Gedenktafelposse in der Chodowieckistraße

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Es ist ja nicht so, dass da irgend jemand irgendwie übereilt aus der Hüfte geschossen hätte.

Man schrieb das Jahr, als der Jurist und Autor Heiko Holste mit dem Vorschlag an das Bezirksamt Pankow herantrat, am Haus Chodowieckistraße 17 eine Gedenktafel anbringen zu lassen. Erler war eine der prägenden SPD-Politiker der 1950er und 60er Jahre – stellvertretender Parteivorsitzender und CheF der sozialdemokratischen Fraktion im Bundestag.
Er wuchs anfangs in der Zelterstraße in Prenzlauer Berg auf. Hier unterhielt sein Vater, der auch Vorsitzender eines SPD-Ortsvereines in Prenzlauer Berg war ein Friseurgeschäft. 1916 zog die Familie in das Wohnhaus Chodowieckistraße 17.
Während der Nazizeit war Fritz Erler ein führender Kopf der Widerstandsgruppe „Neu Beginnen“. Vom Volksgerichtshof verurteilt, überlebte Fritz Erler Zuchthaus und Lagerhaft.

Gute Gründe, diesem Mann mit einer Erinnerungstafel die Ehre zu erweisen.

Also nahm die Gedenktafelkommission des Bezirksamtes die Anregung wohlwollend auf, prüfte in aller Sorgfalt, ob Erler auch die Kriterien für eine solche Ehrung erfüllt, ließ dann die Tafel entwerfen und anfertigen und sprach selbstverständlichauch beim Eigentümer des Hauses vor, auf dass er die Genehmigung erteile, die Plakette am gebäude anzubringen. Die Genehmigung wurde erteilt..

Doch als am 29. April die feierliche Enthüllung mit Bezirksbürgermeister, Bezirksstadtrat und SPD Bundestagsabgeordneten stattfand, konnte die Feiergemeinde die Tafel gleich wieder mitnehmen. Statt der der Ehrentafel klebte nun ein bedruckter A4-Bogen an der Hauswand:
 
gedenktafelschreiben
 
„Ein paar Tage vorher“, so Bezirksstadtrat Torsten Kühne, der auch der Pankower Gedenktafelkommission vorsteht, „hatten wir uns noch einmal mit dem Eigentümer, der auch der Verwalter des Hauses ist, in Verbindung gesetzt, weil wir je ein paar Löcher für die Befestigung der Gedenktafel in die Wand bohren mussten.“ Doch plötzlich, so der Stadtrat, wollte der Mann von einer Bohr- und Anbringerlaubnis nichts mehr wissen.

Heraus kam bei dieser Gelegenheit, dass das Haus nivht nur einer Person, sondern einer ganzen Eigentümergemeinschaft gehört.
So wurde dann also die Tafel zur Einweihung vor dem Haus Chodowieckistraße 17 auf eine Staffelei gestellt, und nachdem die Reden gehalten waren, wieder verpackt und zurück ins Bezirksamt gebracht.

„Bei der Feier“, so Torsten Kühne, „waren auch einige Miteingentümer des Hauses dabei, denen der Vorgang sichtbar peinlich war.“ Der Verwalter, der erst ja und dann nein sagte, fehlte an diesem Tag allerdings.

Wei Stadtrat Kühne der Prenzlberger Stimme erklärte, sei man nun mit verschiedenen Miteigentümern in Kontakt, um die Ehrentafel doch noch an die Hauswand zu bekommen. Darüber entscheiden werde aber wohl erst eine Eigentümerversammlung, die nach seinen Informationen im Juni oder Juli zusammentreten wird.

 
Ein Vertreter der Eigentümergemeinschaft des Hauses Chodowieckistraße 17 war für die Prenzlberger Stimme leider nicht erreichbar.

 

 



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