Mittlerweile ist das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) offenbar nicht einmal mehr in der Lage, für die in Serie beschlagnahmten Sporthalle geeignete Träger zu finden.
So wurde am Sonntag die Notunterkunft in der Sporthalle der Picasso-Grundschule in der Weißenseer Gounodstraße wegen unhaltbarer Zustände in Sachen Versorgung, Sicherheit und Hygiene geräumt und die dort einquartierten Flüchtlinge in eine andere Unterkunft gebracht.
Tino Schopf, der die Arbeit Freiwilligen Helfer in der Storkower Straße mitkoordiniert und am Dienstag an vorderer Stelle für den reibungslosen Ablauf der kurzfristigen Inbetriebnahme der Notunterkunft in der Winsstraße organisierte, erklärte gegenüber der Prenzlberger Stimme, dass der Betreiber bei der Übernahme der Sporthalle völlig planlos agierte. Er sei bei der Ankunft der Flüchtlinge am Freitagabend allein erschienen, eine vernünftige Kommunikation sei mit ihm nicht möglich gewesen.
Es habe an einem ausreichenden Wachschutz gefehlt, nur zwei Security-Mitarbeiter seien engagiert worden, um die Unterkunft 24 Stunden lang abzusichern. Auch die Reinigung der Halle war nicht sichergestellt.
Eine Flasche Wischmittel statt Reinigungsunternehmen
Als Schopf am Sonnabend – der Verschmutzungsgrad der Halle und deren sanitärer Anlagen war auf Grund der Belegung mit rund 150 Personen bereits erheblich – den Betreiber bat, sich um einen Reinigungsdienst zu bemühen, habe der sich dann zwar auf den Weg gemacht, sei aber lediglich mit einem Besen, einem Eimer und einer Flasche Wischmittel zurückgekehrt.
Wie von anderen Helfern zu erfahren war, gab es auch Auseinandersetzungen über die Aufnahmeregistrierung der Flüchtlinge; darüber hinaus sei das Essen sei unzureichend gewesen und es habe an Wasser oder anderen Getränken gefehlt.
Auch machte der Betreiber keinerlei Anstalten, sich um die Installation eines Zauns zu kümmern, der bis zum Unterrichtsbeginn am Montag den von den Flüchtlingen genutzten Bereich von übrigen Schulgelände abgrenzen sollte.
Freiwillige Helfer berichteten darüber hinaus, dass der Betreiber eine erhebliche Zeit durch Abwesenheit glänzte.
So war er dann auch nicht vor Ort, als am Sonntagmittag die alarmierte Pankower Schul- und Sozialstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz in der Picasso-Schule erschien, um sich selbst ein Bild von den Umständen zu machen. Das, was sie dort sah, veranlasste sie, sich umgehend mit dem Lageso in Verbindung zusetzen um eine Räumung der Halle und eine Entpflichtung des Betreibers zu verlangen.
Betreiber sieht sich als Opfer von „Profilierungssucht“
Betreiber Heinz Wachidow hingegen kann die ganze Aufregung nicht verstehen: Sie sei nur auf die Profilierungssucht einiger freiwilliger Helfer zurückzuführen.
Die Flüchtlinge hätten ein Dach über den Kopf und etwas zu Essen gehabt, mehr wäre in den ersten Tagen nicht möglich gewesen. Im Übrigen habe er sich um die Aufgabe nicht gerissen, denn eigentlich wollte der Hohenschönhausener Gehrenseestraße eine Gemeinschaftsunterkunft einrichten. Dazu habe er in der vergangenen Woche eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet und dem Lageso ein entsprechendes Angebot unterbreitet. Statt einer Antwort kam die Anfrage zum Betreiben der Sporthallenunterkunft.
Die von den Helfern verlangte Ausstattung mit Wachschutz, so Wachidow, rechne sich nicht. Ebenso sei es ihm nicht zuzumuten Personal einzustellen, bevor der Vertrag mit dem Lageso endgültig unter Dach und Fach sei. Auch die Aufstellung des Zauns koste nicht wenig und wäre über das Wochenende nicht realisierbar gewesen. Wachidow zur Prenzlberger Stimme: „Ich habe eine langjährige Erfahrung im Beherbergungssgewerbe und auch schon mal ein Hotel geführt, das von Libanesen bewohnt war.“ Er sei nicht dazu da, sich um alles selbst zu kümmern. Auch könne man von ihm nicht verlangen, Tag und Nacht vor Ort zu sein – schließlich brauche auch er seinen Schlaf. Die bereits am Samstag auf Grund der unzumutbaren Zustände von den freiwilligen Helfern angedrohte Einstellung ihrer Arbeit, empfand er als Erpressung – schließlich ist ohne sie die Notunterkunft nicht aufrecht zu erhalten.
Halle bleibt weiter beschlagnahmt
Die Umquartierung der Flüchtlinge zog sich bis in den Abend hinein hin, da das Lageso dazu nur einen einzigen Bus zur Verfügung gestellt hatte.
Die Sporthalle der Picasso-Grundschule bleibt aber weiterhin für die Flüchtlingsunterbringung beschlagnahmt. Wie Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz auf einem Treffen von Helfern und Unterstützern am Sonntagabend mitteilte, werde das Lageso sich um einen anderen Betreiber bemühen. Wann eine erneute Belegung der Sporthalle erfolgt, sei jedoch nicht abzusehen.
Eine Stellungnahme der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales zu den Vorgängen war bis zum Erscheinen des Arikels nicht zu erhalten.
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Sven
Dez 10. 2015
alles eine Nachfolge von: unfähiger CIA-unfähigem IS-unfähiger Regierung- unfähiges Lageso-unfähigem Betreiber-unfähigem Bürger
immer weiter so…