Im Mai 2016 machten die Bewohner der Wohnungsgenossenschaft „Bremer Höhe“ mobil: Bei einem Straßenfest gegen den Verkehrslärm wurde auf die Geräuschbelästigung durch den Autoverkehr in der Raumer- und Gneiststraße aufmerksam gemacht.
Viele Autofahrer, so die Initiatoren des Festes damals, nutzen die Raumer- und Gneiststraße als Abkürzung zwischen Prenzlauer und Schönhauser Allee. Dadurch entstünden in den kleinen Straßen im Kiez eine Verkehrsdichte von bis 200 Autos pro Stunde.
Außerdem rasten insbesondere nachts Autos mit hoher Geschwindigkeit durch die Wohnstraßen. Am stärksten betroffen sei die kleine Gneiststraße. Das sei für Kinder gefährlich, die zu den Schulen oder zum Spielplatz auf dem Helmholtzplatz unterwegs sind. Außerdem gefährde der ständige Verkehrslärm von rund die 80 Dezibel (dB) die Gesundheit der Anwohner.
BVV nahm Anregungen der Anwohner auf
Im April 2017 – also fast ein Jahr später – brachten die Pankower Bündnisgrünen einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung ein, der eine Verkehrsberuhigung für die Gneiststraße forderte.
In der Begründung hieß es – ähnlich wie damals bei den Protestfest-Initiatoren – der Lärm durch PKW und LKW übersteige in der engen Kopfsteinpflasterstraße die zugelassene Grenze von tagsüber 55 dB und nachts 40 dB erheblich.
Auch werde die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung Tempo 30 ständig deutlich überschritten. All das belaste die Anwohnerinnen und Anwohner sehr stark und gefährde Fußgänger und Radfahrer.
Es sei notwendig, hieß es in der Antragsbegründung weiter, das Durchfahren mit Kraftfahrzeugen durch bauliche, die Geschwindigkeit reduzierende und verkehrslenkende Maßnahmen unattraktiv zu machen.
So zum Beispiel durch den Einbau von Bremsschwellen, eine Asphaltierung der vom Radverkehr genutzten Straßenbereiche, den Ausbau zu einer Spielstraße oder der Einrichtung einer Gemeinschaftsstraße (Shared Space), auf der sich Fußgänger Radfahrer und Kraftfahrzeuge gleichberechtigt bewegen.
Nach zwei Beratungstagen im BVV-Verkehrsausschuss, wurde der Antrag im September 2017 von der Bezirksverordnetenversammlung angenommen.
Bauliche Veränderungen „nicht zielführend“
Nun teilt das Bezirksamt mit: Die Gneiststraße befindet sich bereits in einer Tempo-30-Zone, weitere rechtliche Grundlagen, den Verkehr in dieser Straße durch verkehrsbehördliche Eingriffe noch mehr einzuschränken oder gar auszuschließen, seien nicht vorhanden.
Auch eine Verringerung der Fahrgassenbreite durch Änderung der Parkordnung, mit dem Ziel der Herabsetzung der Geschwindigkeit, sei nicht nicht möglich, da dann die Mindestbegegnungsbreite für Kraftfahrzeuge unterschritten würde. Bauliche Hindernisse, wie Bodenschwellen seien „nicht zielführend, da sie nur eine punktuelle Bremsung der Kfz, verbunden mit zusätzlicher Lärmentwicklung beim Passieren der Hindernisse und dem folgenden Beschleunigen, bewirken.“
Stattdessen schlägt das Pankower Straßen- und Grünflächenamt die die Asphaltierung der Fahrgasse – also jenes Teils der Fahrbahn, der nicht für Parkplätze genutzt wird, an.
Dadurch würde die Straße für Radfahrer attraktiver werden und der sich zur Zeit zu großen Teilen auf den schmalen Gehwegen stattfindende Radverkehr könnte sich dadurch wieder auf die Fahrbahn verlagern. Auch sei davon auszugehen, dass jene Radler, die wegen des Holperpflasters lieber Umwege in Kauf nehmen, wieder die Gneiststraße nutzen.
Allnächtliche Fahrraddemo?
Das so erhöhte Radverkehrsaufkommen, schlussfolgert die Bezirksbehörde, werde eine spürbare Verlangsamung des Kfz-Verkehrs bewirken. Durch die glatte Fahrbahnoberfläche würde zudem der Lärmpegel in Folge der minimierten Rollgeräusche der Autos deutlich sinken.
