Haubentaucher auf Platz 3

Als Gustav Pfaus, einer der Finalisten aus dem Prenzlauer Berg, vor gut zwei Wochen mit „Plötzensee“ seinen Favoriten benannte, war gerade erst die Hälfte aller Wettbewerbsfilme über die Leinwand geflimmert. Doch schließlich sollte er Recht behalten. Im Rückschluss bedeutete dies allerdings für Gustav und seinen Co-Regisseur Leonard, dass ihr Film „KK Kiezklischees“ natürlich nicht der Gewinner sein konnte. In der bis auf den letzten Platz besetzten WABE an der Danziger Straße stellten sich die neun Finalisten des kiezkieken-Kurzfilmfestivals dem kritischen Publikum. Wer bisher nicht alle Vorführungen in den Kiezen besuchen konnte, bekam an diesem Abend noch mal Gelegenheit wenigsten die jeweiligen Gewinnerfilme aus den Bezirken zu sehen.

Szenenfoto aus dem Film ''Plötzensee'' von Michael Terhorst
(1. Platz)

Der Wedding schickte „Anton“, „Unsere Torfstraße“ und „Plötzensee“ ins Rennen. Jenny Käfer erzählt in „Anton“ die kurze Geschichte eines Fahrrad-Schraubers, den es auf seiner Suche nach Selbstverwirklichung auf ein altes Fabrikgelände in Berlin verschlagen hat. In „Unsere Torfstraße“ porträtiert Sven Mücke ein Haus und seine Bewohner. Dabei kommt so manch Kurioses aus dem Alltag einer unvermuteten Wohngemeinschaft zum Vorschein. Vom Leben zwischen Geschäft und Naturidyll erzählt „Plötzensee“. Mit seiner Kamera blickt Michael Terhorst auf den See, den Bootsverleih, den kleine Imbiss und seine Betreiber, deren Schicksale untrennbar miteinander vereint scheinen und es sicherlich auch sind.

Szenenfoto ais ''Ursus Berlinensis'' von Gerald Backhaus
Viel Beifall - aber leider nicht unter den ersten drei

Den Reigen für den Prenzlauer Berg eröffneten Gustav Pfaus und Leonard Brenneisen mit „KK Kiekklischees“, in dem sie mit Humor und leichter Hand den Vorurteilen der einzelnen Bezirke auf die Spur kommen wollen. Der Film „Jacki“ von Angelika Andrees lässt die Zuschauer an den Sorgen und Nöten wie auch an den Beobachtungen und Hoffnungen des Mädchens Jacki im Jahr 1977 im Prenzlauer Berg teilhaben. Und schließlich ließ Gerald Backhaus seine Bären auf das Finalpublikum los. Die Tierdoku „Ursus berlinensis – Die Bären von Berlin“ sorgte auch an diesem Abend wieder für beste Unterhaltung und Szenenapplaus.

Dritter Platz für Rolf Diessner aus Marzahn
für ''Rund um den Butzer See''

Mit „Perspektive Marzahn“ stellten die Filmemacher Daniel Heimbach und Sebastian Finck ganz einfach den Bezirk vor – eine kurze Bilderschau für alle, die noch nicht dort waren. „Rund um den Butzer See“ spaziert Rolf Diessner mit seiner Kamera, preist dieses Idyll eindringlich an, beschreibt aktuell abwesendes Publikum und grüßt seinen Freund den Haubentaucher, der namensgerecht nicht immer im Bild ist – kein Hochglanz-Tourismus-Video, aber irre komisch. Über fast dreißig Jahre dokumentiert „Die Schule an der Weide“ ein Stück Bildungsgeschichte und -politik mit all seinen Höhen und Tiefen … und einem wehmütigen Abschied.

Prenzlauer Berg ohne Preis

Das kiezkieken-Kurzfilmfestival 2011 hat so manch filmisches Talent wach geküsst. Der Ideenreichtum der Filmemacher und das teils große handwerkliche Können haben einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen. Die Vielfalt der Themen, die unterschiedliche Machart der Filme und deren ganz eigene Qualitäten haben es dem Publikum aber letztlich bei der Stimmabgabe nicht leichtgemacht.
Als der letzte Stimmzettel ausgezählt war stand leider fest: der Prenzlauer Berg hat es nicht aufs Podium geschafft.
Die Gewinner dieses Jahrgangs heißen Michael Terhorst mit „Plötzensee“ (1.Preis), Sven Mücke mit „Unsere Torfstraße“ (2.Preis) und Rolf Diessner „Rund um den Butzer See“ (3.Preis).
Oder wie es ein Zuschauer aus Marzahn so schön formulierte: „Das Ergebnis lautet Ruderboot vor Ofenheizung und Haubentaucher!“

 

 

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