Skandalhaus Wisbyer Straße 6:
Heißt der Bauherr Christian Gérôme?

Gerome

 

Kaum ein anderes Wohnhaus der Stadt wurde in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit so sehr zum Symbol für Verdrängung der brutalsten Art, wie das Haus Wisbyer Straße 6. Verantwortlich für die von den Mietern als blanker Terror empfundenen Umstände, unter denen die Sanierung des über 100 Jahre alten Mietshauses vonstatten geht, ist der mittlerweile als „Brutalsanierer“ stadtbekannte Unternehmer Sascha Klupp, dessen „Inter Group“ die Immobilie Ende vergangenen Jahres erworben hatte.
Doch nun stellt sich heraus, das dies nur die halbe Wahrheit zu sein scheint: Bauherr des Grundstücks Wisbyer 6 ist laut eines Schreibens des Stadtentwicklungsamtes Pankow Immobilienhändler Christian Gérôme, der mit Klupp schon bei der Mietervertreibung in der Gleimstraße 52 zugange war.

 
wisbyer 6Öffentlich wurde der dem Bezirksamt offenbar schon seit langem bekannte Umstand, als eine Mieterin des Hauses Akteneinsicht in die Bauakte begehrte.

Nach dem Berliner Informationsfreiheitsgesetz kann eine Akteneinsicht verwehrt werden, wenn
„Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis offenbart wird oder den Betroffenen durch die Offenbarung ein nicht nur unwesentlicher wirtschaftlicher Schaden entstehen kann, es sei denn, das Informationsinteresse überwiegt das schutzwürdige Interesse der Betroffenen an der Geheimhaltung.“

Die Entscheidung darüber, ob das Informationsinteresse oder aber das „schutzwürdige Interesse“ des Betroffenen überwiegt, hat die zuständige Behörde zu treffen. Das Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner unterstehende Stadtentwicklungsamt wollte eine solche Entscheidung offenbar nicht selbst treffen und teilte der Antragstellerin mit:

„Nach heutiger Rücksprache mit dem Bauherrn, Herrn Gerome, bittet dieser, dass Sie zunächst bezüglich der gewünschten Akteneinsicht in die gesamte Bauakte Kontakt zu ihm aufnehmen.“

Was bedeuten würde, dass in der Wisbyer Straße 6 nicht nur ein, sondern zwei „Brutalsanierer“ am Werke wären: Sascha Klupp und Christian Gérôme.

Das Schreiben zeigt aber auch auf, wie die Rollen zwischen Bezirksverwaltung und dem Immobilienmogul Gérôme verteilt sind: Anstatt nach den Vorgaben des Gesetzes das öffentliche Interesse zur Akteneinsicht mit den privaten Interessen des Betroffenen abzuwägen und als Ergebnis der Abwägung eine Entscheidung zu treffen, delegierte die Verwaltung die Entscheidung darüber, ob und welche Akten in Augenschein genommenen werden dürfen, an den Bauherrn.
Anerkennenswert ist immerhin die Offenheit, mit der das Stadtentwicklungsamt agierte: Indem es die Antragstellerin direkt an Christan Gérôme verwies, wurde ehrlicherweise jeglicher Anschein vermieden, eine eigenständige Entscheidung treffen zu wollen – oder zu können.

 

Update 22.09. 12.15 Uhr: Während Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner meine ungläubige Nachfrage („Christian Gérôme ist Bauherr der Wisbyer 6?“) am Rande der letzten BVV-Tagung bejahte, bestritt Christian Gérôme in einem nach Veröffentlichung dieses Artikels geführten Telefonat, dort Bauherr zu sein. Er sei lediglich ein guter Freund von Sascha Klupp und berate ihn. Zur Ablehnung des Akteneinsichtsantrages durch das Stadtentwicklungsamt erklärte Christian Gérôme, er hätte sich in einer anderen Angelegenheit im Amt aufgehalten, als Amtsmitarbeiterin Frau W. einen Anruf der Antragstellerin entgegennahm, die nach dem Stand der Bearbeitung ihres Antrages auf vollständige Akteneinsicht nachfragte. Er, Gérôme, habe – um die Sache zu beschleunigen – daraufhin seinen Freund Sascha Klupp angerufen und ihm die Frage übermittelt, ob er Einwände gegen eine Akteneinsicht habe. Klupp lehnte die Einsichtnahme ab, was Gérôme Frau W. mitteilte.

