Fischjagd am Teute

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So manch ein Passant, der da am Samstagvormittag am Teutoburger Platz vorbeiflanierte, mag sich über die zum Teil sehr seltsam gekleideten Menschen, die ihm da begegneten, gewundert und sich gefragt haben: Was’n, schpn Karneval?

Natürlich nicht. Karneval in Berlin…. tsiss…

Die Antwort ist viel naheliegender: Rund zwanzig Anwohner waren am Sonnabend trotz Schnee und Eis mal eben auf Fischfang gegangen. Oder richtiger: Sie liefen rund um den Platz herum, um Geld für einen Fischkauf zusammenzubekommen. Denn Fisch ist teuer. Besonders dann, wenn er aus Holz ist…

fisch1 Auf dem Teutoburger Platz stand über Jahr und Tag ein großer Fisch. Der war sehr bunt, innen hohl und man konnte auf ihm richtig toll herumklettern.
Der Fisch hatte allerdings einen kleinen Webfehler: Er war aus Holz. Und das war offenbar nicht so präpariert worden, dass es all die Zeiten mit Sonne, Regen, Schnee und wieder Regen schadlos überstehen konnte. Daher wurde der Fisch mit der Jahren morsch.
So morsch, dass eines Tages mehr oder weniger grimmig schauende Männer mit großen Sägen kamen, das morbide Tier – ritschratsch – in seine Einzelteile zerlegten und die
fisch kümmerlichen Reste schließlich abtransportierten. Damit nicht etwa jemand zu Schaden kommt, wenn er auf dem bröckelnden Flossentier herumklettert.
Normalerweise läuft das ja so: Irgendetwas ist in die Jahre gekommen, wird abgebaut – und durch Neues ersetzt. Normalerweise. Doch der Teutoburger Platz befindet sich nun einmal in Prenzlauer Berg, das wiederum ein Ortsteil des Bezirks Pankow ist.
Also schüttelte der Stadtrat, der auch die Sägewerker geschickt hatte, bei der Frage nach einem neuen Fisch nur den Kopf.
Kein Geld da, nicht mal für eine Gräte – geschweige denn für einen ganzen Fisch.

spendometerDamit hätte die Geschichte nun zu Ende sein können – wenn es nicht die Schüler der damaligen Klasse 5b von der Schule am Teutoburger Platz gegeben hätte.
Die fanden nämlich, dass der Spielplatz auf dem „Teute“ so ganz ohne Fisch nun wirklich nicht das Wahre ist.
Also veranstalteten sie in ihrer Schule ein „Fest für den Fisch“ mit Tombola, Kuchenbasar und Tanzaufführung und sammelten damit Geld für einen neuen Kletterfisch.
Im Schülerladen „Komet“, in dem viele von ihnen ihre Nachmittage verbringen, fanden diese Idee auch andere toll. Der Verein „Leute vom Teute“, der sich seit Jahr und Tag um den Platz kümmert, machte ebenfalls mit – die „Initiative Frischer Fisch“ war geboren.

schüler1Klar: Wer bezahlt, bestimmt die Musik. Also wollten die Kinder auch bestimmen, wie das neue Flossentier denn nun aussehen müsste.
Sie zeichneten Entwürfe und besuchten die Spielzeugbauer, die es bauen sollten.
Auch das immer klamme Bezirksamt wollte nun nicht mehr zurückstehen, und sagte zu, einen Teil beizutragen. Aber 10.000 Euro müsste der „Frische Fisch“ schon selbst zusammenbekommen.

Zehntausend – das ist ja nun wirklich eine Menge Holz.
Damit jeder sehen kann, wieviel schon zusammengekommen ist

schülerwurde an dem Platz, an dem einst der Fisch gestanden hatte, ein „Spendometer“ aufgestellt. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Mann vom Grünflächenamt, der den Holzstab fachgerecht aufstellte, gleich die Skizzen mit den Vorstellungen der Kinder über das neue Spielgerät überreicht. Denn wer bezahlt… – genau!

Rund 6.500 Euro sind nach Auskunft der mittlerweile schon zusammengekommen „Initiative Frischer Fisch“ bereits schon zusammengekommen. Ganz schön viel – aber längst noch nicht genug. Womit wir wieder an den Anfang der Geschichte angekommen sind.

06Die zum Teil bunt kostümierten Leute, die sich da am Sonnabend am Teutoburger Platz tummelten, hatten sich nämlich zu einem „Sponsorenlauf“ getroffen, mit dem sie der Anzeige auf dem Spendometer einen kräftigen Schub nach oben geben wollten.
Jeder der rund zwanzig Teilnehmer hatte sich einen Bekannten oder Verwandten als Sponsor gesucht, der pro gelaufener Runde um den Teutoburger Platz ein oder zwei Euro in den Topf gab. Und da unter den Läufern sehr viele sportliche Menschen waren, kamen sehr viele Runden und damit auch ziemlich viel Geld in die Fischkasse: 1.500 Euro.
Weil das mit dem Laufen so gut lief, soll die Sache demnächst noch einmal wiederholt werden. Denn bis zum Frühjahr müssen die 10.000 Euro zusammen sein. Damit der neue Fisch noch in diesem Jahr zum Teutoburger Platz schwimmen kann.
 

Übrigens…

…muss man gar nicht bis zum nächsten Sponsorenlauf warten, wenn man den „Frischen Fisch“ unterstützen möchte. Spenden können auch ohne Laufen auf folgendes Konto eingezahlt werden:

„Leute am Teute“ – Stichwort „FISCH“
Berliner Volksbank
IBAN: DE08100900007203235024
BIC: BEVODEBBXXX

Der Verein ist befugt Spendenquittungen auszustellen.


 

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© Fotos: Steffen Seidel (9), Leute am Teute e.V. (5)

 

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Spielplatz Teutoburger Platz: Geld für einen neuen Fisch gesammelt

 

 

 



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