Höflich könnte man es so umschreiben: Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ist eine geschichtsträchtige Anlage, die ihre Spuren des Erlebten nicht verbirgt.
Kosovare Assllani, Mittelfeldspielerin des Pariser Fußballclubs St. Germains drückte es zur Champions League Finale der Frauen im Jahr 2015 etwas drastischer aus: „Das Stadion ist fürchterlich, das ist respektlos gegenüber dem Frauenfußball“. Und das, obwohl der Senat genau wegen dieser Veranstaltung zuvor mal eben 2,5 Millionen Euro investiert hatte, um Sicherheitsmaßnahmen und Schönheitsreparaturen für jene Veranstaltung ausführen zu lassen.
So oder so. Das 1951 anlässlich der 3. Weltjugendfestspiele eröffnete und in den 1980er Jahren mit Schalensitzen, Überdachung und Ehrentribüne für den Dynamo-Vorsitzenden und Stasi-Chef Erich Mielke ausgestattete Stadion ist in die Jahre gekommen. Heftig sogar.
Es bröckelt an allen Ecken und Enden. Und schlimmer noch: Die offizielle Betriebserlaubnis läuft Mitte 2019 aus.
Ein „Leuchtturm“, der erstmal nicht leuchtete
Als sich Berlin sich mal wieder für Olympia bewerben wollte, hatte der damalige CDU-SPD-Senat eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung und Erweiterung des gesamten Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks erstellen lassen. Danach sollte die Anlage ein „Leuchtturm“ für den Berliner Sport werden. Schwerpunkt: Behindertensport und Inklusion – also das Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten. Das Stadion sollte Ausrichtungsort für die Paralympics sein. Der damalige Sportstaatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) nannte das Projekt einen „Leuchtturm.“
Nachdem Berlin – Gottseidank – schon den innerdeutschen Städtewettbewerb um die Ausrichtung der Olympischen Spiele verlor, wollte das Land an den Plänen festhalten. So bekräftigte Andreas Statzkowski im November 2015 das auf 170 Millionen Euro geschätzte Vorhaben und nannte als möglichen Baubeginn das Jahr 2018.
Danach verschwanden die Pläne in den tiefen Schubladen des Senats.
Die neue rotrotgrüne Landesregierung holte kurz nach ihrem Amtsantritt die Pläne wieder hervor und nahm schon mal den Bau von fünf neuen Spielfeldern in Angriff.
Bei einem Vor-Ort-Termin im Sommer vergangenen Jahres stellte Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) den seinerzeitigen Stand der Dinge vor: Stadionumbau bei laufendem Veranstaltungsbetrieb, Bau eines behindertengerechten Parkhauses mit 300 Stellplätzen sowie ein über 30 Meter hoher Neubau, in dessen Untergeschossen zwei oder drei Sporthallen entstehen sollen. Als Baubeginn für das Stadion nannte Gaebler das Jahr 2020.
Wie nun aus der Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Stephan Standfuß (CDU) hervorgehtt, ist nun das Jahr 2021 für den Baubeginn des Stadions vorgesehen. Ein schnellerer Baubeginn, so die Stellungnahme von Sportstaatssekretär Gaebler, „ist aufgrund notwendiger Planungsschritte und fehlender Vorarbeiten in der vorangegangenen Legislaturperiode nicht möglich.“
Zuschauerbereich nicht vollständig barrierefrei
Es sei wie bisher geplant, den Bau des Stadions im laufenden Betrieb durchzuführen, um Fußball und American Football weiterhin zu ermöglichen. Eine Durchführung von Leichtathletikveranstaltungen sei dagegen während des Bauzeitraumes nicht möglich.
„Ausgehend vom derzeitigen Kenntnisstand“, schreibt Gaebler weiter, „ist mit einer Fertigstellung 2023/2024 zu rechnen.“ Danach werde das Stadion die Anforderungen des Deutschen Fußballbundes für die 3. Liga und die Anforderungen der Deutschen Fußballliga für die 2. Liga erfüllen.
Während die Sportanlagen und Sportfunktionsräume des Stadions vollständig barrierefrei errichtet werden werden die Zuschauerbereiche laut Gaebler „ein sehr hohes Maß an Barrierefreiheit aufweisen.“ Eine vollständige Barrierefreiheit der Sitzplatzbereiche sei nicht möglich.
Als Kosten für den Stadionumbau nannte der Staatssekretär 110 Millionen Euro.