Heute: „Wir bleiben alle!“-Demonstration gegen den Mietenwahnsinn


 

Sich bewegen hilft.
 
Sechseinhalb Jahre her, doch dem Autor dieses Beitrages nach wie vor tief ins Gedächtnis eingegraben. Nach einem Zwischenstopp der „Wir-bleiben-alle“-Demonstration im April 2012 unter dem Magistratsschirm am U-Bahnhof Eberswalder Straße waren sie auf einmal da. Und als die Demonstranten sich wieder in Bewegung setzten liefen an der Spitze des Zuges: Die Frauen der der Senioreneinrichtung Stille Straße, die später durch die Besetzung ihres von der Schließung bedrohten Refugiums im Wortsinne weltberühmt wurden.
Letztlich hatte sie Erfolg, denn ließen das scheinbar Unabwendbare nicht über sich ergehen, sondern widersetzten sich.
 

Betroffene Mieter nehmen teil

Wenn heute ab 16 Uhr am Senefelder Platz die „WBA“- Demo unter dem Motto „Gemeinsam gegen Mietenwahnsinn und Verdrängung“ startet, werden zum Beispiel die Mieter aus der Gleimstraße 56 mit dabei sein, die, als ihr unsaniertes Haus Haus für aberwitzige 7,9 Millionen Euro verkauft werden sollte und eine mietpreistreibende Modernisierung absehbar war, nicht abwarteten, ob sich die Bezirkspolitik vielleicht von selbst regt, sondern selbst Druck machten und das Bezirksamt zum Jagen – sprich: zur Anwendung des kommunalen Vorkaufsrechts – getrieben hatten.

 
Oder Sven Fischer aus der Kopenhagener Straße 46, der mittlerweile so etwas wie eine Symbolfigur des Widerstands gegen übergriffige Eigentümer geworden ist. Während sich alle anderen Mieter seines Hauses irgendwann dem Druck beugten, beharrten Fischer und seine Familie auf ihre Wohnung – und auf ihr Recht darauf.

Was sie deshalb in den vergangenen Jahren alles erleben mussten – monatelang ohne Strom und Wasser, einen zugemauerten Schornstein, der fast zu einer Kohlenmonoxidvergiftung der letzten Bewohner geführt hätte und nicht zuletzt Unzahl von Gerichtsprozessen, mit denen die Christmann-Gruppe Fischer aus der Wohnung herausklagen wollte – hat er auf einer Webseite dokumentiert.
Gerade erst hat er wieder einen Prozess gewonnen. Dass er nun endlich Ruhe haben wird, glaubt er nicht: Irgend etwas wird den Christmanns sicher einfallen. Auch er ist zu der Erkenntnis gekommen: „Verlasst euch nicht auf die Politik“
 

Das mussten auch die Mieter des Hauses Schönhauser Allee 90, die seit drei Jahren in einem eingerüsteten Haus wohnen, das langsam vor sich hinrottet.

Wenn der Eigentümer mal aktiv wurde, dann beim Schreiben von Kündigungen. Und sei es wegen „Stühle auf dem Balkon“. Das Bezirksamt bewegt auch hier nur im Schneckentempo, Hilfe gegen gegen jedwede Verdrängungsstrategie muss immer wieder lautstark eingefordert werden.

 

Ohne Druck von unten wird das nichts

In Prenzlauer Berg, im ganzen Bezirk Pankow, ist die Gentrifizierung, die Verdrängung von Mietern auf Grund galoppierender Mietpreise noch längst nicht abgeschlossen.
Das wissen auch die Organisatoren von „Wir bleiben alle“, die sich seit einiger Zeit Platzhaus auf dem Helmholtzplatz treffen,um Unterstützungsaktionen für bedrohte Mieter besprechen und hier auch in den vergangenen Tagen die Demo vorbereitet haben.

Denn auch wenn sich die Politik im Bezirk Pankow und im Land Berlin in den vergangenen fünf, sechs Jahren etwas in Richtung Mieterschutz bewegt hat – es reicht längst nicht aus.
Nur wenn die Betroffenen selbst laut werden ist Änderung zu erwarten – das ist die Erfahrung die viele machen mussten.

Diese Erkenntnis weiterzutragen, ist eines der Anliegen der Demonstrationsorganisatoren: Darauf aufmerksam machen, dass nichts von selbst läuft. Und so hoffen sie heute Nachmittag auf viele Teilnehmer, die deutlich sagen: Wir lassen uns nicht verdrängen – „Wir bleiben alle!“

Sich bewegen hilft.

 



 



Kommentar zu “Heute: „Wir bleiben alle!“-Demonstration gegen den Mietenwahnsinn”

  1. erst verhökern die Politiker Häuser und Grundstücke an (ausländische) sogenannte Investoren – die aber Abzocker sind – dann beklagen sich die politiker über die Entwicklung …..

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