Zu schmaler Hockeyplatz verspätet fertiggestellt

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Nun konnte das längst geplante Sommerfest doch noch stattfinden. Jetzt, im Oktober.

k-04Am Montag wurde der neugestaltete Hockeyplatz an der Ella-Kay-Straße in unmittelbarer Nähe des Thälmannparks offiziell eingeweiht. Mit einem ganz großen Bahnhof: Vom Senat erschien Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski, Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz war auch da und freute sich, dass anders als im Kissingenstadion – bei dieser Eröffnung der Platz bei tatsächlich auch schon fertiggestellt ist…
Die Stars des Festes waren allerdings die beiden Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste und Martin Häner, die den Nachmittag damit verbrachten, dem Prenzlauer Berger Hockeynachwuchs ein paar Kniffe beizubringen, die ihnen das Gewinnen leichter machen könnten.

 

Ein Platz mit großer Geschichte

Den Hockeyplatz an der Ella-Kay-Straße gibt es bereits seit Mitte der 1950er Jahre. Mitglieder der damaligen „SG Einheit Nordost“ hatten ihn seinerzeit weitestgehend in Eigenleistung auf das Areal neben der damals noch produzierenden Gasanstalt Dimitroffstraße (heute: Danziger Straße) erbaut.

Hockeyspielen im Schatten der Gasanstalt Foto: SG Rotation Prenzlauer Berg

Hockeyspielen im Schatten der Gasanstalt
Foto: SG Rotation Prenzlauer Berg

Allerdings: So ohne weiteres konnte man auch damals nicht einfach mal eben einen ganzen Sportplatz in die Landschaft stellen.
Doch der „Trägerbetrieb“ von Einheit war (in der DDR waren fast alle Sportvereine Unternehmen und Institutionen zugeordnet, die für die Finanzierung aufkamen) – welch glückliche Fügung – der Rat des Stadtbezirks Prenzlauer Berg. Und dessen Chef, Bezirksbürgermeister Horst Hilbert, war ein Fan des Hockeysports… .

Der Rasenplatz wurde zu einem der wichtigsten Hockey-Sportplätze der DDR. Hier wurden zahlreiche Länderspiele ausgetragen, so 1963 gegen die CSSR, 1971 gegen Nigeria oder 1982 gegen China.

Länderspiel Nigeria - DDR, 1971 Foto: SG Rotation Prenzlauer Berg

Länderspiel Nigeria – DDR, 1971
Foto: SG Rotation Prenzlauer Berg

Aber Hockey zählte in der DDR nun leider nicht zu den von Staats wegen geförderten Sportarte,n und somit fristeten auch die wenigen Hockeyplätze des Landes ein Schattendasein. Das Geld floss zu den Schwimmern, zur Leichtathletik und auch zum Fußball.
Das hatte Folgen.

Immer wieder gern erzählt wird die Anekdote vom Platzwart, der Anfang der 1980er Jahre nicht einmal mehr gemahlene Kreide auftreiben konnte, um die Linien auf dem Spielfeld nachzuziehen. Also behalf er sich mit einem anderen weißen Pulver – einem Unkrautvernichtungsmittel. Mit dem Ergebnis, dass binnen kurzer Zeit der gesamte Rasen seinen Dienst qittierte.
Im Jahr 1987 bekam der Platz im Zuge der Fertigstellung des auf dem Gelände der Gasanstalt errichteten Wohngebietes „Ernst-Thälmann-Park dann einen neuen Naturrasen samt integrierter Beregnungsanlage.

 

„Sozialistische Verhältnisse“ auch nach der Wiedervereinigung

Wer nun glaubt, dass sich nach der Wiedervereinigung der Stadt Verhältnisse in Sachen Hockeyplatz entscheidend geändert hatten, irrt. So berichtete der Alt-Rotationer Frank Haustein:

