„Ein Blick in die Geschichte Blankenfeldes ist auch ein Blick in die Geschichte der Stadt selbst, die nur wachsen konnte, weil man – oft rücksichtslos – die Ressourcen des Brandenburger Umlandes für sich nutzte.“
Der Satz ist einer fast zeitgleich zu der Veranstaltung im Carl-von-Ossietzky-Gymnasium erschienenen Ankündigung einer Ausstellung des Pankower Bezirksmuseums zur Geschichte des der Elisabethaue benachbarten Stadtguts Blankenfelde entnommen – und hätte doch als Motto über den Vorträgen zur Bauplanung auf der Aue stehen können.
5.000 Wohnungen will der Senat dort auf dem – im Wortsinne – freien Feld bauen lassen. Das ist eine veritable Kleinstadt.
Warum gerade in der zusammenhängenden Natur- und Kulturlandschaft um das Dorf Blankenfelde und warum dort so massiv gebaut werden soll, erklärte der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt Andreas Geisel (SPD) so: Die Niedrigstzinsen auf dem Kapitalmarkt seien für Bauherren natürlich erst einmal günstig – andererseits flüchten die Anleger deshalb in scheinbar stabile Werte – wie zum Beispiel in Immobilien, was die Spekulationsblase kräftig anheize.Während 2014 die Immobilienpreise 2014 um 30 Prozent gestiegen seien, betrug, so Geisel, die Steigerung im vergangenen Jahr 50 Prozent. Wenn die Mietpreise bezahlbar bleiben sollen, müsse Berlin auf landeseigenen Flächen bauen. Zum anderen sei die Finanzierung der sozialen Infrastruktur wie Schulen Kitas, Sportplätze etc. nur über Großsiedlungen möglich, weil nur dort genug bei den Bauherren abgeschöpft werden kann. Bei kleineren Bauvorhaben sei dies nicht möglich.
Ein Vertreter der Bürgerinitiative zum Erhalt der Elisabethaue hatte dagegen eine andere Erklärung: Über Jahre hinweg habe der Senat landeseigene Grundstücke verkauft, so dass er nun auf solche Naturflächen wie die Elisabethaue zurückgreifen muss.
5.000 – das scheint für den Senator eine magische Zahl zu sein: Am Flughafen Tegel beispielsweise soll – so der BER in Schönefeld jemals eröffnet und jener in Tegel dann geschlossen wird – ein ebenso großes Wohngebiet entstehen. Auch hier kommt Kritik aus dem Bezirk. Auch hier hat der Senat das Verfahren ansich gezogen – ebenso wie in Pankow zur Bebauung der Elisabethaue.
Ursula Flecken, Vorsitzende der Planergemeinschaft Kohlbrenner eG, jener Gesellschaft, die vom Senat mit dem städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) zur Elisabethaue beauftragt wurde, hatte naturgemäß noch wenig Handfestes zu berichten.Gegenwärtig sei man dabei, eine Art Bestandsaufnahme zu machen. Flora und Fauna werde nach schützenswerten Arten durchforstet, die Nahverkehrsanbindung könnte durch die Verlängerung der Straßenbahnlinien M 1 und 52 erfolgen, auch denke man an einen „Zubringer-Radweg“ nach – zum S-Bahnhof Blankenburg. Ein Verkehrsgutachten soll nähere Erkenntnisse bringen. Eine übergeordnete „Tangentiale Verbindung Nord“ (TVN) soll bis ins Märkische Viertel führen. Auch gebe es Überlegungen, wie die der Aue benachbarte Flächen „zur Erholung weiter qualifiziert werden“ können.
Die Zuhörer überzeugte das alles nicht. Sie befürchten ein Betonghetto á la Märkisches Viertel.
Als Andreas Geisel aus dem Publikum gefragt wurde, warum er denn ausgerechnet eine landwirtschaftliche Fläche zu Bauland umwidmen will, antwortete der Senator, die Elisabethaue sei schon seit 1969 Bauland. Die dort betriebene Landwirtschaft wäre nur eine „Zwischennutzung“.
Darüber, seit wann diese „Zwischennutzung“ bereits stattfindet, wird wohl die vom Pankower Bezirksmuseum demnächst veranstaltete Ausstellung Auskunft geben können. Vermutlich seit 1530 oder so.
Matthias Glesel via Facebook
März 11. 2016
Gefällt mir nicht…
Nicoletta Vorbrodt via Facebook
März 12. 2016
Wir wollen das nicht ! Das wars dann mit der Ruhe , es wurde eine 30 Zone eingeführt und so soll es bleiben !