Falls Sie, liebe Leserin und lieber Leser, von den zwei seltsamen „Zensiert“- Grafiken irritiert sind: Was darunter stand, war herzlich unerheblich – und hatte doch eine Besonderheit: Es war die Wiedergabe dessen, was mir Klaus Mindrup auf eine Anfrage hin übermittelte.
Als das dann in der Einleitung dieses Artikels wiedergegeben wurde, empfand der SPD-Bundestagsabgeordnete den Inhalt seiner eigenen Darstellung plötzlich als wahrheitswidrig, ehrverletzend und wasweißich noch alles. Also führte er einen aufwendigen gerichtlichen Kampf, um seine eigene Darstellung verbieten zu lassen. Warum, ist bis heute nicht geklärt. Wollte er einen Grund produzieren, um die Veröffentlichung seiner bemerkenswerten Geschäfte zu verhindern?
Wie dem auch sei – da solch eine gerichtliche Auseinandersetzung nicht selten denjenigen zum Sieger hat, der sich eine solche Auseinandersetzung auch finanziell leisten kann, mussten die Einleitungssätze schließlich unkenntlich gemacht werden.
Aber die Sache hat auch ihr Gutes: Alles das, was Sie im folgenden (und auch in den anderen Beiträgen zur Causa Mindrup) lesen werden, trägt quasi ein gerichtliches Gütesiegel. Es wurde, weil es im Gegensatz zu den mindrupschen Darstellungen nachweislich den Tatsachen entspricht, von den damit befassten Gerichten nicht beanstandet.
Wie hier bereits berichtet, hatte der Pankower SPD-Bundestagskandidat sein langjähriges Engagement bei der Errichtung eines Hafendorfes in Silz bei Malchow (Meckl.) selbst den eigenen Genossen verschwiegen. Möglicherweise auch deshalb, weil dieses Engagement mit allerlei Ungereimtheiten behaftet zu sein scheint.
Bei ihren aktuellen Recherchen in Sachen „Hafendorf Fleesensee“ stieß die Prenzlberger Stimme auf weitere Merkwürdigkeiten.
Wie alles begann
Initiator der Idee, das Örtchen Silz am Fleesensee zum Standort eines pompösen Hafendorfs mit Luxushotel, Feriendorf und ausgebaggertem Yachthafen zu machen, war der Schweizer Kaufmann Werner Bleiker. Der war allerdings schon zuvor bei einem ungleich größerem Projekt für eine ganze Hafenstadt baden gegangen..
Danach angeblich zahlungsunfähig, reichte es aber noch, ein paar Firmen zu gründen und das Projekt „Hafendorf Fleesensee“ voranzutreiben.
Da das ganze auch auf einem Teil eines Landschaftsschutzgebietes entstehen sollte, musste nach der Gesetzeslage erst einmal eine Umweltverträglichkeitsstudie erstellt werden.
Den Auftrag für diese Untersuchung erhielt die in Berlin-Pankow ansässige Firma GMZ Planungsgesellschaft Matthias Zinnen mbH, zum Leiter des Studienteams wurde der Diplom-Biologe Klaus Mindrup ernannt, der eine Bürogemeinschaft mit GMZ-Inhaber Zinnen führt.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass dem Betonieren der Landschaft nichts Wesentliches entgegen steht.
Das Ergebnis erfreute sicher nicht nur den Hafendorf-Träumer Werner Bleiker, sondern auch Matthias Zinnen (GMZ) und Klaus Mindrup. Denn nun konnten die bis eben noch unabhängigen Gutachter in die Dienste des Investors treten und in dessen Auftrag mit den Planungen für’s Yachthafen-Paradies mit Hotel und 188 Ferienhäusern beginnen. Bei einem ins Auge gefassten Investitionsvolumen von 50 bis 70 Millionen Euro ein sicher lukrativer Auftrag.
Doch der Schweizer war erst einmal verhindert: Die eidgenössische Justiz kam nämlich dahinter, dass bei einigen seiner Immobiliengeschäfte Schwarzgeld in Höhe von 6,5 Millionen Franken geflossen war: Zwei Jahre Knast ohne Bewährung.
Ein neuer Investor
Doch „alles ist vergänglich – selbst lebenslänglich“, lautet ein alter Knacki-Spruch – und was sind da schon zwei Jahre!
Das Problem war nur: Der nunmehr vorbestrafte Werner Bleiker war als Großinvestor „verbrannt“.
Klar, wer wollte schon den Gegnern des Projektes in die Hände spielen, die möglicherweise am Silzer Ortseingang ein Schild mit der Aufschrift „Hier betoniert ein vorbestrafter Schwarzgeldkrimineller“ aufgestellt hätten?
