Kein Chef, keine Behörde – aber alles unter einem Dach

 

Noch im Juni, so hieß es kürzlich in einer Pressemitteilung des Bezirksamtes, soll die Pankower Jugendberufsagentur ihren Dienst aufnehmen. Beim der offiziellen Eröffnungsparcour mit Bildungssenatorin und Bezirksbürgermeister am Mittwoch waren jedoch einige Räume der im Gebäudkomplex des Jobcenters Pankow untergebrachten Agentur noch immer leer – was Hausherr Axel Hieb damit begründete, dass es bei der Immobilie einen Wechsel des Eigentümers gegeben habe.

Was allerdings ein Stühlerücken innerhalb eines gemieteten Hauses mit einem Eigentümerwechsel zu tun haben könnte, war nicht zu erfahren…

Die Jugendberufsagenturen (JBA) bündeln Ansprechpartner der Berufsberatung der Agentur für Arbeit, der U25-Teams der Jobcenter, der Jugendhilfe, der Berufsschulen und Berater für sozialintegrative Leistungen. Hier können sich Unter-25jährige über Ausbildungen informieren, coachen lassen, aber auch Transferleistungen beantragen oder Hilfen von Sozialarbeitern in Anspruch nehmen. Alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren ohne Berufsabschluss sollen von der JBA angesprochen und beraten werden.

 

Junge Menschen „an die Hand nehmen“

Vor allem an Jugendliche, die nach der Beendigung der Schule Probleme bei der Berufswahl haben, aber auch Lehr- und Studienabbrecher sollen hier konzentrierte Hilfe erhalten. Dadurch, dass die verschiedenen Institutionen Tür an arbeiten, sollen Kommunikationverluste vermieden, aber auch Blockaden bei den Betroffenen abgebaut werden.

Denn wer für die unterschiedlichen Beratungs- und Hilsangebote drei, vier oder fünf Stellen anlaufen muss, wird möglicherweise iregndwann keine Lust mehr haben.

Neben allgemeinen Beratungen werden für die Jugendlichen auch persönliche Konzepte entwickelt, mit deren Hilfe sie einen Berufsabschluss erreichen können. „Wir nehmen die jungen Menschen an die Hand“, sagte Boris Velter, Staatsekretär bei der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen.

Doch es soll nicht gewartet werden, bis Jugendliche mit bereits vorhandenen Problemen die Berufsagentur kontaktieren. So wird die JBA auch in die Schulen gehen, um dort berufs-oder studienberatend die „Lücke“ zwischen dem Ende der Schulzeit und dem Beginn der Ausbildung gar nicht erst entstehen zu lassen. Das durchschnittliche Eintrittsalter in die Ausbildung, so Shirin Khabiri-Bohr von der Geschäftsleitung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg, sei mit über 21 jahren viel zu hoch.
 

Agentur ohne Leitung

Die Jugendberufsagenturen sind übrigens eine Verwaltungsbesonderheit in Berlin, denn sie arbeiten gänzlich ohne einen Chef.

Wie Staatsekretär Boris Velter im Gespräch mit der Prenzlberger Stimme erklärte, sind die Agenturen keine eigenständige Institutionen.
Die Mitarbeiter gehören weiter ihren jeweiligen Verwaltungen (Jugendamt, Arbeitsagentur etc.) an und unterstehen weiter deren Hierarchien.
Auch die Räume werden von von jeweils jener Stelle, die ihre Mitarbeiter in die Jugendberufsagentur schickt, gesondert angemietet. Velter: „Obwohl die Jugendberufsagenturen keine Leitungen haben, läuft die Arbeit bei den bereits bestehenden Agenturen erstaunlich gut.“

Bis zum Jahresende soll jeder Bezirk über eine Jugendberufsagentur verfügen.
Begonnen wurde der Eröffnungsreigen bereits im Oktober 2015, den Abschluss wird Neukölln im kommenden November bilden.