Der gute „Berliner Riesling“, angebaut am Rande des Volksparks Prenzlauer Berg, war nur ein halblegales, weil höchstens geduldetes Getränk. Denn Wein produzieren (und vermarkten) darf in Deutschland nur, wer seinen Weinberg in einem staatlich anerkannten Weinanbaugebiet bewirtschaftet.
Alle anderen dürfen die Winzerei nur als Hobby auf einer höchstens 100 Quadratmeter großen Anbaufläche betreiben und müssen ihren Wein für sich behalten.
Oder aber ihn verschenken.
Gegen eine Spende zum Beispiel.
Dass das auch nicht erlaubt ist, musste Anfang vergangenen Jahres ein Neuköllner Rebenliebhaber erfahren. Der hatte auf einer Brachfläche einen kleinen Weinbau betrieben und – ähnlich wie die Winzer am Fuße des Volksparkes – einen Teil der gekelterten Reben dem Bezirksamt überlassen und den anderen gegen einen freiwilig gegebenen Obulus an Interessenten „verschenkt“. Doch dann kam Bezirksbürgermeister Buschkowky daher und wollte die Anbaufläche räumen lassen: Sie sei viel zu groß und verschenken gegen Obolus… nee!
Änderungen des EU- und Bundesrechts legalisieren „Berliner Riesling“ aus Prenzlauer Berg
Nun sind unter Bezirksbürgermeister Matthias Köhne solche Korinthenzählereien sicher nicht zu erwarten – aber weiß man, wie sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin…
Doch doch keine Bange, seit dem 1. Januar 2016 ist alles anders.
Denn an jenem Tag trat die vom Senat erlassene „Änderungsverordnung zur Weinrechtsdurchführungs-
verordnung“, nach der nicht nur Prenzlauer Berg, sondern ganz Berlin höchst offiziell und nunmehr ganz legal zum Wein angebaut werden kann. Die nun in Kraft getretene Änderungsverordnung wurde durch eine Änderung des Bundes- und EU- Rechtes möglich.
Eine vor allem für Berlin entscheidende Änderung liegt dabei in der Erweiterung des Anbaugebietes, in dem zukünftig Wein angebaut werden darf. Bisher konnten zum Weinanbau erforderliche Pflanzungsrechte nur für Flächen innerhalb von Qualitäts- und Landweingebieten erteilt werden.
Ab diesem Jahr ist das deutsche Weinanbaugebiet aber auch auf außerhalb dieser Gebiete liegende Flächen erweitert, für die eine zukünftig mögliche Genehmigung zur Anpflanzung von Reben erteilt worden ist. Danach können nun auch für Flächen innerhalb des Landes Berlin, die bisher nicht zum deutschen Weinanbaugebiet gehörten, Genehmigungen zum Weinanbau erteilt werden.
Damit ist nun auch der kommerzielle Anbau samt der Vermarktung der Berliner Weine möglich.
Goldene Zeiten für Prenzlauer Berg und Pankow in Sicht
Der Möglichkeit des nun legalen weltweiten Verkaufs des edlen Tropfens aus der Mitte Berlins wird den Ruhm des Stadtteils mehren.
Künftig wird Prenzlauer Berg nicht mehr mit Latte Macchiato und Helikoptereltern, sondern mit Riesling und seinen Winzern in einem Atemzug genannt werden. Und Sommeliers auf dem gesamten Erdenrund werden das edle Gesöff auch noch im Doppel-Blindtest erkennen.Da die Nachfrage nach dem einmaligen Rebensaft das Angebot natürlich bei weitem übersteigt, böte sich eine Erweiterung der Anbaufläche an.
Auch das ist nach dem deutschen Weingesetz möglich, das bei einer solchen Ausdehnung vorschreibt, dass Hanglagen zu bevorzugen sind. Was läge also näher, als auch die
Und böten sich nicht auch die beiden Bunkerberge im Friedrichshain dazu an?
Okay, die gehören bislang noch zum Nachbarbezirk Friedrichhain-Kreuzberg – doch warum sollte man angesichts der ungeahnten Möglichkeiten, die das modifizierte Weinrecht nun mit sich bringt, die Bezirksgrenze nicht ein wenig verschieben? Wie problemlos das zu bewerkstelligen ist, wurde doch gerade erst beim Mauerpark vorexerziert.
Die Umgestaltung Prenzlauer Bergs zum Weinland würde sich natürlich nicht nur im Geldbeutel der Weinbauern, sondern auch in der Haushaltschatulle des Bezirks bemerkbar machen.
Denn auch zwischen den Prenzlauer Berger Winzern und dem Bezirksamt gilt die Abmachung, dass die Hälfte des
Ertrages an den Bezirk geht. Im Gegenzug darf bezirkseigenes Gelände für den Weinanbau unentgeltlich genutzt werden. Mit den dann in den bezirklichen Haushalt einfließenden Verkaufserlösen hätte der Pankower Bürgermeister (der ja auch der bezirkliche Finanzminister ist) nur noch einzige Sorge: Wie kann man bis zum Jahresende all das Geld wieder ausgeben…?
Für Prenzlauer Berg und ganz Pankow könnten goldene Zeiten anbrechen.
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