Es ist eine alte Geschichte: Da, wo etwas stirbt, gedeiht auf dem Humus des Vergangenen Neues. Manchmal wagen sich die ersten zarten Triebe schon hervor, da hat das Alte die Löffel noch gar nicht richtig abgegeben.
Und so erblickte im Jahr 2002 im fernen Bayern, in Prien am Chiemsee, die Hotel Hafendorf Fleesensee AG das Licht der Geschäftswelt. Gegenstand des Unternehmen war – man ahnt es bereits – die „Planung, Errichtung und Betrieb einer Tourismus-
anlage am Fleesensee.“
Und zwar in Silz.
Vorstand: Klaus Wiesner, Hotelbesitzer aus Prien, glückloser Investor in Brandenburg, Mindrup-Spezi und nachmaliger „Mövenpick-Steuer“-Lobbyist.
Wer die Aktionäre der Gesellschaft waren, ist hier bisher nicht recht auszumachen: Die einen sagen, eine Kapitalgesellschaft aus Luxemburg, die anderen meinten, der Hauptanteilseigner käme aus Liechtenstein. Wieder andere reden von der Schweiz.
Der Aufsichtsrat
Für Letzteres spricht zumindest eine Personalie im dreiköpfigen Aufsichtsrat: Hans-Jörg Gerber, Inhaber der Gerber Treuhand AG im beschaulichen Örtchen Bubikon im Kanton Zürich.
In einem Gespräch mit der Prenzlberger Stimme bestätigte er, als Aufsichtsrat bei der Hotel Hafendorf Fleesensee AG fungiert zu haben. Bei der Frage nach den Eigentümern der Aktiengesellschaft blieb der Eidgenosse jedoch schweigsam.
Aber ein Blick in die Firmen-Historie hilft da möglicherweise weiter. Und so erfährt man, dass Gerbers Treuhand AG bis 2009 einmal unter dem Namen WB Werner Bleiker Holding firmierte. Und also jenem Werner Bleiker gehörte, der zuvor nicht nur mit seinen Mecklenburger Aktivitäten schwer Schiffbruch erlitt.
Als Vorsitzender des Gremiums ist ein Alfred Tacke angegeben.
Alfred Tacke firmiert in Internet als Inhaber der WITA-Hotel-Consulting in Eibelstadt bei Würzburg. Er stellt sozusagen das „TA“ im Firmennamen.
Das „WI“ steht für Wiesner.
Ob nun Erik Wiesner damit gemeint ist, der Bruder von Klaus Wiesner, der im bayrischen Neustadt an der Saale ein Architekturbüro betreibt, das sich unter anderem auch – wen wunderts? – mit dem Projekt eines Yachthotels am Fleesensee beschäftigt, ist nicht ganz klar. Denn auch Klaus Wiesner selbst, der ja als Vorstand der Aktiengesellschaft fungierte, ist zusammen mit seinem Bruder und Alfred Tacke unter der Adresse der WITA-Consulting zu finden.
Ob so oder so – die unabhängige Kontrolle des Vorstandes lag offenbar in guten Händen.
Klaus Mindrup – Zweitwohnsitz am Chiemsee?
Der Eibelstädter Alfred Tacke bestritt übrigens gegenüber der Prenzlberger Stimme, zu jener Zeit noch Geschäftsführer der WITA-Consulting gewesen zu sein. Das sei er schon seit 15 Jahren nicht mehr. Der Sitz der WITA befände sich schon fast genauso lange in Prien am Chiemsee. Und zu dem Posten als Aufsichtsratsvorsitzender der Aktiengesellschaft sei er mehr zufällig gekommen: Klaus Wiesner hätte ihn damals mal gefragt, ob er das nicht machen wolle.
Doch die Bilanzen, so erklärte Tacke, seien stets in Ordnung gewesen – kontrolliert durch einen unabhängigen Finanzprüfer.
Das freut einen doch zu hören – zumal dann, wenn man gar nicht danach gefragt hatte… .
So wie die Hotel Hafendorf Fleesensee AG hat auch die im Juni 2006 gegründete Spa & Yachtressort Fleesensee-Müritz Verwaltungs GmbH ihren Sitz in der Priener Harrasstraße 49 – der Adresse von Klaus Wiesners Yachthotel. Neben Wiesner selbst ist Klaus Mindrup als Geschäftsführer eingetragen – interessanterweise mit dem Wohnsitz „Prien a. Chiemsee“.
Wie kommt diese Angabe in das Handelsregister?
Bei einer Gesellschaftsgründung entnimmt der beurkundende Notar die nötigen Daten der Gründer aus den Personaldokumenten und sorgt danach unter anderem dafür, dass diese Angaben im Handelsregister des zuständigen Amtsgerichts erscheinen.
Das heißt nichts anderes, als dass Klaus Mindrup bereits vor der Gründung der Firma eine angemeldete Wohnadresse in Prien gehabt haben muss. Es wäre sicher interessant, zu erfahren, wer diesen Wohnsitz finanziert hat. Er selbst? Der Lobbyist Klaus Wiesner? Oder noch jemand anders?
Leider hat sich Klaus Mindrup zu einer schriftlich übermittelten Anfrage bezüglich eines möglichen Zweitwohnsitzes bisher nicht geäußert.
Die GMZ-Planungsgesellschaft, Klaus Mindrup und ein möglicher Interessenskonflikt.
