Arnswalder Platz: Hoffen auf die BSR | Prenzlberger Stimme

Arnswalder Platz: Hoffen auf die BSR

 

 

Ein Sommervormittag am Kollwitzplatz. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Bündnis 90/ Die Grünen) hatte zusammen mit Tanja Wielgoß, Chefin der Berliner Stadtreinigung (BSR), den Prenzlauer Berger Platz besucht, um ein bisschen Presse-PR für die Erweiterung der Parkreinigung durch die BSR zu machen.

Die Grünanlage des Kollwitzplatzes ist einer von 34 Parks, deren Säuberung die Berliner Stadtreinigung seit dem 1. Juni übernommen hat. Bereits 2016 hatte der städtische Reinigungsbetrieb in einem Pilotprojekt die Pflege von zwölf Parks und Grünflächen übernommen, für die eigentlich die Bezirke zuständig waren.
 

 
Bevor Senatorin und BSR-Chefin erschienen, fegte bereits ein orangenes Zwei-Mann-Team über den Platz, um die Hinterlassenschaften des Vortages zu beseitigen Die Herren hatten einiges aufzusammeln: „Vor allem Kaffeebecher,“ erzählte einer der beiden, „aber auch Pizzaschachteln, Eispapier und eine Unmenge von Zigarettenkippen.“

Woran liegt das? Zu wenig Papierkörbe?

Nein, sagt einer der beiden BSR-Mitarbeiter, das ist ganz sicher nicht der Grund.
 

 

Tatsächlich ist mit dem Wechsel der Reinigungszuständigkeit die Anzahl der Abfallsbehälter auf dem Platz geradezu explodiert: Alle zwei bis drei Meter hängt so ein grellorangenes Behältnis mit lockeren BSR-Werbesprüchen drauf. Manchem Anwohner ist das zuviel, denn das Orange ist auf dem Kollwitzplatz zur dominierenden Farbe geworden.

Ein Zustand, um den Carsten Meyer den Kollwitzplatz beneidet. Meyer ist Mitbegründer der Gärtnerinitiative Arnswalder Platz, die sich im September 2012 zusammenfand, um den zuvor in Teilen sanierten, dann aber wieder verwilderten Arnswalder Platz unter ihre Fittiche zu nehmen.
Denn das bezirkliche Grünflächenamt, das für die Pflege zuständig ist, hatte auf Grund der langjährigen Ebbe im Bezirkshaushalt kein Geld, die Anlage angemessen zu betreuen. Nun kommen in Regel jeden dritten Samstag im Monat zehn bis zwanzig Anwohner zum Platz, um dort und zu fegen, zu jäten und all die anderen Dinge zu tun, die für die Pflege des Platzes notwendig sind.

Was natürlich keine tägliche Reinigung ersetzt.

 

 
Also war Carsten Meyer an jenem Tag auch zum Kollwitzplatz gekommen, übergab der Senatorin eine Flyer, auf dem Fotos von überquellenden Abfallbehältern auf dem Arnswalder Platz zu sehen waren und bat sie darum, diese denkmalgeschützten Grünfläche ebenfalls in das BSR-Projekt aufzunehmen.

Doch Ramona Pop musste bedauern: Auf die Aufnahme in das BSR-Reinigungsprogramm habe weder Sie noch die BSR einen Einfluss: Die Auswahl, welche Parks und Plätze in das Programm aufgenommen werden, erfolge ausschließlich von den Bezirken.

Doch auf dem Flyer waren nicht nur die Fotos, es waren auch Forderungen aufgeschrieben, die die ehrenamtlichen Platzpfleger an die Politik stellen:

So sollte es zum Beispiel den Bezirken aus dem Landeshaushalt zweckgebundene Grünpflege-Mittel zugewiesen werden, die Grünflächenämter müssten personell endlich wieder besser ausgestattet werden. Größere und besser designte Abfallbehälter wurden angemahnt, die krähen- und rattensicher sind und die dann natürlich auch in einem solchen Rhythmus geleert werden, der ein Überlaufen gar nicht erst zulässt.

