Fahrradchaos am Bahnhof Schönhauser Allee nicht auflösbar?

 

Jeder, der an dem Stückchen Schönhauser Allee zwischen der Wichertstraße und dem S- und U-Bahnhof vorbeikommt, sieht vor allem eines: Fahrräder. In Zweier-, Dreier-,Viererreihen abgestellt, an irgendwelche Geländer gelehnt.

Mauergleich trennen sie Straße und Bürgersteig – und direkt vor den Schönhauser Allee Arcaden wuchert die Fahrradhecke in den Gehsteig hinein.
Das wird regelmäßig eng für die Passanten, und wer am Morgen sein Rad noch relativ frei an einen Bügel angeschlossen hatte, muss sich am Nachmittag durch die davor gestellten Räder graben.
Der Versuch, eine Postkarte an Tante Erna aus Köln-Wahn in den Briefkasten zu werfen, setzt zwangsläufig eine Klettertour oder aber ein beherztes Abräumen der den gelben und den grünen Kasten belagernden Drahtesel voraus.

Auf den ersten Blick erscheint auch unter dem U-Bahn-Viadukt, dem „Magistratsschirm“, die Situation nicht viel besser: Vom U-Bahnhofszugang bis hin zur Kreuzung Wichertstraße/Schönhauser Allee ist das Angebot an Fahrradbügel tagsüber praktisch ausgebucht. Im Umsteigebereich zur S-Bahn sind auch die Begrenzungsgitter von Fahrradschlössern eng umschlungen.

Es gibt, so scheint es, eine deutliche Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage.
 

Alles belegt… – oder?

Die FDP-Gruppe in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) – bestehend aus den bekennenden Radfahrern Sophie Regel und Thomas Enge – wollte dem Missstand an den Kragen und brachte einen Antrag in die BVV ein, in dem das Bezirksamt ersucht werden sollte, „die Anzahl von Fahrradabstellanlagen in direkter Umgebung des S- und U-Bahnhofes Schönhauser Allee signifikant zu erhöhen.“

Auch zwischen Bahnhof ubd Wichertstraße sind die Fahrradbügel oft ausgebucht

Und damit das nicht irgendwie am Bedarf vorbei gehe, sollte zugleich darauf geachtet werden, dass die Anlagen verschiedenen Fahrradtypen wie beispielsweise Lastenfahrräder, Räder mit Anhängern, Kinderräder, Handbikes, altersgerechte Dreiräder, Liegeräder und was sonst noch an Fahrradmodellen so existiert, Abstellmöglichkeiten bieten. 


Das klingt gut – und hat doch keine Chance auf Umsetzung.

Denn erstens ist da die Platzfrage: Wenn eh schon alles vollgestellt ist, wie und wo sollen dann noch „Abstellanlagen“ Platz finden? Und das gar für Lastenräder und Co.?

Auch das Bezirksamt, das zusammen mit der zuständigen Senatsverwaltung eine Doppelstockaufbewahrungsanlage am S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee einrichten möchte, weiß derzeit nicht, wo man den Platz dafür hernehmen könnte.

 

Rund 100 freie Abstellmöglichkeiten

Zum Zweiten: Der Eindruck trügt. Denn unterm Magistratsschirm drängeln sich die Bikes eben nur nur genau bis zur Rolltreppe, die zum Hochbahnsteig führt. Dahinter herrscht gähnenden Leere.

Das war auch der Grund, warum der Ausschuss dem Antrag fast einhellig die Zustimmung verweigerte. Selbst „bei stärkstem Berufsverkehr und schönstem Wetter“ heißt es in der Beschlussempfehlung des Verkehrsausschusses, stünden „in direkter Umgebung des S- und U-Bahnhofes Schönhauser Allee nach wie vor freie Fahrradabstellanlagen zur Verfügung.“ Für die Ausschussmehrheit sei damit die Grundlage des Antrages entfallen.

Von der Rolltreppe bis hin zur Kreuzung Stargarder Straße stehen die Fahrradbügel – sieht man mal vom dicken Taubenkot ab – völlig nackt in der Gegend herum und langweilen sich.

Warum das Angebot hinter der Rolltreppe mit gut 100 Anschlussmöglichkeiten nicht genutzt wird – darüber kann man nur spekulieren.
Die Entfernung zum U- und S-Bahnhofseingang kann es nicht sein, denn dann wären die nicht minder entfernten Bügel in Richtung Wichertstraße ebenfalls unbelegt.

 

Schlecht einsehbar, unbequem zu erreichen

Offenbar wirkt die Rolltreppe als optische und psychologische Barriere. Da, wo sich der Straßenübergang mit dem Übergang von U- und S-Bahn kreuzt, ist schlicht nicht zu erkennen, dass sich hinter der Rolltreppe noch leere Fahrradbügel befinden. Hinzu kommt, dass man sich mit dem Fahrrad erst durch die schmalen Gänge zwischen bugsieren muss, was gerade bei starkem Umsteigeverkehr hemmend wirkt.