Schon vor der Gründung der Aktiengesellschaft betrieb das Doppelgestirn Wiesner/Mindrup kräftig Lobbyarbeit bei der örtlichen Politik – und zwar parteiübergreifend. Ob der damalige Amtsleiter (CDU), die für Umweltfragen zuständige stellvertretende Landrätin (SPD) oder der damalige stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Arbeits- und Bauminister Mecklenburg-Vorpommerns (PDS), alle wurden sie umgarnt – und alle ließen sich umgarnen.
Das war auch nötig, denn schließlich lag das Gelände, das da abgebaggert und bebaut werden sollte, in einem Landschaftsschutzgebiet, und somit waren dort eigentlich
„alle Handlungen verboten, die den Charakter des Gebietes verändern oder dem besonderen Schutzzweck des § 3 zuwiderlaufen, insbesondere die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes zu schädigen, das Landschaftsbild zu verunstalten oder den Erholungswert und Naturgenuß zu beeinträchtigen.
(2) Insbesondere ist es verboten:
1.
bauliche Anlagen, auch wenn sie keiner Genehmigung nach der Landesbauordnung Mecklenburg-Vorpommern vom 26. April 1994 (GVOBl. M-V S. 518, 635) bedürfen, zu errichten, zu erweitern oder wesentlich zu ändern“
Doch wie der Volksmund so zutreffend spricht: „Steter Tropfen höhlt die Leber…“
Laut Presseberichten jener Zeit trat Klaus Wiesner stets als der „Investor“ auf, Klaus Mindrup hingegen war der Vertreter der „Planungsgesellschaft“. Welche Planungsgesellschaft damit gemeint war, konnte man unter anderem in einem leider nicht online verfügbaren Bericht des Nordkuriers vom 7. November 2003 lesen:
„(…)So seien umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen für den doch großen Einschnitt in die Natur vorgesehen, erläuterte Klaus Mindrup von der GMZ-Planungsgesellschaft…“
Zur Erinnerung: Die GMZ Planungsgesellschaft von Mindrup-Büropartner Matthias Zinnen hatte einst als vorgeblich unabhängige Institution die Umweltverträglichkeitsstudie (klick auf „Fachbezug“) für den Landkreis erstellt.
Dass die GMZ danach als Handelnde für eine Aktiengesellschaft mit eindeutigen Verwertungsinteressen auftrat, könnte man als einen handfesten Interessenskonflikt bezeichnen.
Eine Stellungsnahme des GMZ-Eigners Matthias Zinnen zu dieser Angelegenheit war leider nicht zu bekommen – Herr Zinnen legte den Hörer kurz nach der telefonisch übermittelten Fragestellung wieder auf…
Eine erneute Pleite oder: Da sind sie aber immernoch…
Aller Lobby- und Pressearbeit zum Trotz: Schöne Planungen sind das eine – die Umsetzung ist dann doch nochmal etwas anderes.
Trotz einer kräftigen Kapitalerhöhung kam die Aktiengesellschaft immer mehr ins Schlingern – die Verbindlichkeiten nahmen von Bilanzjahr zu Bilanzjahr zu. Im Oktober 2007 griffen die unbekannten Eigentümer offenbar zur Reißleine.
Der Aufsichtsrat wurde komplett neu besetzt, auch der in dieser Sache schon bekannte Schweizer Werner Bleiker begab sich nun wieder in die erste Reihe.
Nicht nur der alte Aufsictsrat, auch Vorstand Klaus Wiesner ging seines Posten verlustig. Man ersetzte ihn durch einen Berliner Immobilienkaufmann, und der Sitz der Aktiengesellschaft wurde in die deutsche Hauptstadt verlegt.
Allein, es half nichts: Nach einem Insolvenzverfahren wurde die AG 2009 aufgelöst.
Doch die Pläne für das Megaprojekt im Landschaftsschutzgebiet waren deshalb noch lang nicht begraben.
Nach der Pleite der Aktiengesellschaft benannte sich die von Mindrup und Wiesner geführte Spa & Yachtressort Fleesensee-Müritz Verwaltungs GmbH in Hafenresort Silz Verwaltungs GmbH um, und fast zeitgleich wurden vom Berlin-Priener Traumpaar eine Reihe von Kommanditgesellschaften gegründet, die allesamt ihren Firmensitz in Berlin-Pankow, Berliner Straße 69 haben – ebendort, wo sich das Büro von Kaus Mindrup und Matthias Zinnen befindet.
„Verwaltung eigener Vermögenswerte“
Der neue Unternehmenszweck der Verwaltungs GmbH lautet nun unter anderem: „Verwaltung eigener Vermögenswerte“.
Zu den Vermögenswerten, die da verwaltet werden, gehört offenbar auch ein Teil jener Immobilien, die zuvor von der pleite gegangenen Aktiengsellschaft akquiriert wurden.
„Ein Teil“ deshalb, weil nach 2009 auch Grundstücke in das Privateigentum von Klaus Mindrup übergegangen sein sollen. Das jedenfalls war seitens der Stadtverwaltung Malchow (Mecklenb.) zu hören.
Bauland inmitten eines Landschaftsschutzgebietes – das dürfte Millionen wert sein.
Auf welche Weise die Grundstücke sowohl an die Wiesner/Mindrup-GmbH, als auch in die Privatschatulle von Klaus Mindrup gekommen sein könnten, ist unklar. Während vor Ort einige vermuten, dass die Liegenschaften als Ersatz für nicht geleistete Zahlungen der Aktiengesellschaft die Eigentümer wechselten, munkeln andere, dass die derzeitigen Grundbesitzer nur als Strohmänner agieren. Öffentlich dazu äußern wollte sich aber niemand.
Wie dem auch sei: Klaus Mindrup wird in den kommenden Tagen und Wochen einiges zu erklären haben.
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