Fortuna Pankow wurde 70. Oder 71. Oder 68

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fliegerDie Bundeskanzlerin hatte beruflich in China zu tun und konnte deshalb nicht vorbeikommen.
Doch offenbar hatte sie den Regierungsflieger zurück nach Berlin geschickt, auf dass die Crew mal kurz über den Kissingensportplatz fliege – was ja irgendwie schon fast einer offiziellen Grußbotschaft gleichkommt. Vielleicht wollte Frau Merkel auch nur berichterstattet bekommen, wie das gerade stattfindende Spiel der Traditionsmannschaften von Fortuna Pankow und dem 1. FC Union so läuft.
Augenzeugen des Überflugs behaupteten später, die Piloten hätte aus dem Cockpit mit einem Fortuna-Fan-Schal gewunken. Na gut, es war ziemlich warm und die Bierstände hatten schon ein paar Stunden lang geöffnet…

Der Kissingenacker (ehemals Rasenplatz)

Der Kissingenacker (ehemals Rasenplatz)

Physisch anwesend war dagegen Pankows Sozial-, Schul- und Sportstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), die sich darüber wunderte, dass der Rasenplatz des Kissingenstadions noch immer nicht wiederhergestellt ist und nach wie vor den Charme eines unbestellten Ackers versprüht.
Das wiederum wunderte den Fortuna-Vorsitzenden Ralf Schikowski und die anwesenden Vertreter des Berliner Fußballverbandes, liegt doch die Sanierung der Spielfläche im Verantwortungsbereich der verwunderten Bezirksstadträtin.
Und die hatte vor gar nicht allzu langer Zeit die Zusage gegeben, dass der Platz zum Jubiläum fertiggestellt sei. Andererseits: So genau mit den Zeiten nimmt man es bei Fortuna nun auch wieder nicht.

 

Pankow Süd, Fortuna, Motor und wieder Fortuna

Denn der Verein nennt sich vollständig FSV Fortuna Pankow 46 e.V. und die Zahl 46 (für 1946) soll auf das Gründungsdatum hinweisen. Aber eigentlich ist Fortuna ein Jahr älter. Oder auch zwei Jahre jünger – je nach dem.
Denn bereits im Herbst 1945 wurde die SG Pankow-Süd gegründet, die dann ein knappes Jahr später den Antrag stellte, künftig „Fortuna“ heißen zu dürfen. Genaugenommen wurde also am Wochenende der 70. Jahrestag der Antragstellung auf Umbenennung begangen.

Die Bürokratie arbeitete damals ungefähr genauso schnell wie heute: Nur zwei Jahre, nachdem der Antrag gestellt wurde, erfolgte die Genehmigung der Namensänderung.

Aus "Fortuna" wurde "Motor"

Aus „Fortuna“ wurde „Motor“

Der Name „Fortuna“ hatte erst einmal acht Jahre Bestand, dann erreichte auch die Pankower die „Umstellung auf Produktionsbasis“. Das bedeutete, dass die überwiegende Anzahl der DDR-Sportgemeinschaften sogenannten Trägerbetrieben zugeordnet wurden und künftig „Betriebssportgemeinschaft“ hießen.
Die Trägerbetriebe waren für die finanzielle und logistische Ausstattung der Vereine zuständig.
Und je nach dem, aus welchem Bereich die Träger kamen, lautete dann auch der Name des Vereins: „Traktor“ hießen die aus dem landwirtschaftlichen Bereich, „Vorwärts“ gehörte zur Nationalen Volksarmee, „Empor“ zur staatlichen Einzelhandelsorganisation HO. Fortuna hieß von 1956 an BSG Motor Pankow, denn die Betriebe, die nun den Verein zu tragen hatten, kamen aus dem metallverarbeitenden Sektor.

 

Eberhard Klonovsky: Ein halbes Leben lang der Chef-Fortune

ekWenn von Fortuna Pankow die Rede ist, dann fällt zwangsläufig irgendwann der Name Eberhard Klonovsky.
Der heute 82jährige Ehrenvorsitzende von Fortuna kam Anfang der 1960er Jahre nach Berlin und studierte an der Hochschule für Ökonomie. Zuvor hatte er in seiner Heimatstadt Aue Fußball gespielt, zur damaligen BSG Motor kam er durch seinen Sohn Peter, der als Junge im Kissingenstadion kickte. Dann ging er selbst noch mal auf den Rasen und spielte in der 1. Herrenmannschaft mit

