Dienstag Nachmittag erhielt der Pankower Bezirksbürgermeister Matthias Köhne vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) die Nachricht, dass das die Sporthalle am Karower Bedeweg als Notunterkunft für Flüchtlinge in Anspruch genommen werden soll. Die Halle gehört zur Grundschule „Am Hohen Feld“ und wird darüber hinaus vom Sportverein Sporttreff Karower Dachse e. V. genutzt. Bürgermeister Köhne versagte seine Zustimmung. Er bekräftigte dabei seine bereits am 4. November geäußerte Haltung, dass künftig keine weiteren Sporthallen für Flüchtlingsunterkünfte in Anspruch genommen werden sollen, solange nicht alle anderen Möglichkeiten zur Unterbringung der Flüchtlinge ausgeschöpft worden sind. Als Beispiel nannte er das vom Lageso ins Auge gefasste leerstehende Gebäude eines einstigen Seniorenheims in Alt-Buch, dessen Einrichtung zur Flüchtlingsunterkunft nicht vorankommt.
Dessen ungeachtet erhielten die „Karower Dachse“ noch am Dienstag Abend vom Lageso die Aufforderung, die Halle bis Mitternacht zu räumen.
Während die Sportler ihren Utensilien aus der Halle brachten, formierte sich gegen 20 Uhr eine fremdenfeindliche Demonstration der Pankower NPD, an der nach Auskunft der Politei rund vierzig Personen teilnahmen.
Der Sportverein „Karower Dachse“ distanzierte sich umgehend von dem Naziaufmarsch. In einer auf der Facebookseite der Vereins veröffentlichten Stellungnahme heißt es:
Die Grundsätze der Vereinstätigkeit des Sporttreffs Karower Dachse sind in §3 unserer Satzung zu lesen: „Der Verein ist politisch und religiös neutral und steht in all seinen Belangen auf der Grundlage der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Er räumt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Hautfarbe, Herkunft, Behinderung, Glauben, sozialer Stellung oder sexueller Identität gleiche Rechte ein.“
Diese Vereinsgrundsätze sind mit der Gesinnung der aufmarschierten rechten Gruppierung nicht vereinbar. Wir distanzieren uns ausdrücklich von den Parolen und Beschimpfungen, die während des Protestaufmarsches lautstark verbreitet wurden. Der Sporttreff Karower Dachse ist politisch neutral und bleibt es auch.
Mittlerweile hatte sich der Wahlkreis-Abgeordnete Rainer-Michael Lehmann (SPD) eingeschaltet. In einem Schreiben an die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales betonte er auf die Notwendigkeit des Erhalts der Sportmöglichkeiten in der Halle.
Am Mittwoch Mittag erhielt Lehmann Antwort vom zuständigen Staatssekretär Dirk Gerstle. Darin wurde mitgeteilt, so der Abgeordnete gegenüber der Prenzlberger Stimme, dass auf Grund der Intervention des Pankower Bezirksbürgermeisters Matthias Köhne auf die Nutzung der Sporthalle Bedeweg als Notunterkunft verzichtet wird.
Eine von der Prenzlberger Stimme erbetene Stellungnahme des Landesamtes für Gesundheit und Soziales steht bisher noch aus.
Foto: Steffen Pahl/ Karow Live
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