Schmale Gasse, fehlende Hinweise

Eine teilweise Entfernung der Absperrgitter zur Straße südlich der Rolltreppe, um einen bequemen Weg zu den Fahrradbügeln unter dem Viadukt anzubieten, wird möglicherweise aus Verkehrssicherheitsgründen nicht zu realisieren sein. Hilfreich wäre aber ein in dem Antrag der FDP-Gruppe vorgeschlagenes Leitsystem zu zu schaffen, das auf die vorhandenen freien Fahrradparkplätze hinweist.

Auch der da enthaltende Vorschlag, an den Betreiber des Parkhauses der Schönhauser Allee Arcaden heranzutreten, um mit ihm die Errichtung von Abstellanlagen zu prüfen, ist gerade im Hinblick auf Lastenräder sicher etwas, das trotz des Negativvotums des Ausschusses weiter verfolgt werden sollte.

Da aber die Zahl der Fahrradfahrer weiter wächst, wird sich an der grundsätzlichen Situation mittelfristig nichts ändern. Es sei denn, die Politik entscheidet sich doch noch, wenigstens eine Autospur dem Radverkehr zuzuschlagen, um dem gewachsenen Radverkehr (dem ruhenden wie dem fahrenden) den entsprechenden Platz einzuräumen.

 

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9 Kommentare zu “Fahrradchaos am Bahnhof Schönhauser Allee nicht auflösbar?”

  1. Dodo Dronte

    Okt 09. 2018

    meine güte, kann doch nicht so schwer sein. wegen der tram-haltestelle sind da doch eh 2 ampeln für die autos … bei der ersten auf höhe der leeren bügel eine fußgängerampel für den zugang zu den leeren bügeln dazu und fertig! dann unter dem center zwischen burgerking und reisemarkt doppelstockanlagen errichten (dann müssen die weihnachtsbäume eben woanders verkloppt werden). und last but not least: die im weg stehenden räder vor den briefkästen etc. „abschleppen“ und erst gegen kostenerstattung herausgeben. zwar dürfen räder wohl fast überall parken, aber sie dürfen dabei niemanden behindern.

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  2. Wenn der Ausschuss nicht will, dann will er nicht.
    Gähn

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  3. Fahrradparkhäuser wie in Münster, Leipzig, Göttingen und den Niederlanden! Bei Autoparkhäusern geht so eine Entscheidung schnell! Wir brauchen Sie an vielen Kreuzungsbahnhöfe, wichtige Bahnhöfe und Innenstadt. Vielleicht wie in den oben genannten Städten mit Werksätte und Co.

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  4. Sogar Bernau hat ein richtig hübsches Fahrradparkhaus.

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  5. Jett Rink via Facebook

    Okt 10. 2018

    Ich habe nur den halbe artikel gelesen, aber die antwort ist einfach. Nehmt alle ständer weg und macht abstellverbotsschilder hin. Es ist echt eine unart, dass fahrräder als lastmile vehicle genutzt werden und dann den ganzen tag den öffentliche raum blockieren, besonders an orten, wo eh platzmangel herrscht. Es gibt leute, die haben eine rostlauen am abfahrtsbahnhof und eine zweite am zielbahnhof. Ich sehe einen demontierte kettler rahmen seit 3 jahre am bhf gesundbrunnen stehen.

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    • Jett Rink alle Ständer weg ist doch auch Schwachsinn! Wenn in Center willst wo soll dann das Rad hin? Und lieber paar Fahrräder als die ganzen Autos!

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    • Fahrräder blockieren also den ganzen Tag den öffentlichen Raum? Du verwechselst da was. Das eigentliche Problem ist der enorme Platzbedarf der Autos. Es gibt an besagter Stelle 6 Spuren auf der Straße. Da muss man ran und Platz wegnehmen und schon ist die Sache gelöst. Mit einem Verbotsschild änderst du nichts und schadest noch dem Klima, wenn noch mehr Leute das Auto nehmen.

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  6. Was fūr win ausgesucht igboranter Kommentar. Besser 2 Fahrräder an w Bahnhöfen ask einmal täglich MIT dem Spritt schluckenden Vehikel dutch die Stadt. Ads kosher veil mehr: Luft und Platz mal mindestens. In den NL gift es in Der notch so kleinsten Kleinstadt Fahrradparkhãuser.

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  7. Jett Rink via Facebook

    Okt 10. 2018

    Angenommen links steht eine Strassenbahn und rechts ein bus. Wie kommt das einsatzfahrzeug durch? Denn die strasse ist nicht nur für autofahrer da. Sogar radfahrer fahren drauf.also vorsicht…
    Und zu dem. Wo sollen die besucher des centers parken. Das ist ein problem der arcaden. Da muss sich niemamd aus den öffentlichen ämptern drum kümmern. Die können zum beispiel dean und david kündigen und in dem laden dann 30 fahrradständer hin stellen. Bezahlfahrradständer 🙂

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