Gut 28 Jahre lang trennten die von der DDR „Antifaschistischer Schutzwall“ geheißenen bizarren Grenzanlagen Berlin in zwei Teile – seit wiederum 28 Jahren sind die Befestigungen abgeräumt.
Ab dem Jahr 1990 trafen sich die Bürgermeister der benachbarten Bezirke Prenzlauer Berg und Wedding – nach der Bezirksreform von 2001 jene der Großbezirke Pankow und Mitte – an jedem 9. November des Abends auf der östlichen Seite der Brücke, um hier – wo der Schlagbaum 1989 zuerst hochging – auf den Mauerfall anzustoßen.
Schickte Mitte bereits im vergangenen Jahr nur seinen Baustadtrat zum Treff mit Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn, so blieb der „Platz des 9. November 1998“ diesmal völlig bürgermeisterfrei.
Die Die Bezirksamtschefs Stephan von Dassel (Bündnis 90/ Die Grünen) aus Mitte und Sören Benn (Die Linke) aus Pankow hatten an diesem 9. November auch keinen Vertreter geschickt – nicht mal ein Rathauspförtner war stellvertretend für zum traditionellen Shakehands erschienen. Warum die seit über einem Vierteljahrhundert zur Tradition gewordene Geste diesmal unterblieb, war bisher nicht zu ergründen.
Weitergeführt wurde dagegen die vom CDU-Ortsverband Schönhauser Allee 2004 ins Leben gerufene ökomenische Andacht verschiedener Kirchengemeinden aus Prenzlauer Berg und Wedding und der Prenzlauer Berger Heilsarmee.
Auch SPD und Bündnisgrüne waren wieder mit ihren mobilen Glühweinschänken vor Ort – die Sozialdemokraten mit rotem, die Grünen mit grünem Gesöff.
Ebenfalls wieder vor Ort war der bündnisgrüne Abgeordnete Andreas Otto, der auch diesmal wieder mit dem Mikrofon in der Hand Mauerfallgeschichten suchte – und fand. Offenbar ist auch fast drei Jahrzehnte nach dem historischen Ereignis noch nicht alles erzählt.
Klaus
Nov. 12. 2017
Eine Pankower Stadträtin, Ronald Tietje, war anwesend. Übrigens hatte von Dassel vergangenes Jahr mit Gothe den stellvertretenden Bürgermeister geschickt.
von ODK
Nov. 12. 2017
Dass Mittes Bürgermeister von Dassel im vergangenen Jahr seinen Baustadtrat als Vertretung schickte, hatte ich im Artikel erwähnt.
Frau Tietje war sicher anwesend, aber wohl nicht in „protokollarischer“ Eigenschaft.
Ich find es einfach schade, dass diese traditionelle Geste diesmal fehlte
Amon
Feb. 28. 2018
Das sind eben auch die Folgen des Mauerfalls, dass ein Mensch heute ob seines Berufs, hier Rathauspförtner, wenn auch in indirekter Rede, herabgewürdigt wird.