Zuerst war die Straße da. Im Jahr 1871 wurde sie auf dem Gelände einer Baumschule angelegt. Erst als namenloser Weg, zwei Jahre später erhielt sie die Bezeichnung Oderberger Straße.
Warum ausgerechnet Oderberg zum Namenspatron gewählt wurde, ist unklar. Fakt ist aber, dass viele andere Straßen der Umgebung, die in dieser Zeit entstanden, ebenfalls mit Namen von Städten im Barnim oder in der Uckermark versehen wurden (Bernauer, Eberswalder, Schwedter, Choriner Straße…).
Die Stadt platzte im Wortsinne aus allen Nähten. Einstige Begrenzungstore wie das Prenzlauer, das Königs- und das Rosenthaler Tor, die heute noch als Ortsbezeichnungen existieren, wurden geschleift und das Gebiet dahinter mit Wohnungen bebaut.
Vor allem aus dem deutschen Osten – aus Schlesien und Pommern – strömten Menschen in die deutsche Reichshauptstadt, weil sie in ihrer alten Heimat keine Lebensperspektive mehr hatten und hier nun Arbeit und ein bisschen Wohlstand erhofften. Denn Berlin entwickelte sich zu einer prosperierenden Industriestadt.
Für die meisten blieb der Traum unerfüllt. Die Wohnverhältnisse der nunmehrigen Proletarier waren oft dergestalt, dass sie den Zeichner und Fotografen Heinrich Zille, der das Elend jener, die in den Mietskasernen hausten, mit unzähligen – wir würden heute sagen: „Comics“ – dokumentierte, zu der Äußerung veranlasste, dass man einen Menschen mit einer Wohnung genauso erschlagen kann, wie mit einer Axt.
Aber – immerhin – es wurde planvoll gebaut. Mit Vorschriften, die ein Mindestmaß an Hygiene und Brandschutz sichern sollten.
Feuerwehr-Revolutionär Gustav Witte
Dazu gehörte auch der Bau von Feuerwachen. Die mussten so geplant werden, dass die Feuerwehr jeden Brandherd innerhalb von zehn Minuten erreichen konnte, weil innerhalb dieser Zeit ein Brand noch ohne größere Schäden gelöscht werden kann.
Die entsprechenden Berechnungen für die Standorte stammten vom damaligen Berliner Branddirektor Gustav Witte. So wurde auch das Flurstück 24 in der Oderberger Straße für den Bau einer Feuerwache reserviert.
Gustav Witte war auch sonst ein Glücksfall für die Berliner Feuerwehr.
Bevor er 1875 zur Berliner Wehr stieß, war er Hauptmann des Eisenbahnregiments. Nach einer fünfmonatiger Einarbeitung durch den berluner feuerwehr-Chef Ludwig Scabell trat er am 1. Oktober 1875 dessen Nachfolge an.
Witte änderte teilweise den Behördenaufbau seines Vorgängers, ersetzte die fünf bestehenden Brandinspektionen durch vier Kompaniebereiche und bildete erste Löschzüge an den Wachen, die bei Einsätzen gemeinsam ausrückten.
Bei der Einführung von Dampfspritzen war er mit dem, was auf dem Markt angeboten wurde unzufrieden – und erfand daher selbst eine.
Im Jahr 1879 entwickelte Gustav Witte eine maschinelle Drehleiter, bei der sich die Leiterteile teleskopartig auseinanderziehen – das Prinzip wird bis heute bei Rettungsleitern genutzt.
Für den vorbeugenden Brandschutz machte sich Witte ebenfalls stark und schaffte es, ein Mitspracherecht der Feuerwehr bei baupolizeilichen Genehmigungsverfahren durchzusetzen. Auch das hat bis heute Bestand.
Löscheinsatz mit Schimmelmotor
Die offizielle Eröffnung der Feuerwache Oderberger Straße erfolgte am 1. November 1883, tatsächlich in Betrieb genommen wurde sie anderen Quellen zufolge am 25. November 1883.
Die Ausstattung der Wehr bestand bei ihrer Inbetriebnahme aus „Handdruckspritzen, einen Mannschaftswagen und mehrere Wasserwagen“, wie die Vossische Zeitung anlässlich des 50. Jahrestages der Feuerwachen-Eröffnung berichtet. Ab Mitte der 1890er Jahre wurden die Handspritzen durch Dampfdruckspritzen ersetzt – seinerzeit eine hochmoderne Angelegenheit.
