Der rotrotgrüne Senat hat sich unter anderem den Umbau des Verkehrs in dieser Sadt auf die Fahnen geschrieben. Mehr Platz für Fahrradfahrer und Fußgänger stehen dabei mit ganz oben auf der Liste. Doch in Pankow geht es nicht so recht voran. Die Prenzlberger Stimme sprach darüber mit Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/ Die Grünen).
Herr Kirchner, nach der Aufhebung der Umleitung, die wegen der Sanierung der Bösebrücke in der Bornholmer Straße notwendig geworden war, ist auf dem Straßenzug Behmstraße/Schivelbeinerstraße tagsüber teilweise und nachts durchgehend eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h erlaubt. Die Anwohner dort sind empört und der Vorsitzende des Verkehrsausschusses der Pankower Bezirksverordnetenversammlung vermutet hinter der Aufhebung der durchgehenden 30er-Beschränkung einen „völlig durchgeknallten Mitarbeiter in der VLB“, also der zu Ihrem Verantwortungsbereich gehörenden „Verkehrslenkung Berlin“…
Vielleicht lags ja an seiner Erregung über die unerwartete Änderung.
Es bleibt also, wie es jetzt ist?
„Umleitungszustand verstetigt“ meint eine 30er Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem gesamten Straßenzug – so wie es während der brückenbaubedingten Verkehrsumleitung schon mal war?
Kurz nach Ihrem Amtsantritt Ende 2016 hatten Sie davon gesprochen, dass es eine Fahrradstraße vom Brunnenviertel über die Gleim- und die Stargarder Straße bis zur Prenzlauer Allee geben könnte. Die Medien nahmen es begierig auf – so begierig, dass manche den Eindruck gewannen, die Umwidmung stehe unmittelbar bevor. Nun ist ja die Einrichtung einer Fahrradstraße eine bezirkliche Angelegenheit. Während die Stargarder Straße zum Verantwortungsbereich des Bezirkes zählt, gehört die Gleimstraße nach wie vor zum übergeordneten Straßennetz und fällt damit in Ihre Verantwortung – beziehungsweise in jene der VLB. Ein Entwidmungsverfahren – das Beispiel der Stargarder Straße hatte es einst gezeigt – kann sich über mehrere Jahre hinziehen. Wie lange wird es denn bei der Gleimstraße dauern, bis sie ebenfalls in die Verantwortung des Bezirks überführt ist?
Ist der mittlerweile bei Ihnen eingetroffen?
Ganz oben auf der Liste steht aber die… – beinahe hätte ich gesagt: die Dimitroffstraße.
![]() | Das ist aber schon ein bisschen länger her, dass die Danziger Straße so hieß. |
Ja, aber 1990 hieß sie noch so und bereits da hatten Fahrradaktivisten dort – nachts, im Dunkeln und auch noch illegal – versucht, mit mitgebrachter Farbe einen Fahrradweg zu markieren. Das scheiterte damals an einer aufmerksamen Volkspolizei. Nun sind 28 Jahre vergangen, aber auf dem letzten Stück…
![]() | Das letzte Stück ist aber das ganz große Stück. |
Eben. Wann ist denn damit zu rechnen, dass auf dem letzten, aber großen Stück der Danziger Straße nun endlich auch ein Fahrradweg markiert wird?
![]() | Als aufmerksamster Chronist aller Zeiten wird Ihnen nicht entgangen sein, dass schon einen Baubeginn erfolgt ist – nämlich an der Kniprode-/ Ecke Danziger Straße. |
Sie meinen die kleine Auffahrt dort?
Die Pläne von vor zwölf Jahren?
![]() | Nein, die sind ja im März vergangenen Jahres noch einmal überarbeitet worden. Das ist ja nun auch eine genutzte Planungsressource, die man nicht so ohne weiteres weghauen will. Die LSA-Anpassungen... |
…Lichtsignalanlagen, also Ampeln…
Umbauten an den Knotenpunkten meint die Aufweitungen an den Kreuzungen?
Wann ist denn nun mit einem tatsächlichen Baubeginn zu rechnen?
![]() | Wenn wir die Sache stoppen, haben wir fünf Jahre verloren. |
Das wären dann 17 Jahre Planungszeit.
![]() | Ja, aber da kenne ich einen, der sich dann wieder die Finger wund schreibt... |
Also: Wann ist mit der Einrichtung der Fahrradspur auf der Danziger Straße zu rechnen?
