„Projektentwickler“ steht in seiner Kurzbiographie, mit der er sich um die Bundestagskandidatur beworben hatte. Aber die zwei Projekte, die dort angeführt werden, liegen doch schon etwas länger zurück: Die Mitwirkung am Umweltverträglichkeits-
gutachten für den „Magna Park Werder“ dürfte ihn vor gut zehn Jahre in Lohn und Brot gehalten haben, und die Arbeiten am Genehmigungsverfahren für den „Dünenpark in Binz“, die Mindrup als weiteres Beispiel für sein erfolgreiches Schaffen angab, sind wohl noch länger her. Denn jener „Dünenpark“ wurde 1995 errichtet.
Also genau in jenem Jahr, in dem Klaus Mindrup mit seinen Firmen GeLaTec und Ilex Pleite ging. Und zwar so gründlich, dass das Amtsgericht Osnabrück die Anträge auf Eröffnung von Konkursverfahren abwies – mangels Masse (Az.: 28 N 6195,
28 N 62 95).
Die ebenfalls angeführte „Betreuung“ von Gutachten oder Plänen zur Nachnutzung eines Stahlwerkgeländes in Osnabrück – noch mit seiner späteren Pleitefirma GeLaTec realisiert – dürfte so um die Jahre 1989/90 datieren. Und fragt man beim Osnabrücker Umwelttechnologiezentrum CUT nach, für das er laut seiner Angaben Projekte entwickelt hat, erntet man ein hilfloses Schulterzucken: „Ein Klaus Mindrup steht bei uns nicht auf der Kontaktliste.“ Was aber nicht heißen soll, so die freundliche Dame der Zentrumsleitung, dass er nie für diese Institution tätig gewesen sei: „Das CUT gibt es schon seit 1980er Jahren. Vielleicht hatte er ja zu jener Zeit… .“
Ob einer solchen Antwort verzichtete der Suchende dann lieber auf eine Nachfrage beim Bundesbauministerium, für das Klaus Mindrup als Moderator tätig gewesen sein will – schließlich existiert das Ministerium schon seit 1949… .
Was für Projekte entwickelt der Bundestagskandidat also derzeit?
Das Einhundert-Euro-Unternehmen
Nimmt man die Suchmaschine Google zu Hilfe, findet man hinten – sehr weit hinten – einen Verweis auf eine „Klaus Mindrup Projektentwicklung I UG (haftungsbeschränkt)“, ansässig in 13189 Berlin, Berliner Straße 69. Haftungskapital: Stolze 100 Euro.
Als Unternehmensgegenstand benennt das Handelsregister – eingetragen am 18.03.2010 – den „Erwerb, die Entwicklung und der Verkauf von Grundstücken sowie der Bau, Betrieb und Verkauf von Ferienhäusern und Wohnobjekten sowie Beteiligungen als persönlich haftende Gesellschafterin an anderen Unternehmen.
Und gräbt man noch ein bisschen weiter, stößt man auf eine „Ferienhausanlage Nossentin UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG“, eingetragen am 19.05.2010. Einziger Kommanditist ist Mindrups Projektentwicklungs-UG. Auch hier wird als Unternehmensgegenstand der „Bau, Betrieb und Verkauf von Ferienhäusern und Ferienappartements“ angeführt.
Bemerkenswert ist das für solche Geschäfte doch sehr bescheidene Kapital. Denn mal ganz ehrlich: Wer würde Immobiliengeschäfte mit einem Unternehmen abschließen, das im Falle einer Pleite mit höchstens einem Hunderter einstehen muss? Doch nur jemand, dem man hundertprozentig vertraut. Und wem vertraut man zu allererst?
Sich selbst.
Das 70-Millionen-Euro-Projekt
Die Meldung aus dem Jahr 2005 irritiert. Nicht wegen des fehlerhaft wiedergegebenen Namens von Klaus Mindrup, der das Auffinden der Nachricht natürlich erheblich erschwert.
Es ist vielmehr der Umstand, dass Mindrup in seiner Kandidaten-Bewerbung zwar allerlei olle Kamellen ins Feld führt (ohne allerdings auf das ehrwürdige Alter jener Projekte hinzuweisen), ein 70-Millionen-Projekt aber, das – wie man noch sehen wird – bis zum heutigen Tage aktuell ist, mal eben so „vergisst“.
Woran mag es gelegen haben?
Daran, dass es der sich gern als „linker Umweltexperte“ (taz, Tagesspiegel) Gerierende nicht für imagefördernd hielt, damit zu werben, dass er etliche Hektar aus einem Landschaftsschutzgebiet „herauslösen“ lässt, um das Gelände mit Ferienhäusern vollzuklotzen und einen Teil des Fleesensees auszubaggern Seeufers abzubaggern? Und alles nur des schnöden Mammons wegen?
Oder liegt die für einen Klaus Mindrup ungewöhnliche Zurückhaltung eher in der Person des Geschäftspartners begründet?
Der „Sieben-Prozent-Mann“
Klaus Wiesner ist nicht nur Hotelier in Prien am Chiemsee. Seit den 1990er Jahren versucht er sich auch als Immobilienentwickler in ostdeutschen Landen – doch dies offenbar nicht immer mit dem erhofften Erfolg.
So hatte Wiesner Anfang der Neunziger das Schloss Petzow (Werder/Havel) erworben, um dort eine luxuriöse Hotelanlage zu errichten. Rund zehn Jahre später war zwar noch immer nichts gebaut, stattdessen stand eine Zwangsversteigerung ins Haus, die nur abgewendet werden konnte, weil der nicht nur im Land Brandenburg allseits bekannte Axel Hilpert ihm die Immobilie im letzten Moment abkaufte.
Und nicht weit vom Schloss entfernt, im werderschen Ortsteil Plötzin, scheiterte er mit dem Projekt eines Gewerbeparks.
Ungleich erfolgreicher ist Klaus Wiesner hingegen als Lobbyist. Er ist der Initiator der als „Mövenpick-Steuer“ in die Annalen eingegangenen Senkung der Mehrwertsteuer für Beherbergungsdienstleistungen von 19 auf sieben Prozent.
Im April 2009, fünf Monate vor der letzten Bundestagswahl, startete dazu die von Wiesner erfundene Kampagne „Prosiebenprozent.de“. CSU-Mitglied Klaus Wiesner wandte sich an Bundespolitiker seiner eigenen Partei, bearbeitete Fraktionsmitglieder von der CDU und selbst die Bündnisgrünen schienen seinem Ansinnen nicht unbedingt ablehnend gegenüberzustehen.
CDU, CSU, FDP, Grüne… – Klaus Wiesner hat offenbar auch „leicht Zugang“ zu fast allen Bundestagsfraktionen.
Die der SPD war – so scheint es – bisher nicht darunter. Doch nun strebt Klaus Mindrup mit aller Macht in den Bundestag.
Die beiden Kläuse Mindrup und Wiesner sind seit rund zehn Jahren geschäftlich miteinander liiert.
Man kennt sich.
Weitere Artikel zum Thema:
Die Projekte des Klaus Mindrup – Teil 2
Die Projekte des Klaus Mindrup – Teil 3
Überraschung: Mindrup doch Grundeigentümer am Fleesensee
In eigener Sache
Der Etikettenschwindler
Klaus Mindrups Hafendorf: Alles aus einer Hand