„Noch vor ca. 10 Jahren – damals war ich Trainer unserer Damen-Regionalligamannschaft – musste ich vor den Spielen den Platz per Hand (!) kreiden, weil das Sportamt keine Flüssigkreide für unseren Platz hatte und keinen Kreidewagen zur Verfügung stellen konnte. Für die Mannschaftsbesprechungen blieb da keine Zeit mehr, wohlgemerkt in der Regionalliga. Da die zuständige Verwaltung für ihre Fahrzeuge keine Umweltplaketten für den innerstädtischen Bereich hat, mussten wir Transporte zum Hockeyplatz, so z. B. den Transport der Rasenwalze, selbst organisieren. Das Walzen des Hockeyplatzes erfolgte dann durch den Abteilungsleiter Dieter Mraseck höchstpersönlich. Die wuchernde Zaunhecke muss bekanntlich regelmäßig geschnitten werden, weil sie sonst in das Spielfeld hineinwächst. Auch das Schneiden der Hecke erfolgt mit Unterstützung der Firma Zeilinga durch Eigenleistungen der Hockeysportler, da es von Seiten der Verwaltung hierfür keine Kapazität gibt.“

Wuchernde Zaunhecken... -die Sportler griffen  nicht nur hier zur Selbsthilfe

Wuchernde Zaunhecken… -die Sportler griffen nicht nur hier zur Selbsthilfe

Hockey wurde international längst auf Kunstrasen ausgetragen. Also bemühten sich sowohl der Verein Rotation Prenzlauer Berg, als auch der Berliner Hockey Verband seit 1990 darum, den Platz entsprechend herrichten zu lassen.
Ein Vierteljahrhundert blieb das ein frommer Wunsch, der erst vom Bezirksamt Prenzlauer Berg, später von der Verwaltung des Großbezirks Pankow geflissentlich ignoriert wurde.

 

Ein allzu wolkiges Angebot

Noch im Jahr 2013 berichtete die Anwohnerinitiative Ernst-Thälmann-Park, die die Rotationer bei ihrem Bemühen um einen tauglichen Hockeyplatz unterstützte:

„Herr Becker vom Pankower Sportamt führte folgende Argumente gegen die Sanierung des Sportplatzes an: aus dem Sportstättensanierungsprogramm des Senats stehen dem Bezirk Pankow jährlich nur 670.000 Euro für Sanierungsmaßnahmen und 70.000 Euro für die Unterhaltung der Sportstätten zur Verfügung. Er habe erste Erkundungen eingeholt, wonach die Sanierung (ohne Installation einer Trainingsbeleuchtung) 900.000 Euro kosten soll. Er bezweifle, dass man für eine einzige Maßnahme mehr als einen Jahresetat auszugeben bereit sei. Die Feststellung des Experten des Deutschen Hockey-Bundes, dass die Summe von 900.000 Euro deutlich zu hoch angesetzt sei, wurde allenfalls zur Kenntnis genommen. (…)
Als Alternative wurde – wieder einmal – ein Gelände an anderer, nicht näher bezeichneter Stelle im Thälmannpark genannt und es wurde die Frage gestellt, ob wir „nein“ sagen würden, wenn dort ein Investor einen Trainingsplatz mit Clubhaus und Aschenbahn bauen würde. Diese Idee von Herrn Baustadtrat Kirchner sei noch nicht vom Tisch. Wir entgegneten, dass wir darüber noch nicht einmal nachdenken würden, solange Lage, Ausstattung und Nutzungskonzept nicht feststünden bzw. vorlägen.“

Heike Deutschmann

Heike Deutschmann

Diese Darstellung, die die von Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner gegenüber der Prenzlberger Stimme aufgestellte Behauptung relativiert, die SG Rotation Prenzlauer Berg hätte um jeden Preis auf die Sanierung der alten Anlage bestanden und einen Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Greifswalder Straße abgelehnt, wurde am Montag auch von Rotation-Abteilungsvorstandsfrau Heike Deutschmann bestätigt.

Natürlich hätte man gern eine neue Anlage in Besitz genommen, so Heike Deutschmann, doch Kirchners Angebot war so wolkig unkonkret, dass man lieber mit dem Spatz in der Hand vorlieb nahm, anstatt auf eine „Irgendwann-Irgendwie“-Lösung zu warten.

Im vergangenen Jahr war es dann endlich soweit: Für den Platz an der Ella-Kay-Straße konnten Gelder aus dem Sportflächensanierungsprogramm des Senats gesichert werden, hinzu wurden Mittel aus sogenannten Ausgleichsbeträgen in Anspruch genommen. Gekostet hat das ganze – mit Trainingsbeleuchtung – rund 800.000 Euro. Also bedeutend weniger, als es der Pankower Sportamts-Chef Becker noch drei Jahre zuvor prognostiziert hatte.
 

