Im zweiten Teil des Interviews mit dem Staatssekretär für Verkehr Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/ Die Grünen) geht es um das Mobilitätsgesetz, die ÖPNV-Erschließung des Pankower Nordens und um das einst groß angekündigte Experiment zur Verkehrsberuhigung eines Teils der Schönhauser Allee.
Herr Kirchner, im Sommer des vergangenen Jahres hatten Senatorin Regine Günther und Sie der Öffentlichkeit die Vorlage zu einem Mobiliätsgesetz vorgestellt. Dabei wurde verkündet, dass das Gesetzeswerk noch im Dezember das Abgeordnetenhaus passieren wird. Jetzt haben wir Anfang Februar 2018 – aber beschlossen ist das Gesetz noch nicht.
Welche Änderungen sind nach diesem Durchlauf noch zu erwarten?
Was war der Tenor der Einwände und Vorschläge?
Ein anderes Projekt, das mit Ihrem Namen verbunden ist, war das Experiment zur schrittweisen Verkehrsberuhigung der Schönhauser Allee. Wir erinnern uns…
![]() | Ja... |
…dass sich Senat, Bezirk sowie ein bekanntes dänisches Planungsbüro mehrmals trafen und unter Mitwirkung von Anrainern ein geradezu futuristisches Konzept für eine mögliche Verkehrsberuhigung der Schönhauser Allee entwarfen. Der motorisierte Individualverkehr sollte auf einem Teilstück der Magistrale versuchsweise in drei Stufen immer weiter zurückgedrängt und so Straßenraum für Radfahrer und Fußgänger gewonnen werden. Übriggeblieben sind davon drei Parkletts…
![]() | Sechs. Sechs Parkletts für drei Standorte. |
…die längst schon aufgestellt sein sollten – es aber noch nicht sind.
![]() | Die sind ja schon da. |
![]() | Im Moment liegts mal wieder daran... Also: Vor ein paar Tagen hatte ich mit Herrn Kuhn... |
Ihr Nachfolger im Amt des Pankower Bezirksstadtrats für Stadtentwicklung…
![]() | ...und Herrn Johnke... |
Der Leiter des Pankower Straßen- und Grünflächenamtes…
![]() | ...gesprochen und wollte wissen, was ist denn da los? Meine Leute beschweren sich, dass es in dieser Sache nicht weiter geht. Und die beiden sagten mir dann: Uns hat ja keiner gefragt. |
![]() | Die typische Berliner Nummer. Im Kern geht es um die Verantwortung. Also werde ich zur Not erst einmal wieder alle an meinen Tisch holen. Meine Leute und die aus dem Bezirksamt Pankow. |
![]() | Ja. Ein schöner Frühlingstag ist da natürlich besser. |
Aber da war ja mal viel mehr geplant, als bloß sechs Parkletts auf die Straße zu stellen.
Es werden also nicht – wie mal angedacht – die Phasen im Jahresrhythmus gesteigert?
![]() | Nee, nee, das erfolgt homöopathisch. Homöopathisch heißt: langsam. |
Aber wir beide werden die dritte Phase noch erleben?
Radfahren und Laufen sind ja nur ein Teil des Verkehrs. Die Anbindung des Pankower Nordens an den Öffentlichen Personennahverkehr wird von manchen als eine kleine Katastrophe empfunden…
![]() | Katastrophe ist gut, da fährt ja immerhin schon mal 'ne Straßenbahn. |
Was mich irritiert: Für die Elisabethaue – die ja laut Koalitionsvertrag erstmal als Wohnungsbaugebiet wegfällt – existiert bereits eine komplette Straßenbahnplanung. Für den Blankenburger Süden hingegen – zentrumsnäher und als Baufläche für rund 6.000 Wohnungen vorgesehen – gibt es eine solche Planung nicht. Auch „Buch V“ ist nun wieder als potenzielles Wohnungsbaugebiet im Gespräch. Zehntausende Menschen werden also in absehbarer Zeit in den Pankower Norden ziehen und die müssen ja irgendwie hin und her transportiert werden. Was mir fehlt, ist ein – zumindest erst einmal in groben Zügen – schlüssiges Verkehrskonzept für diesen enormen Bevölkerungszuwachs.
Bei dem zu erwartenden Zuwachs an Einwohnern im Norden Pankows kommen bei mir Zweifel auf, ob allein die Straßenbahn die Massen befördern kann, die da mal wohnen werden. Brauchts da nicht auch ein so leistungsfähiges System wie die S-Bahn?