Auch geschulter Park-Ranger, stehen auf der Forderungsliste, um Missachtung von Parkregeln rechtzeitig zu unterbinden und der Einsatz „Waste Watchers“ nach Wiener Vorbild wird da angeregt. Finanziert werden solle das durch die Einnahmen, die Berlin aus der „City-Tax“ genannten Hotel- und Übernachtungssteuer und einer Sondersteuer auf Einweg-Verpackungen.
 

 

Fünf Tage später – es war wieder Einsatz-Samstag auf dem Arnswalder Platz – erhielt die Gärtnerinitiative Besuch von Bezirksbürgermeister Sören Benn.
„Dem Grünflächenamt war natürlich bekannt, dass er kommen würde“ schreibt Carsten Meyer auf der Webseite der Initiative, „und – welch ein Zufall! – die Mülltonnen waren geleert worden und zeigten sich aufgeräumt und ansehnlich wie Erich Honeckers aufpolierte Protokollstrecke nach Wandlitz.“

Aber Bürgermeister Benn kannte die Problemlage, er kannte auch den Flyer mit den überquellenden Müllbehältern. „Herr Benn fand es auch unmöglich“, erzählt Carsten Meyer, “wie wenig Abfallbehälter auf diesem großen Platz vorhanden sind.“

Man tauschte sich darüber aus, wie dem Dielemma abzuhelfen wäre.
Eine Möglichkeit wäre, die BSR zu bitten, aus Abfallbehälter aus ihrem Bestand aufzustellen – allerdings gibt es da schon Bedenken aus der Denkmalschutzbehörde: Die Kunststoffbehälter seien mit dem Denkmalcharakter des Platzes nicht zu vereinbaren. Tja.

 

 

Aber wie soll es nun weitergehen? Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder das Grünflächenamt leert wenigen Abfallbehälter in kürzeren Abständen – oder aber die BSR übernimmt den Platz in ihr Programm.

Ein Treffen mit Vertretern der BSR, das der SPD-Abgeordnete Tino Schopf vermittelt hatte, brachte nicht mehr, als bereits das Gespräch von Carsten Meyer mit Senatorin Ramona Pop ergeben hatte: Welche Parks und Plätze in das BSR-Programm aufgenommen werden, sei eine politische Entscheidung der Bezirke. Die sei erst einmal gefallen – und wann das Reinigungsprogramm erweitert wird, ist ungewiss.

Auch dass das Grünflächenamt die wenigen Abfalleimer häufiger leert, scheint schwierig: Das Pankower Grünflächenamt verfügt nur über rund die Hälfte des Personals, das für eine ausreichende Pflege der Pankower Parks und Plätze nötig wäre. Mit einer Entspannung der Personalsituation ist wohl erst mit dem nächsten Doppelhaushalt 2020/21 zu rechnen.
 

Irgendwann nur noch vier Mal im Jahr

Seit sechs Jahren ist die Gärtnerinitiative Arnswalder Platz Monat für Monat dabei, Pflege- und Reinigungsarbeiten zu verrichten, die eigentlich Aufgabe des Bezirks sind.

Carsten Meyer hat eine Vision, die eigentlich nichts weiter ist, als die Vorstellung eines ganz normalen Zustandes: Für die Akteure der Initiative nur noch drei bis vier Termine pro Jahr. Ein Frühjahrsputz mit einer Pflanzaktion, ein frühsommerliches Unkraut-Jäten, eine Aktion im Herbst mit Rückschnitt und Laub fegen und ein „Böllerputz“ am 1. Januar. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Land und Bezirk ihren Verpflichtungen wieder nachkommen.-
Wann das sein wird? „In Berlin“, sagt Carsten Meyer, „dauert alles immer ein bisschen länger.“
Aber er sieht auch schon einen kleinen Fortschritt: „Nach dem Besuch des Bezirksbürgermeisters reinigt das Grünflächenamt offenbar öfter als zuvor. Der Platz ist seit einigen Wochen viel sauberer.“

Es sind die kleinen Dinge, die den Optimisten die Hoffnung nicht abhanden kommen lassen.

 

 

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