Wie die Dinge nun im Einzelnen liegen, wird wohl erst durch eine umfassende Akteneinsicht geklärt werden können. Deshalb steht nun in der Überschrift ein Fragezeichen.

ODK

 

akteneinsicht1

 

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7 Kommentare zu “Skandalhaus Wisbyer Straße 6:
Heißt der Bauherr Christian Gérôme?”

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  2. Heiner Funken

    Sep 22. 2014

    Ist das nicht der, der sich nicht an die Verträge in der Gleimstr. 52 gehalten hat und trotzdem, in noch viel größerem Stil, weitermachen darf?
    Siehe auch:
    Keine direkten Auswirkungen auf Baupläne am Güterbahnhof

    ……………………“Aus Sicht der Bezirks stellt sich das etwas anders da. „Herr Gérôme hat fast alle Klischees bedient“, meint Stadtrat Kirchner. Die Zusammenarbeit sei folglich nicht unbedingt eine „vertrauensbildende Maßnahme“ gewesen. Dabei steht Bezirk und Investor noch ein großes Projekt bevor. Schließlich will Gérôme auf dem ehemaligen Güterbahnhof Greifswalder Straße ein neues Stadtviertel mit Townhouses und mindestens einem Hochhaus realisieren. Eine Baugenehmigung, die der Bezirk erteilt, hat er aber noch nicht.
    „Wenn sie einmal Tempo 30 überschreiten, werden sie ja auch nicht gleich vom Straßenverkehr ausgeschlossen“, meint Kirchner. Folglich werde man trotz der schlechten Erfahrungen in der Gleimstraße erneut versuchen, gemeinsam eine gute Lösung zur Entwicklung des Areals zu finden.“

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  3. Ich bin gespannt auf das passende Interview in den Prenzlauer Berg-Nachrichten: „Christian Gerome – Architekturliebhaber mit Herz“.

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  4. Grabinski

    Sep 22. 2014

    Wann endlich wird Kirchner vor Gericht landen? Er wird vom Steuerzahler bezahlt und begünstigt Spekulanten. Hat niemand den Mut, diesen Menschen vor Gericht zu bringen? Ein Bundespräsident wurde wegen 750€ angekalgt – hier geht es um Millionen. Die Brücke am Güterbahnhof wurde am 3.5.13!!! verkauft und das Bezirksamt schwieg.

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  5. Blum

    Jul 17. 2016

    SKANDAL PIZZA MAX

    Kurzfassung :
    Wir ( Kleinfamilie) fliegen nun wegen einem grob fahrlässigen Fehler von der Filialleitung Frau Gippner von Pizza Max Pankow aus unserer geliebten Wohnung. Sie ignorierte sämtliche Lohnsteuermerkmale und meldete sich auch noch als zweiten Hauptarbeitgeber an und verursachte uns somit innerhalb von drei Monaten 1800€ Steuerabzüge.Nicht nur das .

    Monate lang verweigerte sie sämtliche Unterlagen und den Arbeitsvertrag und wollte meinen Mann auch noch zur Schwarzarbeit anstiften , ganz zu schweigen von ihren modernen Ausbeutungsmethoden.

    Erst nach mehrmaliger Ermahnung bekam mein Mann seinen Stundenlohn , den er in der Saunahölle Pizza Max über Stunden hart erarbeitete , da die Lüftung defekt ist .

    Einer von vielen Mängeln , Hygiene ist dort auch eher Nebensache. 

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