Bleiben wir auf Pankower Gebiet. Von Buch nach Bernau wäre ein Zehn-Minuten-Verkehr möglich – wenn es ein zweites Gleis gäbe. Das passt aber nicht auf die gegenwärtige Brücke über die Wiltbergstraße. Demnächst wird die Bahnbrücke erneuert – aber die neue Brückenwanne ist wohl um keinen Zentimeter breiter als die alte, so dass dort auch in Zukunft kein weiteres Gleis für den Zehn-Minutentakt Platz hat. Warum ist es dem Land Berlin nicht möglich, der Deutschen Bahn klarzumachen, dass ein Zehn-Minuten-Takt nach Bernau in Zukunft nötig sein wird?
![]() | Das ist die fatale Ungleichzeitigkeit des Seins. Die Deutsche Bahn sagt, wir sehen die Notwendigkeit nicht... - wir sind an dieser Stelle erstmal noch nicht weiter gekommen. |
„Erst mal nicht weiter“ ist gut. Wenn die neue Brücke mit den alten Maßen auf die Pfeiler gehoben wird, ist eine Verdichtung des Taktes nach Bernau für Jahrzehnte passé.
![]() | Ja. Aber zur Zeit steht das zweite Gleis nach Bernau im ganzen Kontext mit den Regionalbahnverdichtungen nicht ganz oben in der Prioritätenliste. Da ist die Heidekrautbahn viel höher angesiedelt. |
Manchmal treibts den Prenzlauer Berger ja auch ins Ausland. Bei einem Ausflug nach Mitte sah Straßenbahnschienen in der Leipziger Straße – mithin in einem Gebiet, in dem seit dem 24. August 1970 kein Wagenrad mehr über Gleise quietschte. Wann kann man in der Leipziger einsteigen?
Die Renaissance der guten, alten „Bimmel“…
Hier gehts zum ersten Teil des Interviews, in dem unter anderen über eine zwölf- bis siebzehnjährige Planung für einen Radweg, einen leergefegten Radverkehrsingenieursmarkt und über eine strittige Tempo-30-Regelung in der Schivelbeiner Straße gesprochen wird.
Information muss für jeden frei zugänglich sein
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Hat er Ihnen eine Information vermittelt, die sie bisher noch nicht kannten?
Das freut mich.
Damit das so bleiben kann, benötigt die Prenzlberger Stimme Ihre Hilfe. Warum das nötig ist, können Sie mit einem Klick hier erfahren.
[yop_poll id=“6″]
Sie wollen die Prenzlberger Stimme unterstützen?
Das ist schön.
Damit der Unterstützung auch ankommt, bitte ich Sie, den angegebenen Beitrag auf folgendes Konto zu überweisen:
IBAN: DE64100500000514075040
BIC:BELADEBEXXX
Verwendungszweck: Prenzlstimme
Selbstverständlich bleiben die hier eingegebenen Daten ausschließlich bei der Prenzlberger Stimme und werden niemand sonst für was auch immer zur Verfügung gestellt.
VIELEN DANK!
Hans-Dieter Goerke via Facebook
Feb. 09. 2018
Die Aussagen zur Anbindung von Berlin-Buch und Blankenburg-Süd sind mehr als dürftig .
Die vorhandene Anbindung ist Resultat des Handels von Bausenator Kirchner. Das daraus resultierende derzeitige Chaos auch .
Zur Schönhauser sei nur gesagt , der derzeitige Leerstand und Wegzug von Läden ist Resultat seiner Bewirtschaftung.
Gisela Maeder via Facebook
Feb. 09. 2018
Ganz toll, Schönhauser Allee die Fahrbahn verschwenken, da ist der Stau schon vorhersehbar. Und was man mit der Dietzgenstraße angestellt hat, ist überhaupt nicht lustig. Die Autofahrer und die Straßenbahn teilen sich eine Fahrspur und die Radfahrer fahren durch die wartenden Straßenbahnfahrgäste hindurch. Wer hat sich blos diesen Mist ausgedacht? Und dann will man noch mehr Wohnungen bauen, wie sollen die denn alle in die Stadt kommen?
Prenzlberger Stimme via Facebook
Feb. 09. 2018
Die Fahrgäste der Straßenbahn werden unter dem U-Bahn-Viadukt (Magistratsschirm) ein- und aussteigen
Gisela Maeder via Facebook via Facebook
Feb. 11. 2018
Auf der Dietzgenstraße gibt es keinen Viadukt, da führt der Radweg über die Haltestellen der Straßenbahn.
Klaus Kropp via Facebook
Feb. 11. 2018
Total verpollert
Friederike Gradelewski via Facebook
Feb. 11. 2018
Hoffentlich verstopft sich das „Hirnschmalz“ nicht irgendwo?!