Zu einem Neujahrsempfang gehört natürlich auch immer ein Buffet. Normalerweise beauftragt der Gastgeber damit einen Caterer seines Vertrauens und der liefert dann die bestellten Schnittchen und Süppchen.
Auch der Prenzlauer Berger Abgeordnete Tino Schopf (SPD) hatte für seinen Empfang am vergangenen Sonnabend, zu dem neben vielen Leuten aus dem Kiez auch der Berliner SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh und die Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement Sawsan Chebli vorbeischauten, eine solche Bestellung aufgegeben. Allerdings nicht bei einem gewerblichen Cateringunternehmen – sondern beim „Kaffee Bankrott“. Das gehört zum Verein „mob e.V.“, der sich seit vielen Jahren um obdachlose Menschen kümmert.
Der Verein ist der Herausgeber der Zeitung „Straßenfeger“ und betreibt eine Notübernachtungsunterkunft – erst in der Prenzlauer Allee, und seit knapp zweieinhalb Jahren in der Storkower Straße 139c.
Da gibt es nicht nur Betten, sondern auch einen Aufenthaltsraum, Waschmaschinen und Trockner für die Reinigung der Kleidung. In einem Essensraum wird eine warme Mahlzeit gereicht. Eine Kleiderkammer und eine Sozialberatung sind ebenfalls vor Ort.
Gleich nebenan – in der Storkower 139d – befindet sich der ebenfalls von mob e.V. betriebenen „Trödelpoint“, in dem man so fast alles von der Schrankwand bis zur Kaffeetasse erwerben kann. Und eben auch das „Kaffee Bankrott“, wo man für wenig Geld ein Essen, einen Kaffee oder Tee erhält.
Tino Schopf, er engagiert sich schon lange im sozialen Bereich.
Als 2015 Zehntausende Flüchtlinge die Stadt erreichten, zählte er zu den freiwilligen Helfern, die recht erfolgreich versuchten, das Versagen des damaligen Senats bei der Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten zu kompensieren. Er war maßgeblich an der Koordinierung der ehrenamtlichen Unterstützer beteiligt.
Nicht weniger rührig ist sein Engagement bei der Unterstützung des mob e.V. der sich der Obdachlosenhilfe verschrieben hat.
Schon 2016 hatte Tino Schopf eine Spendenaktion zugunsten der Gäste der Notübernachtung organisiert, später 100 Schlafsäcke für jene organisiert, die in den kalten Winternächten kein Bett im Warmen finden. Gegenwärtig sammelt er wieder Sachspenden für Menschen, die auf der Straße leben und sich das Nötigste nicht leisten können.
Impressionen von der Veranstaltung
Amon
Feb. 28. 2018
Bezeichnend, dass Betroffene selbst dem Augenschein nach nicht ans Buffet gebeten wurden. Hier bleiben die Profiteure des systeminhärenten und staatlich beförderten Elends lieber unter sich. Die Manager gemeinnütziger Gesellschaften, die mit der Verwaltung der politisch gewollten Armut ein hübsches Auskommen generieren und Politiker, die sich die Chance zum Marketing in eigener Sache nicht entgehen lassen, könnten sich in ihrer Partystimmung eventuell gestört fühlen. Den Armen und Distanzierten begegnet man hingegen lieber mit Paternalismus und Zwangssystemen, um die Demütigung letztendlich perfekt zu machen. Hier nimmt die von Bourdieu beschriebene Mittelschichtshybris Gestalt an. Erst trägt man zur Armut bei, bedient sich jedoch in der Folge dem neoliberalen Dogma der Eigenverantwortung, um unausgesprochen den Opfern die Schuld für ihrer Lage zuweisen zu können, um sich dann im Lichter einer angeblichen Barmherzigkeit zu sonnen.