Wennse noch mal müssen, gehnse gleich – oder: Sind die Toiletten noch zu retten?

klosett

 

Liebe Prenzlauer Berger, liebe Pankower, sagen wir es offen: Sie gehen – so wie die anderen Berliner auch – zu selten auf die Toilette.

Viel zu selten.

Zumindest auf jene, die – in freundlichem Grau gehalten und designt wie eine klobige Konservendose – überall in der Stadt herumstehen.
Ihre Toilettenabstinenz, verehrte Bürgerinnen und Bürger, blieb selbstverständlich auch der Berliner Landesregierung nicht verborgen. Denn Ihre Notdurft ist bares Geld. So weiß die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zu berichten:

Es muss davon ausgegangen werden, dass eine Toilette, je nach Ausstattung, zwischen 80.000 Euro und 120.000 Euro kostet. Der Betrieb einer Toilette kostet etwa 40.000 Euro im Jahr. Angesichts der hohen Kosten ist davon auszugehen, dass eine Toilette, deren Nutzerzahlen bei weniger als einem Nutzer pro Stunde, also 23 oder weniger Nutzer am Tag, liegt, die Kosten nicht rechtfertigt

Und da siehts in Pankow düster aus. Ganz düster:

Von 21 City-Toiletten im Bezirk Pankow wurde nur eine mit entsprechenden Nutzerzahlen registriert.

Nur eine einzige! Nach den Gesetzen der Wirtschaftlichkeit müssten also 20 dieser Notdurftverrichtungsanstalten nach dem Auslaufen des Berliner Toilettenvertrages (siehe rechte Spalte) unverzüglich geschleift werden. Aber man lässt man im Hause Geisel Gnade walten.

Obwohl die Benutzerzahlen nicht für eine gute Annahme der Bürger und Bürgerinnen sprechen, wurden aus Vorsorgegründen vom Bezirk 10 weitere WC-Anlagen für erhaltenswert erachtet. Auf 10 Anlagen kann verzichtet werden, da andere Möglichkeiten im Umfeld bestehen, die besser angenommen werden.

„Vorsorgegründe“ klingt gut. Aber was sind „andere Möglichkeiten im Umfeld“… – Büsche? Bäume? Hausflure? Gummihosen?

Dazu zählen unter anderem Einkaufzentren, die bei Abschluss des Toilettenvertrages im Jahr 1993 noch nicht bestanden.

Ach so.

Doch die schließen irgendwann am Abend und haben Sonn- und Feiertags ganztägig zu. Und wohin dann in aller Not?

Deshalb liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger: Wennse noch mal müssen, gehnse am besten gleich – denn ab Ende 2018 ist an vielen Stellen des Bezirks Schluss mit musikbegleiteter Erleichterung.
 

Toiletten retten? Sie haben es selbst in der Hand!

Das Ende scheint zwar besiegelt, doch wenn Ihnen, liebe Bezirksmitbügerinnen und -bürger die Ausdünnung der städtischen Klosettlandschaft nicht gleichgültig ist und Sie wollen, dass sich die automatischen Toilettentore, die irgendwie an die Kabinentüren des Raumschiffs Enterprise der ersten Generation erinnern, auch über den Silvestertag des Jahres 2018 hinaus mit leichtem Zischen öffnen, sind noch längst nicht alle Messen gelesen.

Schauen Sie sich die unten stehende Liste der schließungsbedrohten Kabinen an, wählen Sie sich daraus die City-Toilette Ihres Vertrauens und schonen Sie künftig Ihr hauseigenes Porzellan.

Laden Sie darüber hinaus Freunde und Bekannte ein.

Veranstalten Sie Toilettenpartys, bei denen abwechselnd Kaffee und Bier gereicht wird und die Soljanka für den guten Zweck mit einem Schuss Rizinusöl gewürzt ist.

Dem per Video dokumentierten Andrang sollte die Senatsverwaltung dann eigentlich wenig entgegenzusetzen haben.

 

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Die Angaben zu diesem Artikel entstammen der Antwort auf eine „Kleine Anfrage“ des Bezirksverordneten Johannes Kraft (CDU) an das Bezirksamt

 



4 Kommentare zu “Wennse noch mal müssen, gehnse gleich – oder: Sind die Toiletten noch zu retten?”

  1. Viele Drogenopfer und Gelegenheitsprostituierte nutzen die Häuschen, auch im PBerg. Schon daher geh ich da nie rauf. Wall hat für Millionen Euro die ganze Stadt mit seinen Werbetafeln zugepflastert, die sind überall. Der Deal war Mist. Zudem wurde das Geld, die Einnahmen aus den Häuschen, nie an die Bezike weiter gegeben. -Soweit ich weiss. Das Geschäft kostet 50 Eurocent, so wie überall. Weshalb man den Service nie freigestellt hat habe ich nie verstanden. 150 Jahre sind öffentliche Toiletten frei in Berlin, seit dem Kaiser. Erst in den 90er Jahren soll man 50 Eurocent zahlen. Sobald die kostenlos wären werden auch wieder benutzt.

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  2. Die aufm Helmi wird benutzt.

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