Ehrung für eine stille Heldin

strasse-46

 

Die Straße 46 im Ortsteil Blankenburg wird im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung am Samstag, dem 12. November 2016 um 14 Uhr vom Bezirksamt Pankow in „Marie-Grünberg-Straße“ benannt. Den Benennungsakt nimmt der stellvertretende Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste Jens-Holger Kirchner vor.

Das Projekt geht zurück auf eine Initiative Blankenburger Bürgerinnen und Bürger am Runden Tisch Blankenburg im Oktober 2014 und einer Gedenkveranstaltung der evangelischen Kirchengemeinde für Marie Grünberg im Mai 2015.

Der Runde Tisch Blankenburg ist eine Arbeitsgemeinschaft von Blankenburger Initiativen, sozialen Einrichtungen und engagierten Bürgern. Die im Zuge des Antragsverfahrens an die Bezirksverordnetenversammlung Pankow hervorgetretenen unterschiedlichen Interessen konnten vor Ort gemeinsam mit Anwohnerinnen und Anwohnern am Runden Tisch diskutiert und geklärt werden.

Quelle: Evangelischer Kirchenkreis Berlin Nord-Ost

Quelle: Evangelischer Kirchenkreis Berlin Nord-Ost

Marie Grünberg, geborem im Jahr 1903, stammte aus einer evangelischen Familie.
In Berlin lernte sie den jüdischen Seifenhändler und Geschäftsinhaber Kurt Grünberg (1902−1962) kennen, den sie 1930 gegen den Widerstand ihrer beider Familien heiratete. Kurt Grünberg führte einen Seifenladen in der Berliner Allee in Weißensee. Das kinderlose Paar lebte in einer kleinen Wohnung in der Fehrbelliner Straße an der Spandauer Brücke in Mitte.
In der Blankenburger Ziegelstraße 30 besaßen die Grünbergs ein kleines Sommerhaus mit zwei Zimmern und einer Veranda und einem kleinen Grundstück. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 galt die Ehe der Grünbergs als sogenannte „Mischehe“.

Offiziell wohnte das Paar in ihrer Stadtwohnung, lebte aber überwiegend in der Blankenburger Laube, wo es Obst und Gemüse anbaute und zahlreiche Familienfeste feierte.
Ab 1941 musste Kurt Grünberg, den die „Mischehe“ mit einer Christin vor der Deportation bewahrte, den Gelben Stern tragen und den Beinamen „Israel“ tragen. Seine Lebensmittelkarten waren mit einem „J“ gekennzeichnet, seine Rationen waren also kleiner als die der Nicht-Juden. Durch die Erträge des Gartens konnte das Paar sich aber noch relativ gut selbst ernähren.

 

„Gerechte unter den Völkern“

Bei der sogenannten Fabrikaktion am 27. Februar 1941 wurde Kurt Grünberg für einige Tage in der Rosenstraße inhaftiert, nach großen Protesten vieler nicht-jüdischer Mischehe-Partner aber wieder freigelassen.

Martin Grünberg, Zvi Aviram (Heinz Abrahamsohn), Heinz Galinski und Marie Grünberg anlässlich der Überreichnung der Auszeichnung durch die Jüdische Gemeinde Berlin Quelle: dorfanger-blankenburg.de

Martin Grünberg, Zvi Aviram (Heinz Abrahamsohn), Heinz Galinski und Marie Grünberg anlässlich der Überreichnung der Auszeichnung durch die Jüdische Gemeinde Berlin
Quelle: dorfanger-blankenburg.de

Marie und Kurt Grünberg versteckten danach bis Kriegsende 1945 vier „Illegale“ in ihrer Stadtwohnung und in ihrer Blankenburger Laub ein der Ziegelstraße 30 unter unvorstellbaren Bedingungen Alle vier konnten so vor der Verfolgung durch die Nazis entkommen. Der Mut der Grünbergs rette ihnen das Leben.
Gelegentlich beherbergte sie auch ihren Neffen, Heinz Abrahamsohn, der heute unter dem Namen Zvi Aviram in Raʿanana (Israel) lebt.

Am 16. Februar 1984 erkannte Yad Vashem Marie Grünberg als „Gerechte unter den Völkern“ an.
Yad Vashem wurde 1953 als ein Zentrum für Dokumentation, Erforschung, Pädagogik und Gedenken an den Holocaust gegründet. Marie Grünberg geriet trotzdem fast in Vergessenheit.

Mit der Benennung der Straße 46 soll ein Zeichen später Anerkennung für den Mut und die Menschlichkeit Marie Grünbergs im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gesetzt werden und die Erinnerung an diesen historischen Ort in Blankenburg wach gehalten werden. Zudem möchte der Bezirk Pankow auf das couragierte Verhalten einiger Weniger hinweisen, welche sich der national-sozialistischen Rassen- und Verfolgungspolitik unter Gefährdung des eigenen Lebens widersetzten.

Aus Anlass der Straßenbenennung kommt Zvi Aviram als Ehrengast nach Berlin.

Die feierliche Straßenbenennung ist der Höhepunkt einer Veranstaltungsreihe im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus. Diese wird in Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand/Stille Helden und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg Schlesische Oberlausitz realisiert, unterstützt durch den Bezirk Pankow, den Runden Tisch Blankenburg, engagierte Bürgerinnen und Bürger sowie Vereine.
Zvi Aviram wird über das Schicksal seiner Familie, sein Überleben im Untergrund und insbesondere seine Erinnerungen an Marie Grünberg sprechen.
 
Weitere Veranstaltungen und Informationen unter:
www.annefrank.de
http://dorfanger-blankenburg.de/cms/marie-gruenberg

 

 



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