![]() | Kann ich nicht sagen: Wenn die jetzt weiterbauen, wird im Laufe dieses Jahres sicher noch sehr viel gemacht werden - mit dem bitteren Beigeschmack, dass das alles nicht mehr den Ansprüchen genügt. |
Wer ist „die“? Ist für die Danziger Straße als übergeordneten Verkehrsweg nicht Ihre Behörde zuständig?
![]() | Nö, das ist der Bezirk, der dann baut. Der kriegt von uns das Geld und die Unterstützung für die Lichtsignalanlage. Wir waren da jetzt nur noch etwas behilflich, damit das überhaupt vorwärts geht. |
Ein anderer Radweg-Problemfall in Prenzlauer Berg ist die Storkower Straße. Der zwischen der Kniprodestraße und der Landsberger Allee auf Fußweghöhe befindliche Radweg ist in einem solch erbärmlichen Zustand, dass ihn nur noch bekennende Masochisten nutzen.
![]() | Ich erinnere mich daran, dass die Erneuerung dieser Strecke bereits in der Projektliste stand, als ich im Dezember 2016 in den Senat gewechselt bin. Wie der aktuelle Stand ist, weiß ich jetzt nicht. |
Der Pankower Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Vollrad Kuhn hatte in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage die Sanierung als nicht sinnvoll bezeichnet und stattdessen die Einrichtung eines Fahrradstreifens auf dieser Strecke angekündigt – allerdings unter dem Vorbehalt, dass der Bezirk die zwei noch immer vakanten Stellen für die Radwegplanung besetzen kann.
Andererseits erinnere ich mich an eine kürzlich stattgefundene Veranstaltung, auf der Sie stolz verkündeten, dass Sie für Ihre Senatsverwaltung den gesamten deutschen Markt an Radverkehrsplanern abgeräumt haben…
![]() | Berichtet – nicht stolz verkündet. Das heißt ja schließlich nur, dass der Fachkräftemangel überall angekommen ist. |
Das Problem besteht ja darin, dass in Pankow so gut wie alle Vorhaben zur Radinfrastruktur mit dem Vermerk „unter Vorbehalt der Personalsituation“ versehen sind. Wie wäre es also, wenn der Staatssekretär sagt, die Besetzung der Pankower Stellen ist dringend notwendig – aber so lange die dort niemand haben, leiht das Land dem Bezirk zwei entsprechend qualifizierte Mitarbeiter aus?
Wenn aber keiner da ist, der sich konzentrieren kann?
![]() | Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass das nicht attraktiv ist, in Pankow zu arbeiten. Da bin ich schon erstaunt. |
![]()
Pankow ist ja nicht der einzige Bezirk, der die Stellen bisher noch nicht besetzen konnte.
Für die Storkower Straße hat die Pankower BVV das Bezirksamt nun in einem Beschluss aufgefordert, die zur Anlage eines Radfahrstreifens erforderlichen Umplanungen ungeachtet der unbesetzte Stellen einzuleiten. Könnte hier nicht die im vergangenen Jahr gegründete landeseigene infraVelo GmbH, die ja überbezirkliche Projekte realisieren soll, die entsprechenden Planungsarbeiten übernehmen?
Gab es schon eine Anfrage aus dem Bezirk?
![]() | Nein. Das ist ja auch nicht verwunderlich, denn das Gesetz gilt ja noch nicht. |
Nicht einmal vorgefühlt? Schließlich liegt das Problem Radweg Storkower Straße schon länger auf dem Tisch.
![]() | Ich will jetzt niemand zu nahe treten. Aber es gibt mit anderen Bezirken eine deutlich intensivere Zusammenarbeit, als mit mit Pankow. |
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Hans-Dieter Goerke via Facebook
Feb. 05. 2018
Es ist typisch Kirchner . Vollmundig ankündigen und dann heiße Luft.
Siehe “ Pankow Tor “ . 10 Jahre Verhinderungs Taktik. Die Nachfolger dürfen es ausbaden. Da freut mich übrigens das Interview des Bezirksbürgermeisters. Es gibt eine Entscheidung und die in diesem Jahr .
Er hätte in Pankow etwas verändern können und hat aus eigen Interesse vieles in den Sand gesetzt.
Klaus Kropp via Facebook
Feb. 05. 2018
Herzlichen Glückwunsch. Das ist doch mal was Neues.
Stephan Klapszus via Facebook
Feb. 05. 2018
Alles nicht so einfach…
Thore Rehbach via Facebook
Feb. 05. 2018
Meine Fresse sind das Planungs- und Umsetzungszeiträume. Kein Wunder das nichts vorangeht, wenn Planungen zwölf Jahre dauern und in der Zwischenzeit von neuen verkehrsplanerischen Erkenntnissen überholt werden.
