Es war das Wetter.
Das kalte Frühjahr, der Frosteinbruch im April. Dann der nicht gerade anhaltend sonnige Sommer… – die diesjährige Weinlese am Fuße der Oderbruchkippe (amtlich “Volkspark Prenzlauer Berg” geheißen) kommt einer Katastrophe für alle Liebhaber des “Berliner Rieslings” nahe.
Nur rund 300 Kilogramm Trauben am konnten am Sonntag von den 650 Rebstöcken des Prenzlauer Berger Weingartens geschnitten werden.
Auch der Zucker – der im Gärprozesse zum großen Teil in Alkohol umgesetzt wird – war in den Weinbeeren nur spärlich zu finden. Gerade einmal 70 Grad Oechsle konnten die Hobbywinzer vom Verein “Weingarten Berlin” e.V messen. Das wird ein saurer Jahrgang.
Mit Wehmut erinnerte sich da mancher an das vergangene Jahr, als mit über 1.000 Kilogramm mehr als das Dreifache gelesen wurde. Dass der 2016er Jahrgang mit gut 80 Grad Oechsle auch einen süffigen Wein hervorgebracht hatte – davon konnten sich die Erntehelfer vor Ort überzeugen.
Im kommenden Jahr wird das schwieriger werden.
Wenn man davon ausgeht, dass ein Kilogramm Trauben eine Flasche Wein ergibt, erscheinen bacchantische Exzesse eher unwahrscheinlich.
Denn laut Pachtvertrag mit dem Bezirk, dem das Grundstück mit den Rebstöcken gehört, geht die Hälfte der Ausbeute an den Bürgermeister. Der trinkt den Wein natürlich nicht selbst, sondern nutzt ihn für “Repräsentationszwecke”.
Bleiben für den Weinverein gerade eimal 150 Fläschchen übrig. Da kann man schon von einer drohenden Krise sprechen.
Aber weil das Herbstwetter an diesem Sonntag golden und der 2016er noch reichlich vorhanden war, blieb eine Panik erst einmal aus.
Einige Erst-Leser ließen sich vom Vereinsvorsitzenden Frank Pietsch Interessantes über den Weinanbau in Prenzlauer Berg erzählen, andere streiften durch den Weingarten, um Wissenswertes über die anderen Sorten, da neben dem Riesling wachsen, zu erfahren
Sicher ist: Jede Krise wird einmal überwunden – der 2018er Jahrgang wird ganz bestimmt wieder reichlich im Ertrag und lieblich im Geschmack sein.