Zum Schluss nochmal „sozialistische Hölle“

Kommt ein Mann in die Hölle und wird vom Teufel gefragt, ob er denn lieber in der kapitalistischen oder in der sozialistischen Hölle seine Ewigkeit abschmoren möchte. „Hä?“, wunderte sich der Mann. „Tja, sagte der Teufel, „warum soll’s hier unten anders sein, als bei euch da oben?“ Da sich der Mann nicht entscheiden konnte, zeigte der Beelzebub ihm erstmal seine kapitalistische Abteilung. Er öffnete die Tür und der Mann sah schreiende Sünder in siedendem Öl garen, andere lagen auf Nägeln und wurden von Hilfsteufeln ununterbrochen ausgepeitscht. Der Mann wandte sich schlotternd ab. Da hinein? Nie! Also führte ihn Luzifer nun in die sozialistische Hölle. Und siehe: Dort saßen überall lachende Seelen herum, soffen Wein, Bier und Schampus und vergnügten sich auch sonst auf’s vorzüglichste. Klar, dass der Neuankömmling den unterweltliuche Sozialismus wählte.
Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, fragte er einen der Anwesenden: „Sag mal, warum ist das in der kapitalistischen Hölle so grausam, hier aber nicht?“ – „Ach“, antwortete der Angesprochene, „eigentlich sollte es hier genauso heftig hergehen. Aber wie das eben so ist: Mal gibts kein Öl, dann fehlen die Nägel, na, und die Heizungsanlage erst… .“

Der Umbau hatte also begonnen, im Sommer sollte die Anlage den Sportlern übergeben werden. Doch leider… – wir sind ja in Berlin.

Oder in der sozialistischen Hölle: Mal fehlts an Nägeln, mal an Öl.

In der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Bezirksverordneten Matthias Zarbock umschrieb Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz die Sache so: „Die Fertigstellung ist im Spätsommer oder Herbst 2016 geplant. Ein konkreter Termin kann nicht benannt werden. Er ist von den Lieferfristen der benötigten Materialien abhängig.“

Ein paar Meter zu schmal für reguläre Spiele

Ein paar Meter zu schmal für reguläre Spiele

Immerhin, es ist noch Herbst, und der Platz ist nun endlich fertig.
Und leider etwas kurz geraten.
Zu kurz, um darauf reguläre Punktspiele von Damen- oder Herrenmannschaften absolvieren zu können.
Denn der Hockeyplatz ist ein sogenannter „untermaßiger Platz“, da er nach dem heutigen Regelwerk mit einer Breite von nur 51 Meter zu schmal ist. Vorgeschrieben ist eine Breite von 55 Meter.
Dieser Standard galt allerdings nicht immer. Früher – also, zu Zeiten, als der Platz errichtet wurde – war auch eine variable Breite von 50 bis 55 Meter zulässig. Doch zu einer Erweiterung Sportplatzgrundstückes konnte sich der Bezirk nicht durchringen.

k-79Dennoch ist es gut, dass der Hockeyplatz nicht nur endlich einen vorzüglichen Kunstrasenbelag erhalten hat, sondern auch über das entsprechende Drumherum – Sicherheitsgitter, Trainingsbeleuchtung – verfügt. Denn die Hockeyabteilung der SG Rotation Prenzlauer Berg zählt mittlerweile rund 500 Mitglieder – zirka die Hälfte von ihnen spielt im Kinder- und Jugendbereich. Und für den Nachwuchs gelten andere Maße.
Im Winter werden darüber hinaus auch die Jung-Kicker der Fußballabteilung von Rotation auf dem Platz trainieren.

Und wer weiß, vielleicht schaffen es Senat und Bezirk ja in den kommenden 25 Jahren, auch den Umkleide- und Sanitärtrakt zu sanieren. Der befindet sich nämlich immer noch im Zustand der 1960er Jahre.

 

Fotoimpressionen & Galerie (ca. 140 Fotos)

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Galerie

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