Obst- und Gemüseumtausch oder: Die verhinderte Weltenrettung | Prenzlberger Stimme

Obst- und Gemüseumtausch oder: Die verhinderte Weltenrettung

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Dienstag gegen Mittag. Der übernächtigte Autor ist gerade dabei, einen Artikel über die Stille Straße zu verfassen, einen weiteren über die Beschlagnahme einer Karower Sporthalle in die Tastatur einzugeben sowie einen dritten über einen nie fertig werdenden Spielplatz zu komponieren. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit ein paar Korrekturen an einem Filmexposé und arbeitet intensiv am Projekt „Lösung der wichtigsten Weltprobleme“.

Selbstverständlich alles parallel, denn er befindet sich mittlerweile in einem Alter, in dem man nicht mehr allzuviel Zeit hat.

Zumindest in der letztgenannten Angelegenheit geht es voran. Der abschließende, alles verbindende und damit zugleich auch auflösende Gedanke windet sich langsam, aber stetig aus dem hinteren Unterbewusstsein hervor. Nur noch ein paar Minuten, dann würde die Welt von allen Übeln….

Telefon.

Auf dem Display die Nummer einer Gießener Werbeagentur.

Gießen? Wieso Gießen?

Egal.

 

Anrufer: Guten Tag. Spreche ich mit der Redaktion Prenzlberger Stimme?

ODK: Öhhm… ja… doch…

Anrufer: Ich wollte Ihnen den Biowandler vorstellen.

ODK: Ah ja… – den was???

Anrufer: Ja, also, den Biowandler. Das ist so eine Box…

ODK: Hm…

Anrufer: Wir sind am Donnerstag in Prenzlauer Berg auf dem Markt am Kollwitzplatz. Da können dann die Leute ihr konventionelles Obst und Gemüse in diese Box stecken und bekommen dafür die gleiche Menge an Bio. Wir haben…

ODK Ja, aber…

Anrufer: …alles da. Äpfel, Brokkoli, Karotten.. – über 800 Kilogramm.

ODK: Aber warum gehen Sie damit nicht nach Marzahn? Ich meine, hier in Prenzlauer Berg, im Kollwitzviertel… – der Markt dort ist übrigens ein Öko-Markt. Da gibts nur Bio. Wie wollen Sie da jemand finden, der auch nur eine einzige Mohrrübe ausm Supermarkt bei sich trägt?

Anrufer: Nicht?

ODK: Nö.

Anrufer: Egal, die Zeit ist knapp. Das ist ja schon am Donnerstag. Könnten Sie vielleicht darüber berichten?

ODK: Naja.. klingt ja ganz lustig. Wann genau soll das sein?

Anrufer: Donnerstag ab Zwölf.

ODK: Tscha, also…

Anrufer: Sie müssen da nicht hinkommen. Mir geht es nur darum, voher zu berichten. Eine Ankündigung, Sie verstehen? 800 Kilo… , wenn wir darauf sitzen bleiben...

ODK: Hm. Schaumermal.

 
Das Telefonat ist beendet. Die Lösung der Weltprobleme ist auf Nimmerwiedersehen in die hintersten Hirnregionen verschwunden.

Unhervorholbar.

Stattdessen treibt den Autor nun ein anderer Gedanke um, den er einfach nicht mehr los wird: Was, um alles in der Welt, wollen die da in Gießen mit 800 Kilogramm konventionell angebauten Möhren anfangen?

 

Wer also tatsächlich noch ein paar Aldi-Äppel herumzuliegen hat – hier sind die entsprechenden Infos zu finden.

 

 



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