Gelungene Integration ist ein Prozess, der uns alle betrifft | Prenzlberger Stimme

Gelungene Integration ist ein Prozess, der uns alle betrifft

christina henke2

 

Unser Kontinent Europa, unser Land und unsere Stadt stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen ist der Umgang mit den Menschen, die als Flüchtlinge zeitweilig bei uns Schutz suchen. Eine weitere Herausforderung ist die Aufnahme der Menschen, die dauerhaft zu uns kommen möchten. Beides wird in der aktuellen Diskussion miteinander vermengt. Essentiell ist es in beiden Fällen, die Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren, sei es zeitweilig oder dauerhaft.

Damit dieser Schritt gelingt, bedarf es der Schaffung eines Rahmens. Basis hierbei ist die Akzeptanz unserer Rechts- und Werteordnung. Ich selbst bin als Kind aus der damaligen UdSSR eingewandert. Mir wurde von Beginn an mitgegeben, fleißig, lernbereit und engagiert zu sein. Dies gilt für mich bis heute und sollte für jeden gelten, der in unser Land einwandert oder zu Gast ist. Parallele Rechts- und Ordnungsstrukturen können wir nicht akzeptieren, wenn wir Parallelgesellschaften vermeiden wollen. Neben der Vermittlung unserer Normen und Werte bedarf es daher auch einer konsequenten Sanktionierung derjenigen, die der Meinung sind, unsere Werte und Normen nicht anerkennen zu wollen.

 

In unserem Land gibt es keinen Platz für Diskriminierung und Gewalt

Für mich als Frau, die sich außerdem in der Frauenarbeit mit geflüchteten Frauen engagiert, stehen die Errungenschaften der Emanzipation nicht zur Disposition. Jede Frau hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in unserem Land. Mir ist daher die Stärkung der zu uns gekommenen Frauen ein besonderes Anliegen.

 

Integration bedarf nicht nur Forderungen, sondern es bedarf auch Förderung

Wir sollten nicht nur fordern. Unsere Gesellschaft hat selbst einen langen Prozess durchlaufen, um die heutigen Errungenschaften zu erreichen. Flüchtlinge und Einwanderer müssen diesen Prozess in viel kürzerer Zeit durchlaufen. Wenn unser Land Integration zum Erfolgsmodell machen möchte, bedeutet dies viel und harte Arbeit aller Beteiligten. Schulen, Hochschulen, andere Bildungsträger und Arbeitgeber stehen hier ebenso in der Verantwortung, wie die Religionsgemeinschaften. Es bedeutet spezifische Kurse zur Stärkung der Frauen sowie Orientierungskurse für Männer zur kulturellen Integration.

Gefragt sind jedoch nicht nur Institutionen, gefragt sind wir alle als Nachbarn, Kollegen und Freunde. An uns allen ist es, die Werte vorzuleben, die unsere Gesellschaft ausmachen und stark machen. An uns ist es Verantwortung für unsere neuen Mitmenschen zu übernehmen und sie auf ihrem Weg in unsere Gesellschaft als Paten zu begleiten. Dies erfordert ein stabiles soziales Umfeld. Bevorzugt sollten Flüchtlinge daher nur in kleineren Gruppen und in bestehenden funktionierenden sozialen Räumen angesiedelt werden. Die Schaffung von reinen Flüchtlingswohnsiedlungen am Stadtrand ist genau so kontraproduktiv, wie schwerpunktmäßige Ansiedlungen in sozialen Brennpunkten. Es sollte stets auf die individuelle Leistungsfähigkeit der Kieze abgestellt werden. Dies funktioniert nicht am Reißbrett: Politiker auf allen Ebenen müssen eng abgestimmt, parteiübergreifend und fern jeglicher Individualinteressen agieren. Dass dies für mache Vertreter größerer Parteien ein Novum darstellt, mag sein.
 

Teilhabe am sozialen Leben und am Arbeitsmarkt sind entscheidend

Die Politik allein kann diese Aufgabe nicht lösen: vor Ort tätige Vereine, Religionsgemeinschaften und Sozialprojekte sind einzubeziehen. Dies bedeutet auch, dass die entsprechenden finanziellen und personellen Mittel in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen müssen.

Ein weiterer Erfolgsfaktor für gelungene Integration ist die schnellstmögliche Teilhabe an Bildung und am Arbeitsleben. Unsere Werte müssen für jeden Neuankömmling erlebbar sein. Dafür ist das Erlernen der deutschen Sprache die Grundlage. Der rechtliche Zugang ist die Voraussetzung. Hier bedarf es unbürokratischer Lösungen. Gerade im Pflegebereich aber auch in vielen anderen Bereichen fehlen Arbeitskräfte, egal ob Bauarbeiter, Buchhalter, Ingenieur, Küchenhilfe, Mechaniker oder Reinigungskraft. Seitens der Menschen die zu uns kommen, müssen wir gleichzeitig einfordern, sich auch im Berufsleben in unsere kulturelle Ordnung einzufinden. Auch dies bedarf einer geordneten Begleitung im Rahmen obligatorischer beruflicher Integrationskurse.

 

Einwanderungsrecht: Erwartungen klar formulieren

Im Ergebnis ist gelungene Integration von einem Faktor des zwischenmenschlichen Zusammenlebens wesentlich abhängig: der offenen Kommunikation gegenseitiger Erwartungen. Menschen, die zu uns kommen, haben die Erwartung an uns, in Frieden, Freiheit und Wohlstand aufgenommen zu werden. Wir haben die Erwartung, dass sie unser Werte- und Normen-System akzeptieren und sich in unsere Gesellschaft mit ihren Fähigkeiten positiv einbringen. Ebenso haben wir im Sinne einer gelungenen Integrationspolitik die Verantwortung darzulegen, wie viele Menschen unsere Gesellschaft aufnehmen und integrieren kann. International gibt es einige gute und gelungene Beispiele. Bislang hat es die Politik versäumt diese essentiellen Aspekte in einem Einwanderungsgesetz zu formulieren.

Ich in davon überzeugt: mit einer klaren Formulierung von Erwartungen gelingt Integration. Ich selbst bin ein Beispiel hierfür. Heute leiste ich meinen Beitrag in meinem Beruf als Lehrerin, im Rahmen meines sozialen Engagements für geflüchtete Frauen und in Zukunft als gewähltes Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin.

 


henke250Christina Henke kandidiert im Pankower Wahlkreis 8 für die CDU.
Sie wurde in Charkow (UdSSR/Ukraine) geboren. Sie kam 1988 als Kind nach Berlin und wurde in Prenzlauer Berg eingeschult. Nach einem erfolgreichen Masterstudium in den Fächern Sozialkunde (Politikwissenschaft), Deutsche Philologie und Erziehungswissenschaften an der Freien Universität Berlin arbeitet Christina Henke als Gymnasiallehrerin.
Sie ist Vorsitzende der Frauenunion in Pankow und stellvertretende Landesvorsitzende der Organisation. Christina Henke bewirbt sich zum ersten Mal um ein Abgeordnetenmandat.


 

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