„Augen zu und durch!“ – Das war wohl die Devise beim Umgang des Pankower Stadtplanungsamtes mit dem von der Anwohnerinitiative „Verein für Lebensqualität an der Michelangelostraße i.G.“ in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingebrachten und dort beschlossenen Antrags in Sachen Verdichtung des Michelangelokiezes.
Danach sollte das Bezirksamt unter anderem
„den derzeit auf der Basis des städtebaulichen Entwurfes des Architekten Görge begonnenen Planungsprozess für eine Neubebauung an der Michelangelostraße auf fundierter Grundlage unter aktiver Mitwirkung der Anrainer und Anwohner neu … beginnen;“
sowie
„ein Gesamtkonzept für eine Neubebauung an der Michelangelostraße zu entwickeln, für das frühzeitig alle erforderlichen Grundvoraussetzungen, Bewertungen und Gutachten insbesondere die Umweltprüfung für eine ausgewogene und begründete Planung zu schaffen sind;“
und
„für eine behutsame Nachverdichtung die städtebaulichen, stadtökologischen und stadtklimatischen Funktionalitäten des Planungsraumes zu beachten und die Wohn- und Lebensqualität im gesamten Quartier und für alle BewohnerInnen zu erhalten.“
Beschlossen wurde das ganze Ende Juni auf der vorletzten Sitzung der alten BVV.
Das Bezirksamt reagierte schnell und verkündete der Bezirksverordnetenversammlung mit Datum vom 27. September in einem „Schlussbericht“ den Vollzug der von der BVV erteilten Aufgaben.
Der Anwohnerverein aus dem Michelangeloviertel fand das gar nicht witzig.
In einem Schreiben an die Bezirksverordneten beklagte der Verein, dass nur einige wenige Anregungen der Anwohner Eingang in die laufenden Planungen gefunden haben.
Entschieden, ohne Gutachterergebnisse abzuwarten
So habe der Verein nicht nur die nach seiner Ansicht zu große Anzahl von 1.500 geplanten Wohnungen kritisiert, sondern mit seinen Vorschlägen, 700 bis 1.000 Wohnungen „so zu bauen, dass sowohl für die neuen als aber auch für die alten Anwohner eine hohe Lebensqualität erhalten bleibt“, gezeigt, dass man mit dem Bezirk kooperativ zusammenarbeiten will. Dem Stadtentwicklungsamt sei es aber nicht einmal die Mühe wert gewesen, sich mit diesen Vorschlägen auseinander zu setzen.
Auch dass das Stadtentwicklungsamt „…das Abrücken einer geplanten Bebauung nördlich der Michelangelostraße von der bestehenden Bebauung… “ als ein Eingehen auf Einwände der Anwohner ausgibt, findet der Anwohnerverein fragwürdig. Tatsächlich sei die Umplanung erfolgt, weil die vorgesehen Häuser auf dem Grund und Boden einer Genossenschaft entstehen sollten, über den der Bezirk logischerweise nicht verfügen kann.
Nicht hinnehmbar ist nach Ansicht des „Vereins für Lebensqualität an der Michelangelostraße i.G.“ das Parkplatzkonzept des Bezirksamtes, dem 135 Bäume zum Opfer fallen sollen und ibei dessen Umsetzung die Auspuffgase in die unteren Wohnungener angrenzenden Häuser geblasen würden.
Irritiert zeigte sich der Verein auch darüber, dass laut Darstellung der Pankower Stadtentwicklungsbehörde „ein Umweltkonzept mit begleitendem klimaökologischem Gutachten zur Zeit in Arbeit ist“, was ja heißt, dass noch keine diesbezüglichen Ergebnisse vorliegen können – und stellt die Frage: „Wie kann dann abschließend über das Bauvorhaben nach Planungsstand des Stadtentwicklungsamts entschieden werden?“
Bezirksverordneten sehen Klärungsbedarf
Auf der Tagung der Bezirksverordnetenversammlung in der vergangenen Woche fasste der Vereinsvorsitzende Horst Krüger die Kritikpunkte noch einmal zusammen und bat die Bezirksverordneten, sich dafür einzusetzen, dass der im Juni gefasste Beschluss auch tatsächlich umgesetzt wird,
Vertreter der Linken und der SPD hatten mit dem „Schlussbericht“ des Bezirksamtes ebenfalls Probleme und meldeten Diskussionsbedarf an. Die Sache wurde in den BVV-Ausschuss für Stadtentwicklung verwiesen.
Gleich auf dessen erster Sitzung am 29. November wird Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner nun erklären müssen, warum er den Beschluss der BVV vom Juni für erledigt betrachtet, obwohl doch augenscheinlich noch viele Fragen offen sind.
Foto oben: Von Boonekamp – , CC-BY-SA 4.0, Link