Auch hätten es mecklenburg-vorpommersche Politiker unter diesen Umständen wohl tunlichst vermieden, mit Bleiker zusammen abgelichtet oder auch nur erwähnt zu werden. Und öffentliche Förderung – womöglich in zweistelliger Milionenhöhe – hätte es für einen Mann mit einem solchen Strafregistereintrag wohl kaum gegeben.
Ohne Rückhalt in der Landespolitik und ohne Fördergelder wäre ein solcher Brocken aber nicht zu schultern gewesen.
Also trat zu mindest zum Schein – ein neuer Investor auf den Plan: Klaus Wiesner, gelernter Architekt, Hotelier im bayrischen Prien am Chiemsee, nachmaliger „Mövenpick-Steuer“-Cheflobbyist und schon damals ein seit Jahren enger (Geschäfts)-Freund und Partner des Klaus Mindrup.
Darüber, dass Klaus Wiesner größere Immobilien erfolgreich entwickelt hätte, ist hier bisher nichts bekannt geworden. Dokumentiert ist hingegen neben seiner Schlappe bei dem genannten Gewerbepark auch seine Erfolglosigkeit bei dem Versuch, das Schloss Petzow (Werder/Havel) zu einem Hotel auszubauen. Vor der Zwangsversteigerung der Immobilie rettete ihn im letzten Moment der auch in anderen Zusammenhängen bekannte Axel Hilpert. So einer sollte nun das vielfach größere und bedeutend schwieriger zu händelnde Projekt Hafendorf Fleesensee wuppen?
Ach was.
„Investor“ war in diesem Falle nur die Tarnbezeichnung für „Strohmann“.
Den wahren Eigentümer der Aktiengesellschaft verschwiegen
Tatsächlich wurde eine bereits im Juni 2001 durch eine Münchener Rechtsanwaltskanzlei gegründete Aktiengesellschaft namens MRM 2103 Vermögensverwaltungs AG am 20. April 2002 nach Prien am Chiemsee verlegt und in „Hotel Hafendorf Fleesensee AG“ umbenannt. Vorstand der AG wurde Klaus Wiesner.
Allein: Klaus Wiesner – wiewohl nun überall „Investor“ geheißen – hatte dort nicht einen einzigen Cent investiert. Somit war der Hinweis auf die Finanzierungsprobleme wegen des missglückten Engagements bei „einer Beteiligung an einem Gewerbepark bei Berlin“ ganz offensichtlich ein Täuschungsmanöver, das vom tatsächlichen Finanzier und Investor ablenken sollte. Es war wohl eher so, dass die Zeit dafür benötigt wurde, um ein Konstrukt zu zimmern, das den tatsächlichen Investor im Dunkeln ließ.
Denn Alleinaktionärin der Aktiengesellschaft war eine Liechtensteiner Familienstiftung namens „BlueBoss“. Hinter jener Stiftung aber stand… der mittlerweile wieder auf freiem Fuß befindliche Schweizer Werner Bleiker.
Klaus Mindrup bestreitet, an dieser Täuschung beteiligt gewesen zu sein. Der Prenzlberger Stimme teilte er mit: mit:
„Ich wurde damals nicht über alle Interna der HHF AG (u.a. Eigentumsverhältnisse, Optionsrechte, Vorkaufsrechte, Rückübertragungsrechte ….) informiert.“
Erst nach der Insolvenz im Jahr 2009, so Mindrup weiter, habe er Kenntnis von den tatsächlichen Eigentumsverhältnissen erhalten.
Das ist bemerkenswert, denn Mindrup und Wiesner waren schon damals enge Vertraute, die als eingespieltes Team an gemeinsamen Projekten arbeiteten.
Hand in Hand betrieben sie auch die Reanimierung des Silzer Hafendorf-Projektes, das nach der Verurteilung des Schweizers daniederlag. Sollten nun all die Vorbereitungen für ausgerechnet diesen Deal unbemerkt an Mindrup vorbeigelaufen sein?
Und auch später, als Mindrup und Wiesner zusammen weitere Gesellschaften gründeten und Mindrup die Nähe zu dem Hotelier offenbar so wichtig erschien, dass er – ausweislich einer Handelsregistereintragung – gar einen Zweitwohnsitz in Prien am Chiemsee nahm, sollte Wiesner kein Sterbenswörtchen darüber verloren haben, dass der alte Investor auch der neue ist? Runde fünf Jahre lang nicht?
