Am späten Sonntagabend waren nur noch einige Unentwegte bei der Wahlparty der Pankower CDU, die in einem Café in der Berliner Straße ausgerichtet wurde, anzutreffen. Die Stimmung: allgemeine Ratlosigkeit.
Und das nicht etwa wegen der in ganz Berlin zu verzeichnenden Prozentverluste (die Sozialdemokraten traf es da ja noch viel härter), und auch nicht deshalb, weil die Christdemokraten in Pankow nicht ein einzigen Direktmandat erringen konnten.
„Ich bin nicht irritiert“, erzählte Kraft Johannes Kraft, der für die CDU im Wahlkreis 1 kandidierte der Prenzlberger Stimme, “weil ich trotz absolutem Stimmengewinn verloren habe. Auch nicht, weil ich es nicht geschafft habe, meinen sozialdemokratischen Konkurrenten zu überholen.“
Aber sei ihm ein Rätsel, warum dort ein im Wortsinne gesichtsloser Kandidat (der auch als Spitzenmann seiner Partei für die BVV-Wahl auftrat) alle anderen Bewerber auf die Ränge verwiesen hat.
Johannes Krafts Ratlosigkeit ist nachvollziehbar.
Schließlich ist er in seinem Wahlkreis zu Hause, die Leute kennen, ihn, überall hingen kleine Plakate und große Aufsteller mit seinem Konterfei. Im Wahlkampf war er fast ständig präsent. Und in den vergangenen fünf Jahren hatte er als Fraktionsvorsitzender der CDU in der Pankower BVV immer wieder gerade auch Themen aus dem nördlichen „Rand“ Pankows in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht, er hatte hatte Bürgeranträge von Anwohnern aus Buch, Karow und Blankenfelde unterstützt, war für die Nordpankower stets ansprechbar.
Und nun das.
„Das müssen wir in den kommenden Tagen noch einmal analysieren“, sagt er, „heute habe ich schlicht keine Erklärung dafür. „
Dann verlässt auch Johannes Kraft als den Ort der Wahlparty, an dem es für ihn an diesem Abend nichts zu feiern gab.
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Wolf
Sep. 19. 2016
Der Frust ist nachvollziehbar. Konstatieren muss man meines Erachtens, dass für die politische wahlkreisarbeit auch nur ein geringer Teil der Bevölkerung erreichbar ist. Um bürgeranträge zu schreiben muss man wissen, dass es diese Möglichkeit gibt. Man muss es auch können. Gleiches gilt für Sprechstunden und ähnliches. Welche Themen in der bvv diskutiert werden, wissen sicher die wenigsten. Am Infostand muss man angesprochen werden wollen oder den Willen haben selber anzusprechen. Ich glaube, die Bereitschaft zu solchen Arten der Partizipation ist generell gering und mancherorts noch geringer ausgeprägt. Und dort wird dann eben in zynischer und irrationaler Manier irgendwer gewählt von dem man glaubt, denen da oben so richtig eins auswischen zu können.