Thierse tonlos


 

Passender wäre natürlich der alte Rudi-Carrell-Song mit der Zeile „…und schuld daran ist nur die SPD“ gewesen. Doch das ist ja ein für einen Adventssamstag eher ungeeigneter Sommer-Hit und so es passierte nach „Oh du fröhliche“. Jene Weise hatte der Sozialdemokrat und Alt-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) beim traditionellen Vorweihnachts-Drehorgeln der Prenzlauer Berger Heilsarmee noch erfolgreich weggekurbelt, dann quittierte der Leierkasten seinen Dienst. Kein Ton entwich den Orgelpfeifen mehr – fini.

War das allein schon unschön, kam erschwerend hinzu, dass Thierse der erste von zehn Politikern war, der zugunsten einer Weihnachtsfeier für Bedürftige Musik machen wollte.
Während die anwesenden Vertreter der Heilsarmee die zeitweilige Tonlosigkeit mit Gesang überbrückten, trudelten auch schon bald Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU) und die frisch ins Amt gekommene Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Bündnis 90/Die Grünen) ein.

Mitsingen wollte keiner der beiden – Torsten Kühne begründete dies mit der Befürchtung, dass die Marktbesucher ob seiner Sangeskünste binnen Minuten panisch das Weite suchen würden.
Nachdem erste Reparaturversuche erstmal erfolglos blieben, konnte der .schließlich alarmierte Orgelbauer Axel Stüber den Fehler finden: Er zog bloß eine lockere Schraube fest und das Leiern konnte weiter gehen.

Über 500 Euro kamen immerhin trotz des verkürzten Programms noch zusammen. Vielleicht wäre es sogar noch mehr geworden, wenn sich Torsten Kühne überwunden und und seine Stimmbänder zum Einsatz gebracht hätte. Als ehemaliger Chef des Pankower Ordnungsamtes müsste er eigentlich wissen, dass den Prenzlauer Bergern ihre Ruhe sehr, sehr viel wert ist…

 

Die verdienten Leierkastenmänner und -frauen vom Sonnabend waren:

Wolfgang Thierse (SPD), Bundestagspräsident a.D.

Torsten Kühne (CDU), Bezirksstadtrat in Pankow

Ramona Pop, (Bündnis90/ Die Grünen) Wirtschaftsenatorin in Berlin

Gottfried Ludewig (CDU), Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses

Ute Schnur (Bündnis90/ Die Grünen), stellv. Bezirksverordnetenvorsteherin Pankow

Stefan Gelbhaar (Bündnis90/ Die Grünen), Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses

Rona Tietje (SPD), Bezirksstadträtin in Pankow

Clara West (SPD), Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses

Petra Pau Die LINKE), Bundestagsvizepräsidentin

Klaus Mindrup (SPD), Mitglied des Deutschen Bundestages

 

 

Fotos: Siegfried Fischer

 



2 Kommentare zu “Thierse tonlos”

  1. Strebe Klaus

    Dez 12. 2016

    Bravo,
    eine sehr launiger und witziger, dabei keineswegs böder Artikel in der Prenzlauer Stimme . Habe sehr gelacht bei der Lektüre .
    Danke , genua das Richtige an einem kalten Wintermorgen.
    War übrigens selber mit der TV-Kamera beim Leierkasten- Dreh
    dabei.

    Klaus Strebe
    -Journalist/Produzent-

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  2. Siegfried Fischer

    Dez 13. 2016

    Übrigens: Herr Thierse ist nicht daran schuld, dass die Drehorgel bei seinem Einsatz einfach ihren Dienst versagte. Das kann ich als verantwortlicher Veranstalter der Aktion ausdrücklich bestätigen. Herr Thierse hat gar nichts falsch gemacht. Der Fehler lag einzig und allein an der Drehorgel selber. Herr Thierse hat uns sogar noch zwei Schraubendreher ausgeliehen, mit denen wir in unserer Not versucht haben, den Schaden zu beheben.

    Bei den verzweifelten Reparaturversuchen wurde die fast neue Drehorgel leicht zerkratzt. Als dann endlich der Fachmann, der Orgelbauer Herr Stüber, nach mehr als einer Stunde selber erschien, konnte er den Schaden fachmännisch schnell beheben. Dann konnte es wieder losgehen mit der Drehorgelei.

    In der Zeit, in der die extra angereiste politische Prominenz wie Stadtrat Dr. Kühne, Senatorin Ramona Pop und Dr. Gottfried Ludewig, MdA, wegen des Totalausfalls keine Drehorgel spielen konnte, ließen die für die Weihnachtsfeier benötigten Spenden merklich nach. Gott sei Dank gab es noch die Sänger der Heilsarmee, die versuchten, in dieser Zeit die Situation zu retten.

    Allerdings: Der Verleiher, Herr Stüber hat mir nun schriftlich mitgeteilt, dass wir von ihm künftig – und das nachdem wir etwa schon 10 Jahre bei ihm die Drehorgel ausleihen und er uns auch ab und zu immer wieder den Beitrag teils oder ganz gesponsert hat – keine Orgel mehr ausleihen können. Mein Angebot der Wiedergutmachung des Schadens, der durch kleine Kratzer auf der Drehorgel entstanden und die sicher nicht schön sind, lehnt Herr Stüber freundlich, aber bestimmt ab. Was ist da wirklich passiert, wenn ein ansonsten großherziger Mann künftig mit uns als Heilsarmee nichts mehr zu tun haben möchte? Das finde ich sehr, sehr schade. Aber ich will mich nicht ärgern – schließlich feiern wir ja bald Weihnachten…

    Jetzt müssen wir sehen, wer denn nun für die nächste Drehorgelaktion mit „Promis und Politikern“ am 09.12.2017 der Heilsarmee eine Drehorgel ausleiht. Und ehrlich: Niemand hat die Absicht, eine Drehorgel mutwillig zu zerkratzen.

    Der Veranstalter
    Siegfried Fischer
    Leiter des Café Treffpunkt der Heilsarmee

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