Darüber hinaus: Wie war das dann bei den von verschiedenen Seiten berichteten Treffen Werner Bleikers mit den Planern des Projekts – von denen Mindrup ja einer war?
Erschien der listige Eidgenosse da mit angeklebtem Vollbart und grüner Kunsthaarperücke, so dass es Klaus Mindrup partout nicht auffiel, wen er da vor sich hatte?
Eine Antwort auf diese Frage blieb Mindrup schuldig.
Alleinaktionär hielt Mindrup, Wiesner und Zinnen für „überfordert“
Während sich die GMZ und Mindrup mit der Planung des Hafens und der Ferienhausanlage befassten, wurde das Hotel zur Chefsache erklärt.
Denn Mindrup-Partner Klaus Wiesner schien mit dem Posten als Vorstand der Hotel Fleesensee AG ausgelastet zu sein und trat so als Architekt in die Dienste jener Aktiengsellschaft, der er selbst vorstand.
Und das gleich zweimal: Zum einen als Freier Mitarbeiter und zum anderen als Mitinhaber des Architekturbüros „Torhaus GbR“, das er zusammen mit seinem Bruder Erik Wiesner führt.
Die Rechnungen schickte der Architekt Klaus Wiesner an den Vorstand Klaus Wiesner, der sie dann in voller Höhe anerkannte. Darüber, dass alles seine Richtigkeit hatte, wachte Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Tacke aus Eibelstadt. Tacke stand nach eigener Darstellung zu jener Zeit bei einer weiteren Wiesner-Firma in Lohn und Brot und war schon deshalb ein Garant für eine unabhängig Kontrolle des Vorstandes.
In den ersten Monaten des Jahres 2007 regte sich bei Alleinaktionär Werner Bleiker zunehmend Unwillen über die Planungsleistungen von „Torhaus“ (Wiesner/Wiesner) und GMZ (Zinnen/(Mindrup). Dabei ging es durchaus um Grundsätzliches: Während Finanzier Bleiker eher Luxuriöses vorschwebte, hielten es seine Dienstleister eher mit der Mittelklasse.
Der Konflikt schaukelte sich hoch.
Als Bleiker schließlich zu erkennen gab, dass er die Planer mit der Umsetzung seiner Vorstellung für überfordert hielt und durchsetzte, dass ein weiteres Planungsbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt wird, schrillten bei den so düpierten die Alarmglocken.
Die Befürchtungen der Planer, aus dem lukrativen Projekt gedrängt zu werden, verdichteten sich, nachdem Werner Bleiker von Vorstand Klaus Wiesner eine Rechnungslegung seiner bisherigen Geschäftsführung und darüber hinaus den genauen Stand der Planungen der mit Mindrup verbundenen GMZ einforderte.
„Feindliche Übernahme“
In Reaktion darauf stellten die Torhaus GbR (Wiesner/Wiesner), die GMZ (Matthias Zinnen) und Klaus Wiesner selbst Honorarforderungen in Millionenhöhe gegen die Hotel Fleesensee AG, die von Vorstand Klaus Wiesner wirdespruchslos akzeptiert wurden.
Zugleich vereinbarte Vorstand Klaus Wiesner mit dem Architekten Klaus Wiesner sowie mit der ihm zusammen mit seinem Bruder gehörenden Torhaus GbR und der GMZ Planungsgesellschaft Matthias Zinnen mbH, die Forderungen zu stunden und zur Besicherung der Forderungen entsprechende Grundbucheinträge vornehmen zu lassen.
Die Stundung stand dabei unter einer besonderen Bedingung: Sie sollte nur so lange Bestand haben, wie Klaus Wiesner auf seinem Vorstandsposten verbleibt
Und damit auch gar nichts schiefgeht, wurde in den drei Stundungsvereinbarungen die Klaus Wiesner als Vorstand der Hotel Fleesensee AG mit der GMZ (Matthias Zinnen), der Torhaus GbR (Erik und Klaus Wiesner) und mit sich selbst als „Freier Mitarbeiter“ abschloss, eine Klausel eingefügt, mit der die Gesellschaft auf jeden gerichtlichen Vollstreckungsschutz verzichtet.
Damit war die „feindliche Übernahme“ der Aktiengesellschaft perfekt.
Weitere Artikel zum Thema:
Klaus Mindrups Hafendorf: Alles aus einer Hand
Der Etikettenschwindler
Frühere Artikel:
Die Projekte des Klaus Mindrup – Teil 1
Die Projekte des Klaus Mindrup – Teil 2
Die Projekte des Klaus Mindrup – Teil 3
Ralf-M. Kania
Sep 20. 2013
Offenbar war üble Landschafts-Vergewaltigung geplant.