Es rächt sich anscheinend auch, wenn man jahrzehntelang die Budgets nicht abruft und man nicht mal Ausbesserungen vornimmt, die wohl kaum einer intensiven Planung bedürfen.
Das ist alles in dermaßener bürokratischer Irrsinn, würden die Verantwortlichen gegenüber dem KfZ-Verkehr so handeln, wäre dieser längst kollabiert. Da wird dich absolut mit zweierlei Maß gemessen.
Hans-Dieter Goerke via Facebook
Feb. 05. 2018
Sie machen es auch dort . Es gibt da eigentlich keine Unterschiede mehr . Früher konnte man von Fall zu Fall ausweichen. Heute ist das Chaos perfekt. Siehe letztes Jahr . Ob Öffi’s , Pkw , Motorrad oder Fahrrad man kam nicht an in Berlin- Karow. Rate mal, wer da geplant hatte …..
Karin Reiter
Feb. 05. 2018
Zu: „Die zusätzlichen Geschwindigkeitsbeschränkungen [auf der Schivelbeiner Straße] wurden nach Ende der Umleitung wieder aufgehoben.“ Die Erinnerung der Anwohner an die Geschwindigkeitsregelungen vor der Umleitung – welche im Übrigen gar nicht über die Schivelbeiner Straße verlief – weichen von der Wahrnehmung der Senatsbehörde ab. Auf der Schivelbeiner Straße galt seit jeher durchgängig Tempo 30. Das ist nicht nur meine Erinnerung, sondern auch die der Initiatoren und Kommentatoren dieser Petition hier: http://bit.ly/2Fo7UMD.
Hier wurde nicht eine alte Regelung wiederhergestellt, sondern ohne Angabe von Gründen eine Änderung durchgeführt – zum Nachteil der Anwohner. Vor allem nachts und morgens wird der Liefer- und Durchgangsverkehr nunmehr motiviert, die Schivelbeiner Straße statt der viel breiteren und zweispurigen Bornholmer Straße zu benutzen. Dort gilt nämlich nachts Tempo 30.
Vielleicht kann die zentrale Verkehrslenkung auch einmal die Anwendbarkeit der neuen Regelung im Straßenverkehrsrecht seit 2017: Tempo 30 soll grundsätzlich vor Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen mit Zugang zur Straße angewandt werden, prüfen und ggf. anwenden? Auf der Schivelbeiner Straße gibt es vier (!) Kitas mit Straßenzugang plus eine Senioreneinrichtung.
Und noch eine Anregung: Der REWE Supermarkt am Platz ist einer der größten im ganzen Bezirk und damit entsprechend frequentiert. Der einzige Zugang liegt an der Schivelbeiner Straße. Momentan beginnt direkt vor dem Eingang (und gegenüber einer der genannten Kitas) die Aufhebung der Geschwindigkeitsbeschränkung. Hier wäre eigentlich eine Ampelanlage oder mindestens Zebrastreifen angemessen.
Ullrich Shweitzer via Facebook
Feb. 05. 2018
Das stimmt doch garnicht: 🤥“ Die Änderungen sind gar keine Änderungen, sondern die Rückführung in den ursprünglichen Zustand. “ seit ich in der Schivelbeiner wohne gab es Tempo 30, auch in der Behmstraße. Dazu gibt es sogar eine Petition: https://www.change.org/p/michael-m%C3%BCller-dauerhafte-zone-30-in-der-schivelbeiner-stra%C3%9Fe-berlin-prenzlauer-berg?recruiter=217319566&utm_source=share_petition&utm_medium=facebook&utm_campaign=autopublish&utm_term=share_petition
Thore Rehbach via Facebook
Feb. 05. 2018
Ich kenne die Straßen auch nur als 30er Zone und wohne seit 20 Jahren in dem Viertel.
Ullrich Shweitzer via Facebook
Feb. 05. 2018
ich weis noch , dass sie ewiglange umgebaut wurde, vorher war es Pflaster oder?
Ullrich Shweitzer via Facebook
Feb. 05. 2018
Toller Artikel, „wir haben ein ernsthaftes Problem: Nach zwölf Jahre konkreter Planung ist diese Planung so *veraltet*, dass es eigentlich *nicht mehr geboten ist, sie umzusetzen*.
(O.K.:Was heißt „veraltet“?)Das mit dem Schrägparken und diese Angebotsstreifen – man würde das heute so nicht mehr planen.“ das könnte auch von uns sein, das sagt mir immerhin , dass er uns zugehört hat. https://www.facebook.com/radpankow/