AfD-Stadtratskandidat Nicolas Seifert: Durchfall Nummer Sechs


 

Der Kandidat der Partei Alternative für Deutschland (AfD) ist auf gestrigen Tagung der Bezirksverordnetenversammlung erwartungsgemäß erneut durchgefallen. Lediglich zehn Bezirksverordnete stimmten für ihn, 35 stimmten gegen ihn, neun enthielten sich.
Seifert hatte bereits bei der konstituierenden BVV-Tagung am 17. Oktober sowie bei der darauffolgenden Sitzung des Bezirksparlaments am 16. November kandidiert – konnte da jedoch auch bei insgesamt fünf Abstimmungen jeweils nur acht beziehungsweise neun von 55 Stimmen auf sich vereinigen.
 

Seifert konnte von Anfang an nicht überzeugen

Die AfD-Fraktion hatte den Namen ihres Kandidaten lange Zeit geheim gehalten. Erst zwei Tage vor der konstituierenden Sitzung der BVV gab sie dessen Identität preis.
Zu Gesicht bekamen ihn die Bezirksverordneten aber erst auf der konstituierenden Sitzung – angeblich, weil er erst sehr kurzfristig nominiert wurde und sich während dieser Zeit im Urlaub befand.

Bei der nachgeholten Vorstellung Seiferts in den BVV-Fraktionen mussten die Bezirksverordneten übereinstimmend feststellen, dass der AfD-Kandidat über keine realen Vorstellungen über die Arbeit und Aufgaben eines Bezirksamt verfügt und sich offenbar auch nicht der Mühe unterzogen hatte, sich diesbezügliches Grundwissen zwischenzeitlich anzueignen.

Darüber hinaus tauchte ein Video auf, das Seifert bei einer AfD-Demonstration am 11.11.2015 zeigte, bei der er einen als Clown verkleideten Reporter der ZDF-Satiresendung „Heute Show“ körperlich attackierte.
 

Kritik wiederholt

Auf der gestrigen BVV-Tagung bekräftigten die Fraktionsvorsitzenden von SPD und Grünen, Roland Schröder und Daniela Billig, noch einmal ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Personalvorschlag der AfD.

Ein Stadtrat repräsentiere das gesamte Bezirksamt, erklärte Daniela Billig, der Bezirk brauche für diesen Posten daher jemand, der in sich ruhe, Rückgrat und Empathie zeige und nicht aus der Rolle falle. Das sei bei Seifert nicht der Fall.
Roland Schröder bemängelte den fehlenden Gestaltungswillen, den der Kandidat bei seiner Vorstellung in der Fraktion offenbarte und die Ahnungslosigkeit, die er an den Tag gelegt hatte. Lediglich ein Pflichtgefühl gegenüber seiner Partei heraus, so Schröder weiter, reiche für ein solches Amt nicht aus..
 

Fehlende Selbständigkeit

Tatsächlich drängt sich dem Beobachter mittlerweile der Eindruck auf, dass Seifert nicht wirklich in Lage ist, selbständig zu agieren.
Bei der – nachgeholten – Vorstellungskür durch die Fraktionen war es dem Kandidaten nur schwer zu vermitteln, dass er dort allein und ohne die führende Hand des AfD-Fraktionsvorsitzenden Stephan Wirtensohn Rede und Antwort zu stehen hat.
Als nach der absehbaren Abstimmungsniederlage Nummer Sechs ein Redakteur des Berliner Abendblatts von Seifert eine Statement erbat, lehnte der Kandidat ab: Ohne den noch nicht anwesenden AfD-Pressesprecher Ronald Gläser – einem Mitarbeiter der Rechtsaußem-Postille „Junge Freiheit“ und jetzigen AfD-Abgeordneten – werde er sich nicht äußern. Der Kollege verzichtete dankend – wollte er doch nichts von Gläsers Eingeflüstertes, sondern die Meinung des Kandidaten Seifert selbst hören.

Doch nicht alle Medienvertreter mochten sich an solche journalistischen Minimalstandards halten – zumindest eine Vertreterin tanzte willig nach der Pfeife der AfD und stellte dem nun unter Aufsicht stehenden Seifert Fragen, die zum Teil so wirken, als wären sie von Gläser souffliert.

 

Es liegt an der Person

Es muss ein Rätsel der AfD-Fraktion und Seiferts selbst bleiben, wie er die Aufgaben eines Bezirksstadtrates bewältigen soll, wenn er nicht einmal in der Lage ist, für sich selbst zu sprechen.

Im kommenden Jahr steht die Einführung der Parkraumbewirtschaftung rund um die Wohnstadt Carl Legien bevor. Das ist nicht nur ein organisatorischer Kraftakt, sondern erfordert erfahrungsgemäß neben organisatorischem, sondern auch kommunikatives Geschick.
Und wer weiß, wie sehr die Pankower an ihren Grünflächen und und Straßenbäumen hängen, der fragt sich, wie ein Nicolas Seifert da einen Dialog mit den Bürgern aufbauen will – zumal dann, wenn es bei Diskussionen und Auseinandersetzungen – wie so oft in der Vergangenheit – mal heftig zur Sache geht?
Will er dann ebenfalls „Junge-Freiheit“-Mann Gläser nach vorn schicken – oder doch gleich Kritiker und Protestierer körperlich angehen?

So ganz ausgeschlossen ist das nicht, denn schließlich lautete der Kommentar von Seifert/Gläser nach dem Auftauchen des mittlerweile allbekanntes Videos, auf dem ein physischer Angriff Seiferts auf einen als Clown verkleideten ZDF-Mann dokumentiert ist: Wer eine (am 11.11 stattgefundene! – ODK) Kundgebung als Karnevalsveranstaltung charakterisiere, der dürfe „sich über solche Reaktionen nicht wundern“.

Dass Seiferts Dauerdurchfall letzten Endes nicht darin begründet liegt, dass er von der AfD aufgestellt wurde, sondern dass seine Person von den Bezirksverordneten als untragbar für das Amt eines Bezirksstadtrats angesehen wird, belegt eine andere Wahl vom Mittwoch Abend.
Nachdem die AfD-Fraktion zweimal vergeblich versucht hatte, den als Hitler-Geburtstag-Feierer zu traugiger Berühmtheit gelangten Thomas Weisbrich als Beisitzer in den BVV-Vorstand wählen zu lassen, stellte sie diesmal die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Liane Bottin auf. Frau Bottin erhielt bereits im ersten Wahlgang die erforderlichen Stimmen.

 

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3 Kommentare zu “AfD-Stadtratskandidat Nicolas Seifert: Durchfall Nummer Sechs”

  1. Wie lange hält sich die BV mit dieser Posse auf ? Kann eine andere Partei oder die afd nicht einen anderen Kandidaten aufstellen ?

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  2. Kevin Schaub

    Dez 15. 2016

    Hallo, ich schlage Olaf Kampmann als Stadtratskandidaten vor. Der Stadtratskandidat muss doch in keiner Partei sein und sind nur mit dem Bezirk und der Verwaltung auskennen. Lohnend ist das auch. Wie wär’s damit?

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    • von ODK

      Dez 15. 2016

      Och nö. Wer soll denn dann die Prenzlberger Stimme füllen?

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