Ein Werbefilmregisseur dreht im Auftrag einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft einen Film, in dem ein Angestellter dieser Gesellschaft, genannt „der Umsetzer“ mit schönen Phrasen für Abriss und Umsetzung wirbt. Aber was nützen die schönsten Sprüche, wenn der umgesetzte Mensch einfach einen Strick nimmt und sich daran aufhängt? Immer häufiger geschieht es, dass rebellische Mieter sich gegen die Behandlung des Umsetzers zur Wehr setzen, und er lange auf sie einreden muss, ehe sie sich umsetzen lassen.
Da werden nachts im noch bewohnten Haus Treppengeländer angesägt, defekte Elektroleitungen bleiben unrepariert und doch für den alten Nachtwächter Fritz Britz zum Beispiel braucht der Umsetzer drei Jahre. Das Haus verrottet. Ein Stromschlag tötet die Frau des Nachtwächters, Hundefänger der Polizei holen den Hund. Ein Haus nach dem anderen, das ganze Viertel wird gesprengt. Nur der Nachtwächter sitzt noch in dem Haus, das übrig geblieben ist. Er bezahlt die Miete nicht mehr und hat auch nichts, was der Gerichtsvollzieher pfänden könnte. Am Ende dreht er den Gashahn auf, was auch nichts nützt, weil das Gas abgedreht wurde.
Mit dem 1976 entstanden Film „Der Umsetzer“, dem Erstlingswerk der Regisseure Benno Tautmann und Brigitte Toni Lerch, eröffnet das „Lichtnlick“-Kimo in der Kastanienallee am 4. September eine Reihe mit Filmen über Verdrängung, Immobilienspekulation und den Kampf von Mietern, die sich gegen das alte Phänomen mit dem neuen Namen „Gentrifizierung“ zur Wehr setzen.
Die Stadt als Beute
Ab dem 8. September läuft täglich der gerade erst in die Kinos gekommene Film „Die Stadt als Beute“, in dem Andreas Wilcke die Wildwest-Stimmung auf dem Berliner Immobilienmarkt dokumentiert. Unter anderem wird die Geschichte con Cornelia Hentschel aus der Wisbyer Straße 6 gezeigt. Ihre Mietwohnung liegt im Epizentrum der Kampfzone – aber sie will partout nicht ausziehen. Also werden ihr die Instrumente gezeigt. Der Investor lässt es zu verschiedenen Wasserschäden in ihrer Wohnung kommen – herbeigerufene Polizei und Feuerwehr können nicht helfen.
Wilcke hat auch diejenigen begleitet, die euphemistisch als !Investoren“ bezeichnet werdenund eigentlich doch „Gewinnler“ genannt werden müssten, und er hat mit Politikern gesprochen, bei denen man rätselt, ob deren zur Schau gestellte Hilflosigkeit nun das Ergenbis von Unfähigkeit oder Handlungsunwillen ist.
Mietrebellen
Am 11. September folgt der Dokumentarstreifen „Mietrebellen“, ein Kaleidoskop der Mieterkämpfe in Berlin gegen die Verdrängung. Berichtet wird über eine Besetzung des Berliner Rathauses, das Camp am Kottbusser Tor, der organisierte Widerstand gegen Zwangsräumungen und der Kampf von Rentnern um ihre altersgerechten Wohnungen und eine Freizeitstätte symbolisieren den neuen Aufbruch der urbanen Protestbewegung.
Betongold
Der vielfach ausgezeichnete Film „Betongold“ (u.a. Grimme-Preis 2014) ist am 21. September zu sehen. Hier dokumentiert Autorin Katrin Rothe ihre eigene Entmietung. Der Inves… – pardon! – Gewinnler ist übrigens derselbe, der das Leben der Bewohnerin aus der Wisbyer Straße 6 im „Beute“-Film zur Hölle gemacht hat.
Betongold | Trailer from realeyztv on Vimeo.
Miete essen Seele auf
Am 25. September wird der Streiefen „Miete essen Seele auf“ von Angelika Levi aufgeführt. Er dokumentiert zwei Jahre nachbarschaftliche Organisierung und Protest am südlichen Kottbusser Tor. Aus dieser Protestbewegung entstand Kotti & Co. und schließlich die Bewegung zum Mietenvolksentscheid.
Verdrängung hat viele Gesichter
Den Abschluss der Reihe bildet am der Dokumentarfilm „Verdrängung hat viele Gesichter“ des Filmkollektivs „Schwarzer Hahn“. An einem Beispiel von Alt-Treptow wird die Umstrukturierung durch sogenannte Baugruppen-Neubauten gezeigt, gegen die sich viele Anwohner und die Initiative Karla Pappel wehren. Denn Aufwertung eines Stadtteils bedeutet gleichzeitig auch Verdrängung. Der Film lässt beide Seiten zu Wort kommen, ergreift aber konsequent Partei.
Alle Flime und Termine auf einen Blick

Der Umsetzer (WA)
am So 04.09. um 18:00 Uhr in Anwesenheit des Autors Peter Nowak und der FilmemacherInnen Antonia Lerch und Benno Trautmann
(weitere Termine: Mo 05.09., 19:15 Uhr / Di 06.09., 17:00 Uhr / Mi 07.09., 17:00 Uhr / Mo 26.9., 17:00 Uhr /
https://www.dropbox.com/sh/9fxdn3kmb15hii8/AAClS8OedAMkIjpBRaeKoC_Na?dl=0
Mietrebellen (mit griechischen UT)
am So 11.09. um 20:00 Uhr in Anwesenheit von AktivistInnen und des Filmteams
http://mietrebellen.de
Die Stadt als Beute
ab Do. 08.09. täglich (Neustart)
am Sa 17.09. um 20:00 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs Andreas Wilcke
http://www.diestadtalsbeute.com
Betongold
am Mi 21.09. um 20:00 Uhr in Anwesenheit der Filmeditorin Silke Gänger
http://www.betongold-der-film.de
Miete essen Seele auf
am So 25.09. um 20:00 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Angelika Levi
http://www.weltfilm.com/de/filme/in-produktion/miete-essen-seele-auf
Verdrängung hat viele Gesichter
am Mo 26.09. um 20:00 Uhr mit anschließender Diskussion mit AktivistInnen
https://berlingentrification.wordpress.com
LICHTBLICK-KINO, Kastanienallee 77, Prenzlauer Berg