Flughafen Tegel: Einmal Jamaica und zurück

 

Es war im Sommer, kurz vor Beginn der heißen Phase des Bundeswahlkampfes. In der Kreisgeschäftsstelle der Pankower Bündnisgrünen war ein Vertreter des Landesvorstandes zu Gast, der die Parteifreunde auf die kommende Kampagne einschwor: Tegel, Tegel, Tegel.
In der ersten Phase sollte bei den Berliner Grünen der Volksentscheid um den Methusalem-Flughafen Tegel im Vordergrund stehen.

Und so war es dann auch. Bundespolitik war erst viel später ein wirkliches Thema – zu allererst ging es darum, das durch allzu langes Abwarten verlorene Terrain von den Schließungsgegnern zurückzugewinnen.
 

Ein heroischer Kampf – auf beiden Seiten

Und so stand es auf den Plakaten, in den Flyern, so war es auf den Wahlveranstaltungen und unzähligen Gesprächen an den Info-Ständen zu hören: TXL muss nach der Eröffnung des Schönefelder Großflughafens schließen.
Die Argumente – die juristischen, finanziellen, die ökologischen, die politischen, die medizinischen – waren einleuchtend und wurden mit Leidenschaft ans Wahlvolk gebracht. Und selbst diejenige, die für die Offenhaltung stimmten, sahen, spürten wussten: Die Damen und Herren wollen zwar etwas anderes als ich – aber sie stehen hinter ihrer Sache. Und zwar aus tiefster Überzeugung. Ohne Wenn und Aber.

Auf der anderen Seite die FDP.

Die hatte schon ihren Wiedereinzug in das Berliner Abgeordnetenhaus der wahltaktisch bemerkenswerten Idee zu verdanken, das Thema TXL auf den Schild zu heben.

Bei der Bundestags-Wahlkampagne überdeckte bei der FDP in Berlin die Flughafenfrage dann alles. „Tegelretter“ war der Slogan, der einem überall ins Auge brüllte.

Auch wenn man selbst die Offenhaltung weder sachlich, noch sonstwie für begründbar hielt, so gewann man doch den Eindruck: Die stehen hinter ihrer Sache. Und zwar aus tiefster Überzeugung. Ohne Wenn und Aber.
Verstärkt wurde dies noch nach dem für die FDP und ihre Bundesgenossen siegreichen Plebiszits: Die ruhten sich nicht etwa auf ihren Lorbeeren aus, sondern wollten, dass das nun auch wirklich umgesetzt wird.
Und zwar um jeden Preis. Dafür sind sie sogar bereit, die schärfste Waffe einsetzen: Vorgezogene Neuwahlen.

 

Entscheidung in Jamaica

Nun muss man ja hier nicht noch einmal alles strittige Für und Wider nicht noch einmal durchkauen. Fakt ist aber – und das wurde auch von keiner Seite bestritten – für eine Weiterbetrieb bedarf es der Zustimmung aller drei Gesellschafter: Berlin, Brandenburg und Bundesregierung.

Berlin ist nun verpflichtet, die anderen beiden Beteiligten darum zu bitten, einem Offenhalten des Flughafens zuzustimmen.

Wenn man sich erstens den unwiderstehlichen Drang der grünen Bundesspitze nach Ministersesseln betrachtet und zweitens die neuerdings auf offener Bühne vollzogenen Liebkosungen zwischen Gelb und Grün bestaunt, ahnt man, dass einer Bundesregierung aus CDU, FDP und Bündnisgrünen eigentlich nichts mehr im Wege steht.

Und dann…

Selbstverständlich könnte man in der Hoffnung, dass der BER noch ein Jahrzehnt bis zur Eröffnung braucht, im Koalitionsvertrag irgend eine schwammige Formulierung unterbringen, die jedem der beiden Tegel-Kontrahenten das Gesicht wahren lässt.
Doch wenn der BER überhaupt noch einmal in Betrieb gehen sollte, dann wird das in der gerade begonnenen Legislaturperiode der Fall sein. Vielleicht noch nicht 2019 – aber sicher doch 2020.

Und dann gibt es nur noch Ja oder Nein.
 

Selbst wenn die Sonne schiene…

Gelb oder Grün – eine der beiden Parteien, die so leidenschaftlich, so vehement, so überzeugend, so glaubwürdig ihre Positionen vertreten haben, wird dann umfallen.

Umfallen müssen.

Denn zwischen Schließen und Weiterbetrieb gibt es nichts. Gar nichts. Nur auf oder zu.

Die Partei, die dann den Kürzeren zieht, bräuchte 2021 bei den Wahlen in Berlin eigentlich gar nicht mehr antreten. Denn sie hätte nicht nur einfach mal ihr Gesicht verloren – sondern alles andere auch.

Und selbst dann, wenn die Sonne schiene und diese Partei würde verkünden „Die Sonne scheint“, würde sich jeder abwenden…
 

..und den Regenschirm aufspannen.

 

 

 

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Kommentar zu “Flughafen Tegel: Einmal Jamaica und zurück”

  1. Naja es gäbe schon noch eine Option zwischen Ja oder Nein: den Flughafen weiter betreiben, nur eben ohne Flugzeugstarts. Dann hat die FDP „Tegel gerettet“ und die Grünen haben die Anwohner vom Lärm entlastet. Der Steuerzahler darf dann jährlich ein paar 100 Mio Euro für einen Geisterflughafen zahlen und Berlin gehen weitere 100 Mio Euro jährlich wegen der ungenutzten Fläche flöten. Aber egal: „Volkes Wille“ wurde Genüge getan. Also irgendwie jedenfalls. Und Berlin hätte nur einen weiteren vollkommen irren Schildbürgerstreich.

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