Offenbar orientierte sich das Straßen- und Grünflächenamt dabei an dem gerade erst von der BVV beschlossenen Prüfung eines Konzeptes für „Velorouten“, das ebenfalls eine Aspahltierung der Fahrbahnmitte zur besseren Nutzung durch Radler favorisiert.
Wie damit allerdings die von den Anwohnern beklagte nächtliche Raserei durch die Straße begrenzt oder gar verhindert werden könnte, schleierhaft. Es sei denn, das Amt hat vor, jede nacht eine Fahrraddemonstration durch Gneiststraße zu organisieren. Davon war aber in dem Bericht des Bezirksamtes an die BVV nichts zu lesen.
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Dirk
Jan. 22. 2018
Straße auf der einen Seite mit Pollern zumachen. Für Autos wird’s unattraktiv weil die Abkürzung wegfällt. Fahrradfahrer kommen noch durch. Kosten: Gering.
Problem gelöst.
Tonio Kröger via Facebook
Jan. 22. 2018
Ein klassischer Fall von Realitätsverweigerung durch das Straßen- und Grünflächenamt … !!! Und anscheinend gehen selbst Behörden davon aus, dass Radfahren auf dem Fußweg der Normalfall sei, obwohl es illegal ist …
Ullrich Shweitzer via Facebook
Jan. 22. 2018
Warum geht es nicht pragmatisch, Blitzer fürs Tempo und Asphalt für den Lärm? So schlecht finde ich den Vorschlag vom Grünflächenamt nicht zu asphaltieren.
Stefan Ottjes via Facebook
Jan. 22. 2018
Warum nicht einfach die Straßen(n) in ihrer Mitte baulich teilen, so dass es keinen Durchgangsverkehr mehr gibt?
Sascha Bensing via Facebook
Jan. 22. 2018
Lasst uns eine Mauer bauen !
Tonio Kröger via Facebook
Jan. 22. 2018
Wäre auch eine Möglichkeit – Mit Einbahnstraßen lässt sich auch einiges regeln; Aber das will der Senat nicht ..
Stefan Ottjes via Facebook
Jan. 22. 2018
Hier in Schöneberg gibt es eine Reihe solcher baulich getrennter Straßen. Funktioniert super und die Straßen sind herrlich ruhig.
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10215909521838811&set=p.10215909521838811&type=3
Peter Hagemeister via Facebook
Jan. 22. 2018
Das wärs für die Prinzregentenstr.
Stefan Ottjes via Facebook
Jan. 22. 2018
Funktioniert auch in der Hohenfriedbergstraße hier in Schöneberg hervorragend. Es hält den Abkürzungsverkehr zwischen Monumentenstraße und Kolonnenstraße fern.
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10215909622041316&set=p.10215909622041316&type=3&ifg=1
Stefan Ottjes via Facebook
Jan. 22. 2018
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10215909653882112&set=p.10215909653882112&type=3&ifg=1
Angelo Berlusconi via Facebook
Jan. 22. 2018
Das wäre nicht zielführend für die Prinzregentenstraße. Peter Hagemeister also die Bauweise wie auf dem Bild. Da die Menschen ja genau links abbiegen wollen.
Dirk Adloff via Facebook
Jan. 22. 2018
Leute denkt auch mal daran das die Feuerwehr, Krankenwagen, Müllabfuhr und auch mal ein Umzugswagen durch muss!
John Martinez via Facebook
Jan. 22. 2018
Sehr geil 👍🏻
Peter Hagemeister via Facebook
Jan. 22. 2018
Fahrradstr. nur für Anlieger und dann auch kontrollieren.
Stefan Ottjes via Facebook
Jan. 22. 2018
Das funktioniert ja schon in der Lienenstraße schon nicht.
Ohne bauliche Trennung bekommst du den Durchgangsverkehr nicht wirksam heraus.
Tonio Kröger
Jan. 22. 2018
Das kann ich nur bestätigen – Die Linienstraße ist unter der Woche der blanke Horror … !!!
Matthias Otto via Facebook
Jan. 22. 2018
und wie kontrolliert man, ob jemand ein „Anlieger“ ist?
Julia Fertig via Facebook
Jan. 22. 2018
Fahrradstraßen mögen anderswo funktionieren (bitte nennt mir positive Beispiele!), in Berlin und Brandenburg sind sie von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ich bin für knallhartes Einbahnstraßensystem, natürlich Gegenrichtung für Fahrräder freigegeben.
John Martinez via Facebook
Jan. 22. 2018
Wahnsinn… was wohnen da für Typen?
Gérard Ribérol via Facebook
Jan. 25. 2018
Typisch Deutsch ! Des isch alles Quatsch!