Es war ein Tag der Trauer. Der Apfelbaum in Mutters Garten musste fallen. Über siebzig Jahre stand er da, alle zwei Jahre trug er wunderschöne große Früchte in einer Menge, mit der man eine kleine Siedlung hätte versorgen können. Dann musste ihm mit der Säge der Garaus gemacht werden: Der Stamm war hohl, der Baum drohte zu kippen. Es war ein Kaiser-Wilhelm-Apfel – eine alte Sorte, die man höchstens noch vereinzelt auf Streuobstwiesen oder aber in Kleingärten findet.
So, wie zum Beispiel in der Kleingartenanlage Bornholm II nahe der Bösebrücke. Dort wachsen Apfel-Sorten, die sonst kaum noch zu finden und so schöne Namen tragen wie Schnapsnase, Grafenapfel, Kornapfel, Hasenkopf, Liebesapfel oder Krummstingel.
Woher man das weiß?
Die 181 Pächterinnen und Pächter der Kleingartenanlage haben sich mit dem Projekt „Alte Apfelsorten in Bornholm II“ an der „Berliner Strategie zur biologischen Artenvielfalt“ beteiligt. Erstes Ziel war die Bestandsaufnahme der Apfelbäume in der Kleingartenanlage und das Ergebnis ist beeindruckend: Bei den fast 600 Apfelbäumen, die in der Kleingartenanlage wachsen, sind 25 Sorten vorgefunden worden, die auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Pflanzen stehen.
Dafür wurde den Apfelbaumzählern gestern (Mittwoch) vor Beginn der Tagung der Bezirksverordnetenversammlung der Pankower Umweltpreis verliehen, den Kleingartenkolonievorständin Christiane Unger von BVV-Vorsteher Michael van der Meer (Foto oben) und Umweltstadtrat Daniel Krüger entgegen nahm.
Öko-Garten mit Insektenhotel
Ebenfalls augezeichnet wurde Doreen Dietze für das Projekt „Naturnaher Garten in der Kleingartenanlage Feuchter Winkel Ost e.V.“ (Foto unten)
Doreen Dietze ist seit 2013 Kleingärtnerin und bewirtschaftet ihre Parzelle gemeinsam mit ihren Kindern naturnah, ökologisch, ressourcenschonend und nachhaltig.
Pflanzen, die man früher gerne als Unkraut aus der erde rupfte, haben bei ihr ein Bleiberecht.
Ihr Heilpflanzengarten liefert Wild- und Heilpflanzen als Grundlage zur Herstellung eigener Salben, Öltinkturen und Tees.
Obstgehölze, Kräuter und eine Wildblumenwiese sind bei ihr zu finden, es gibt einen Unterschlupf für Igel und einen Teich für Amphibien. Sogar ein „Insektenhotel“ hat sie auf ihrer Parzelle eingerichtet.
Um der Verschwendung von Wasser entgegenzutreten, werden die Hochbeete, auf denen alte Gemüsesorten gedeihen, über ein Tropfsystem bewässert.
Alles wird in Doreen Dietzes Garten verwendet und wiederverwendet. Regenwasser wird aufgefangen, Pflanzenreste werden in einem Dreikammersystem kompostiert, die Benjeshecke wird mit Verblühtem und anderen Pflanzenteilen aufgefüllt und dient gleichzeitig als Wind- und Sonnenschutz.
Die Jury wwar von diesem Gartenprojekt so beeindruckt, dass sie Doreen Dietze den ersten Preis des Pankower Umweltpreises 2017 zuerkannte.

Fotos: Tobias Schietzelt


