Unmittelbar vor der heute Abend stattfindenden Informationsveranstaltung über die Zukunft des „Pankower Tor“ genannten Geländes des ehemaligen Güter- und Rangierbahnhofs Pankow, wurde heute der vorgesehene Zeitfahrplan für das sein rund einem Jahrzehnt schwebende Vorhaben bekanntgegeben.
Danach soll ohne jeden weiteren Verzug ein städtebaulicher Planungswettbewerb ausgeschrieben werden. Parallel dazu wurde eine Onlineplattform freigeschaltet, auf der Anwohner und alle anderen Interessierten ihre Wünsche und Vorstellungen darstellen können.
Für das Frühjahr 2019 ist eine Bürgerwerkstatt geplant, auf der die Zwischenergebnisse präsentiert werden sollen und weitere Vorschläge eingeholt werden sollen. Auch eine Informationstour mit einem „Dialogkiosk“ durch die benachbarten Stadtteile ist vorgesehen.
2.000 Wohnungen, Möbelmarkt, Einkaufszentrum,eine Schule
Im Sommer soll dann der Siegerentwurf vorgestellt und danach konkretisiert werden. Auch die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens ist für das kommende Jahr vorgesehen, das dann im Jahr 2021 mit der Erteilung des Baurechts gekrönt werden soll
Eigentümer ist ein Unternehmen des Möbelhaustycoons Kurt Krieger (Höffner, Möbel-Krieger, Möbel-Kraft, Sconto), der seit rund zehn Jahren versucht, auf dem Gelände einen Möbelmarkt, einen Möbeldiscounter und ein Einkaufszentrum zu errichten.
Während die Möbelmärkte stets unstrittig waren, erregte das von Krieger geplante Einkaufszentrum lange Zeit den Widerwillen der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Erst im Zuge eine Deals „Wohnungsbau gegen Erlaubnis für ein Einkaufszentrum“ ließ sich der Senat schließlich erweichen, grundsätzlich ein Shoppingcenter zu genehmigen. Hatte Krieger anfangs angeboten, 500 Wohnungen zu bauen, sind bei einer Grundsatzvereinbarung, die im April dieses Jahres zwischen dem Land Berlin, dem Bezirk Pankow und dem Eigentümer abgeschlossen wurde, mittlerweile 2.000 Wohneinheiten festgeschrieben worden.
Von dem ursprünglichen Gedanken, je eine Schule am Bahnhof Pankow und am Bahnhof Heinersdorf zu bauen, ist man abgekommen, stattdessen sieht die Grundsatzvereinbarung nun eine dreizügige Schule im Zentrum des Geländes vor.
Zukunft des Lokschuppens weiter umstritten
Das Einkaufszentrum soll an der Ostseite der Berliner Straße und ein Möbelmarkt an der Prenzlauer Promenade entstehen. Westlich der Berliner Straße ist ein Grünstreifen vorgesehen.
Strittig ist nach wie vor der östliche Teil des Areals mit dem denkmalgeschützten, aber dem Verfall preisgegebenen Rundlokschuppen und dem daneben gelegenen ehemaligen Einsenbahngekände. Einen Rechtsstreit zur Sicherung des Bauwerks hatte der Bezirk verloren, bei einem weiteren steht die Entscheidung noch aus.
Eigentümer Kurt Krieger wollte jenes Grundstücksteil dem Land Berlin sogar schenken. Die so großzügig bedachten waren allerdings skeptisch, denn rund 100 Jahre lang wurden an diesem Ort Dampflokomotiven geparkt und repariert – die Sanierung des schadstoffbelasteten könnte ungeahnte Kosten verursachen.
Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, will Krieger das Gebäude abreißen.
Rotrotgrün uneins
Während SPD und Linke im Bezirk hinter dem Projekt stehen, stehen die Bündnisgrünen dem Vorhaben seit jeher kritisch gegenüber.
So hatte der grüne Abgeordnete Andreas Otto in einem Gastbeitrag für die Prenzlberger Stimme im Februar dieses Jahres dafür plädiert, auf dem Gelände mindestens 3.000 zu bauen und dort „ein lebendiges Quartier, mit Wohnhäusern, die im Erdgeschoss Geschäfte und Kneipen haben, mit Gewerbeflächen für kleine Betriebe, die aus den Altbaugebieten gerade verdrängt werden, mit Schulen, Sportflächen, Kultur und allem was dazu gehört“ zu errichten – ob mit oder ohne Kurt Krieger. Zur Not müsste das Land Berlin Kurt Krieger die Fläche eben abkaufen.
Zuvor hatte sich der Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar schon dagegen gewandt, auf der Fläche Parkplätze für das Möbelhaus zu genehmigen: „Entweder ein Möbelhaus ohne Parkplätze – oder gar keins!“
So ist es nicht verwunderlich, dass das Verhältnis zwischen der Möbelhaus-Großunternehmer und den Bündnisgrünen herzlich kühl ist.
Während Kurt Krieger im vergangenen Jahr die Einladung zum Sommerfest der Linken Pankows gern annahm, sagte er eine geplante Veranstaltung der Bündnisgrünen zum Thema Pankower Tor kurzerhand ab: Angeblich hindere ihn der Ankauf eines anderen Unternehmen an der Teilnahme der Diskussion.
Eine Absage Kriegers heute Abend ist eher nicht zu erwarten – dafür aber sicher eine lebhafte Debatte über die Zukunft des Pankower Tors.