Motor Pankow, sagt Eberhard Klonovsky, war schon damals ein Kiezverein, so wie es Fortuna heute auch noch ist. Träger der BSG waren mehrere Kleinbetriebe aus dem Bezirk. Als dann 1990 die Strukturen zerfielen und die Sportvereine auf eigenen Füßen stehen mussten, habe es eigentlich keinen Bruch gegeben.
Die Mitgliederzahl – schon damals so um die 500 – sei konstant geblieben und sie ist es bis heute.
Bei den Formalitäten, die die Umwandlung von der BSG in einen „Eingetragenen Verein“ zu bewältigen waren, kam die Hilfe sozusagen von nebenan. „Der Hans Stange vom VfB Pankow“, erzählt Eberhard Klonovsky, “hat das für uns erledigt. Der wusste Bescheid, wie das geht.“

Die Sponsoren, die man nun zur Finanzierung brauchte, kamen auch aus der Pankower Umgegend. Man war Nachbar und kannte sich. Schwierigkeiten, wie sie andere Vereine in der Zeit der deutschen Vereinigung hatten, gab es, so der Ehrenvorsitzende, bei Fortuna Pankow nicht.
Unangenehm hingegen ist ihm das Jahr 2003 in Erinnerung geblieben. Damals spielte Fortuna mal kurz in der Verbandsliga, der höchsten Berliner Spielklasse (heute „Berlinliga“). Als es dann zum Abstieg kam, ging die die halbe Mannschaft weg. “Da mussten wir unsere Erste praktisch neu aufbauen“.
 

Ein jugendlich wirkender Jugendtrainer-Veteran

Manfred  Wendt (rechts) mit einigen seiner einstigen Jugendspieler

Manfred Wendt (rechts) mit einigen seiner einstigen Jugendspieler

Aufbauen, das heißt auch immer bei den ganz jungen anfangen.

Einer der über Jahrzehnte als Jugendtrainer tätig war, ist der 1943 geborene Manfred „Manne“ Wendt. Er ist schon seit 1958 im Verein, so lange, wie wohl kein zweiter.

Bei der Geburtstagsparty sitzt er mit einigen seiner ehemaligen Schützlinge zusammen – ein Altersunterschied zwischen ihm und den anderen ist aber kaum zu erkennen. Nicht, weil seine einstigen Jugendspieler so alt aussehen, sondern weil man Manfred Wendt die 73 Jahre, die er mittlerweile zählt, schlicht nicht anmerkt.

mw„Ich habe“, sagt Manne Wendt, „die Jungs immer über alle Altersklassen begleitet“. Nicht alle, so erzählt er, sind geblieben. Denn zuweilen schauten Verantwortliche des damals im Jahnsportpark beheimateten DDR-Oberligaclubs FC Vorwärts vorbei, nach Talenten für den FCV Ausschau zu halten.
Vor allem geschah das bei den „Spartakiade“ genannten Jugendwettbewerben, bei denen die als „Leistungszentren“ ausgewiesenen DDR-Sportclubs den begabtesten Nachwuchs bei den kleinen Vereinen herausnahm und bei sich zielgerichtet förderte. „Ein Prinzp“, sagt Manfred Wendt, „dass Matthias Sammer ja beim DFB wieder eingeführt hat“.
So mancher junge Fortuna-Motor-Pankow-Kicker ging dann rüber zum „Vorwärts“-Club an der Cantianstraße. Andererseits besuchte Wendt auch die benachbarten Schulen, um zu sehen, wer denn da so Lust aufs und Talent hat fürs Spiel hat. Einige der Schüler wurden so Mitglied einer Knaben- oder Jugendmannschaft der BSG Motor Pankow.
 

„Bewegen begeistert“

Kita-WM

Kita-WM

Jugendarbeit ist auch heute noch eines der Hauptfelder der Vereinstätigkeit von Fortuna Pankow. Zwölf Kinder- und Jugendmannschaften trainieren in den gelb-schwarzen Vereinsfarben.

Klar, dass es zur Jubiläumsfeier auch ein Jugendturnier gab.

Darüber hinaus organisiert Fortuna Pankow zusammen mit dem SV Empor Berlin das Projekt „Bewegen begeistert.“
Rund 700 Kinder in mehr als 60 Kita- und Schularbeitsgemeinschaften von lizenzierten Trainern betreut. Höhepunkt ist dann die im Jahnsportpark Kita-WM oder Kita-EM – je nach dem, was gerade im großen Fußball auf dem Programm steht.

 

Ach ja, das Spiel zwischen den Traditionsmannschaften von Fortuna und dem 1. FC Union…

Also, das hatte Fortuna knapp mit 1:2 verloren. Aber da es auf dem Kissingensportplatz keine große Anzeigetafel gibt, wird das die Crew aus dem Regierungsflugzeug gar nicht mitbekommen haben. Das ist auch gut so, denn mit schlechten Nachrichten ist die Bundeskanzlerin ja ohnehin schon überversorgt.
 

Impressionen vom Spiel der Traditionsmannschaften

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