher – als „dummdreist“ charakterisiert: Nicht das Bauamt sei in der Pflicht gewesen, sondern die Klubbetreiber hätten sich rechtzeitig sachkundig machen müssen.

Seitdem fährt der Knaack höchstens noch mit halber Kraft.

Der berühmte „First Floor“ ist zu, die „Darmwäsche“ im Keller sowieso, neben dem DJ steht ein Lärmmessgerät, und Konzerte haben spätestens um 23 Uhr beendet zu sein… .

Einzig die Karaoke-Kneipe ist noch voll bespielbar. Doch ein wirklicher Klubbetrieb ist damit nicht mehr zu realisieren.

Rund siebzig Prozent seiner Gäste hat der Knaack seither verloren – irgendwann geht so etwas auch an die wirtschaftliche Substanz.
Also wird am 4. Dezember das letzte Konzert im Knaack stattfinden (mit den Bands FROM CONSTANT VISIONS und Contravolta), danach beginnt der Abbau des Concert-Floors.

Geöffnet ist dann nur noch die Kneipe – bis einschließlich Silvester. Einen Umzug des Knaack – etwa an den Mauerpark – wird es wohl nicht geben. Wie denn auch? Fast sechzig Jahre gelebte Geschichte kann man nicht in einen Umzugswagen packen. Und so wird Prenzlauer Berg wieder ein bisschen ruhiger.

 

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2 Kommentare zu “Knaack-Klub macht endgültig dicht”

  1. Bbubbat

    Nov 26. 2010

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