Die Auswahl von Fridey Mickel, Berliner Galeristin und Kuratorin dieses zweiten Abends der directors lounge, versprach Kurzweil und Spaß. „Humor In Video Art“, so die Überschrift dieses Programmteils, sorgte für einige freundliche Lacher. Eindeutig in Mehrzahl waren dann aber doch die Grübelfalten und verstörten Seitenblicke auf den Gesichtern des Publikums.
Den Daumen auf der „fast-rewind“-Taste einer imaginären Fernbedienung rauschten die Sinne tief zurück in die 80er Jahre. Die Behauptung „das war doch alles schon einmal“ war schnell ausgesprochen und nicht ganz von der Hand zu weisen. Doch so wenig der impressionistische Maler der Gegenwart sich gegen den Vorwurf der Nachahmung wehren kann, so wenig können sich die Videokünstler von heute der Messlatte verweigern, die die Pioniere ihrer Zunft irgendwann einmal aufgelegt haben.
Im alltäglichen Flimmern und Rauschen ist Fridey Mickel dennoch fündig geworden.
„Neo“ von Kim Dotty Hachmann gehört auf jeden Fall dazu. In Parallelen und Gegensätzen zum Film „Matrix“ konstruiert Hachmann eine belustigende wie bedrückende, eine tiefsinnige wie platte kleine Welt zwischen Mutter und Sohn. Liebe und Hoffnung, Verantwortung und Zweifel auf zweieinhalb Minuten mit viel Humor destilliert.
Um hingegen „der turnusgemäß wiederkehrenden Sinnkrise freischaffender Künstler integriert in den Familienalltag“ (Pressetext) in Hachmanns „KünstlerinMutter“ folgen zu können, mussten die Augen und Ohren der geneigten Betrachter schon ziemlich schmerzresistent sein.
Neben der Idee und dem Anspruch auf Originalität sollte sich video art auch hin und wieder an technischen Qualitätsstandards messen. Sonst wird „Humor In Video Art“ (?) eher zur Frage und weniger zum Motto.
Mit „Caprice“ von Niclas Hallberg war aber wiederum genau das zu sehen, was versprochen wurde. Das für eine Ausstellung spontan entstandene, oder besser gesagt „angefertigte“, Video hat diesen Schuss Spritzigkeit, Frechheit, Anarchie und Autonomie, die den Unterschied zwischen Video und video art ausmachen.
