Der Prenzlauer Berger Aufreger der vergangenen Tage – „Ordnungsamt will dem Grün vor den Gaststätten an den Kragen“ – war am Mittwoch in der Bezirksverordnetenversammlung angekommen – in Form einer Großen Anfrage der Bündnisgrünen mit dem etwas übertriebenen Titel: „Wird Grün in Prenzlauer Berg durch das Bezirksamt bekämpft?“
Nein, antwortete der fürs Ordnungsamt zuständige Bezirksstadtrat Torsten Kühne – und erzählte dann, wie es überhaupt zu dieser Situation kam.Einer Ordnungsamtsstreife fiel eine Gaststätte an der Ecke Prenzlauer Allee/ Knaackstraße auf, deren Wirt den Schankgarten über Gebühr ausgedehnt hatte und dessen Begrenzungsgrünkübel mit übermannshohen Pflanzen bestückt waren. Erlaubt seien aber nur Pflanzen bis zu einem Meter Höhe – wegen der Sichtverhältnisse.
Der Aufforderung, die Gewächse zu stutzen, begegnete der Gasthaus-Besitzer mit Unverständnis und präsentierte den Ordnungsbeamten eine Fotodokumentation mit den größten und schönsten Schanvorgartenbgrenzungspflanzen im Kollwitzkarree – warum also sollte ausgerechnet er sein Grün einkürzen?
Die Herren vom Ordnungsamt werteten die Bilder jedoch als Hinweise auf Ordnungswidrigkeiten und machten sich auf den Weg durch den Kiez. Was sie dort vorfanden, war nicht nur üppiges Grün, sondern auch Schankvorgärten in ungeahnter Ausdehnung. In einem Fall war die genutzte Fläche gar 80 Quadratmeter größer als genehmigt.
Auch die Pflanzbehältnisse seien zum Teil von einer beachtlichen Stattlichkeit und zuweilen sogar fest im Straßenbelag verankert gewesen. Auch Sonnenschirme, deren Ständer in den Bürgersteig hineinragten und zum Stolpern einluden, seien aufgefallen.Bezirksstadtrat Kühne betonte, dass es ihm bei Pflanzen und Behältnissen nicht um ein paar Zentimeter gehe – aber die Sicht dürfe für Kinder und Rollstuhlfahrer nicht eingeschränkt werden und die Begrünung müsse so beschaffen sein, dass sie im Havariefall von zwei Personen problemlos beiseite geräumt werden kann.
Auch habe das Ordnungsamt weder vor, noch sei es mit seiner Sollstärke von 24 Mitarbeitern in der Lage, nun flächendeckende Kontrollgänge durchzuführen. Aber etwas Kontrolle müsse sein, sonst würde der Wildwuchs überhand nehmen.
Bezirksverordnete sahen es nicht so eng
Bei den nachfolgenden Wortmeldungen war eine gewisse Milde gegenüber den Schankgartenbegrenzungsgärtnern und deren Pflanzen zu erkennen.
So bemerkte der Vorsitzende des BVV-Ausschusses für Verkehr und öffentliche Ordnung Wolfram Kempe (Linksfraktion) lapidar: „Grün, das wächst halt“, und fragte den Stadtrat dann, wie er bei einer künftigen Umgestaltung der Schönhauser Allee, bei der auch „mobile grüne Inseln“ zum Einsatz kommen sollen, reagieren würde.
Christiane Heydenreich von den Bündnisgrünen meinte sarkastisch, man könne ja künftig nur noch Stiefmütterchen anpflanzen und Gartenzwerge in die Beete stellen, die dann zum neuen Symbol für Prenzlauer Berg werden könnten.
BVV-Vorsteher Ronald Rüdiger (SPD), der in seiner Eigenschaft als Bezirksverordneter ans Pult trat, erinnerte daran, dass es in früheren Jahren in Prenzlauer Berg bezüglich der Schankvorgärten tatsächlich einmal einen Wildwuchs gegeben habe, den niemand im Hause gut gefunden hätte. Das sei heute anders. Man sollte deshalb nicht gleich mit einer Peitsche durch die Straßen von Prenzlauer Berg laufen und sagen, jetzt kontrollieren wir mal alles.




