Mittwoch Abend kurz vor 23 Uhr kamen die ersten Nachrichten über Twitter: Peter Steudtner wird aus der Haft entlassen. Knapp drei Stunden zuvor hatte der Staatsanwalt überraschend die Freilassung Steudtners und weiterer Angeklagter beantragt.
Der in Prenzlauer Berg lebenden Politologe und Dokumentarfilmer Peter Steudtner war am 5. Juli zusammen mit neun weiteren Amnesty-International-Mitarbeitern bei einem Workshop auf einer Insel bei Istanbul festgenommen worden. Er und sein schwedischer Kollege Ali Gharavi waren als Referenten zu dem Seminar eingeladen gewesen, bei dem es um digitale Sicherheit und die Bewältigung von Stresssituationen ging.
Steudtner und neun weiteren angeklagten Menschenrechtlern wurde die „Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation“ beziehungsweise „Unterstützung von bewaffneten Terrororganisationen“ vorgeworfen. Dafür drohten ihnen nach unterschiedlichen Einschätzungen zwischen 10 und 15 Jahren Haft.
Als Prozessboabchter aus Deutschland nahmen unter anderem Markus Beeko, Generalsekretärs de deutschen Sektion von Amnesty International und der ehemalige bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu teil. Beide informierten die deutsche Öffentlichkeit via Twitter über den Ablauf des Prozesses.
Heimkehr wahrscheinlich schon heute
Die Verhaftungen hatte zu weltweiten Protesten geführt. Auch in seinem Heimatsbezirk war die Solidarität mit ihm sichtbar. In der Gethsemanegemeinde, der Peter Steudtner anghört und in der er unter anderem im Kinder- und Jugendausschuss aktiv ist, fanden nach dem Bekanntwerden seiner Verhaftung regelmäßig Andachten statt.
Obwohl der Prozess in der Türkei weitergeführt wird, konnte Peter Steudtner die Haft ohne Auflagen verlassen. Fass heißt er kann zurück nach Hause.
Das erste Flugzeug aus Istanbul landet am heutigen Donnerstag um 9.35 Uhr in Tegel.
