Zum Auftakt ein Lesung. Die Schauspielerin Walfriede Schmitt agierte diesmal als Autorin und las aus ihrem Buch „Gott ist zu langsam“ – keine Geschwindigkeits-Analyse sondern eher eine mikroskopische Betrachtung.
„Um sechse bei Werner“, der Kneipe um die Ecke, kreuzen sich über Jahre und Wende hinweg allabendlich die Wege der Kiezbewohner bei Bier und Schnaps. Jeder Gast ein Original – drastisch humorvoll und schonungslos liebevoll.
Jedem Streben und jeder Macke dieser Kneipenhelden setzt Walfriede Schmitt ein kleines Denkmal. Mit jedem Kapitel, jedem Satz und jeder Betonung erwachen Werners Gäste
zum Leben – einem Leben zwischen Lachen und Weinen, Respekt und Scham.
Genauso facettenreich wie Walfriede Schmitt ihren zahllosen Bühnen- und Filmrollen Leben einhauchte, lavieren sich ihre literarischen Helden schüchtern und laut, glücklos und mutig oder auch zaudernd und fatalistisch durch die Wochentage – und alles ohne göttlichen Plan.
Bevor schließlich die letzte Lachträne getrocknet war und der Applaus für dieses göttliche Amüsement abebbte, stürmte die Autorin als erste aus dem Saal.
Ihrem Ruf: „Es ist noch Essen da!“ folgte das Publikum gern zu
indischer Linsensuppe, orientalischem Reisauflauf, Zupfkuchen, Obstspieße und vielem mehr. Und getreu dem Selber-Machen-Motto der „Murkelbühne“ fand unter Mithilfe des Abenteuerkochs Alexander Sommerfeldt auch so manch verwegene Mixtur den Weg ins Glas – sehr zum Spaß der jüngsten Kulturbrunch-Besucher.
Ein kurzes Verschnaufen am Buffet, noch einen Lacher in der Kehle, noch eine persönliche Widmung von Walfriede Schmitt ins frisch erstandene Buchexemplar … und weiter „gebruncht“ in Sachen Kultur.
Als das Saallicht erlischt gucken leuchtende Kinderaugen gebannt auf die kleine Bühne. Und auch die älteren Semester verharren in erwartungsvoller Spannung. Schließlich erscheint „Britta, die kleine Ratte“ in einem kleinen runden Fenster im Vorhang und verzaubert sofort jung und alt.
Die kleine schokoladensüchtige Ratte wohnt mit zwei Clowns zusammen, die alltägliche Abenteuer im abenteuerlichen Alltag bestehen müssen. Ob beim Frühstück mit Hindernissen oder beim stetigen Verpassen von Zügen am Bahnhof – das Publikum lacht und leidet mit. Das Spiel des „Rotonda Teatro“ aus Spanien ist ein köstliches Vergnügen für Kinder zwischen 0 und 100 Jahren.
© Text & Fotos: Alexander Buchs
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