Feuerwehrautos gab es damals natürlich noch nicht, die Löschausrüstungen wurden auf einem Leiterwagen transportiert, die von Pferden gezogen wurden.
Einen gewissen Prenzlauer Berger Snobismus schien es aber damals schon zu geben: Im Gegensatz zu anderen Berliner Feuerwachen wurden bei der Feuerwehr in der Oderberger Straße ausschließlich Schimmel als Zugtiere eingesetzt.
Anfang der 1930er Jahre erhielt die Feuerwache in der Oderberger Straße dann Automobile und zählte zu den am modernsten ausgerüsteten Wachen Deutschlands.
Löschen im Wedding jahrzehntelang nicht möglich
Mit der Trennung der Berliner Verwaltung in Ost- und Westberlin Ende 1948, die 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer auch ihre physische Vollendung fand, hatte sich der einst von Gustav Witte klug ausgedachte „Zehn-Minuten-Eingreif-Kreis“ praktisch halbiert, die Oderberger Straße wurde zur Sackgasse.
Für Feuer, das im nahen Bezirk Wedding ausbrach, waren die Prenzlauer Berger Feuerwehrleute aus der Oderberger nicht mehr zuständig. Die die innerstädtische Feuerwache befand sich nun sozusagen am Rande der (Ost-)-Stadt.
Das änderte sich erst wieder mit der Wiedervereinigung beider Teilstädte.
Da in der Westberliner Organisationsstruktur der Feuerwehr nicht nur die Brandbekämpfung, sondern auch die medizinische Lebensrettung eingebunden ist, ist seit 1991 in der Oderberger Straße auch ein Rettungswagen für die schnelle medizinische Hilfe stationiert.
Problem bei der Ausfahrt
Heute ist die Wache in der Oderberger die älteste noch in Betrieb befindliche Feuerwache Deutschlands. Äußerlich hat sie sich in den vergangenen 135 Jahren kaum verändert.
Auf dem Hof wurden einige Nebengebäude umgebaut oder abgerissen.So die Schmiede, die niemand mehr brauchte. Die einstige Stellmacherei, in der die Leiterwagen instand gehalten wurden, beherbergte später eine kleine Werkstatt.
Erhalten geblieben sind noch ein Werkstatt- und Remisengebäude sowie ein zweigeschossiger Teil des ehemals viergeschossigen Steigeturms.
Geblieben sind auch die für die heutigen Feuerwehrfahrzeuge eigentlich zu klein geratenen Ausfahrttore, die noch immer per Hand geöffnet und geschlossen werden. Damit so ein Löschfahrzeug die Wache unbeschadet verlassen kann, müssen jedesmal die Seitenspiegel eingeklappt werden.
Etwa 100 Beamte und Angestellte versehen dort rund um die Uhr ihren Dienst, durchschnittlich 1.900 Einsätze werden von ihnen monatlich gefahren.
Und manchmal wird auch gefeiert. Denn alle fünf Jahre veranstaltet die Wache eine Geburtstagsparty – die nächste findet anlässlich des 135. Jahrestages der Eröffnung am 11. August statt. Die Party heißt offiziell „Tag der offenen Tür“, und da wird so fast alles gezeigt, was mit der Feuerwehr im Allgemeinen und der historischen Feuerwache im Besonderen zu tun hat.
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Aug 10. 2018
Eigentlich ein sehr schöner Artikel, der jedoch mit Rechtschreibung und Grammatik wenig zu tun hat. Ich möchte eigentlich nicht mosern, jedoch bei derartigem Augenkrebs muss ich das mal sagen.
Prenzlberger Stimme via Facebook
Aug 10. 2018
Oooops… Die Hitze ging wohl an keinem spurlos vorbei. Und wenn man dann niemand zum gegenlesen hat…
Danke jedenfalls für den Hinweis, Ich geh den Text noch mal durch.
Prenzlberger Stimme via Facebook
Aug 10. 2018
Udo Götsche Ich sah gerade, es ist noch viel schlimmer: WordPress hatte aus irgend einem Grund eine unfertige Version ausgspielt. Unanjenehm. Nochmal danke für den Hinweis.
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Aug 10. 2018
Ich danke Dir, für die freundliche Antwort und natürlich auch für die tolle Arbeit…